Mein Business: "Do small things with great love"

Die promovierte Kunsthistorikerin Veronika Korbei beschäftigte sich bisher mit Kunst-, Kultur-, und Ideengeschichte. Nach ihrem Umzug von London zurück nach Wien entschied sie sich spontan zur Übernahme eines Geschäfts und ist nun Besitzerin einer Rahmenhandlung mit angeschlossener Galerie.

Stellen Sie uns bitte Ihr Unternehmen in zwei Sätzen vor …
Veronika Korbei:
Bei M2 findet man antike, Vintage und moderne Rahmen. In der Galerie stelle ich alte und neue Druckgrafik aus, Fotografie, Fine Art Prints sowie einige Werke in Öl.

Im Dossier "Mein Business" stellen Alumni der Universität Wien ihr Startup vor und verraten Tipps und Tricks für (zukünftige) GründerInnen. Das Dossier läuft in Kooperation zwischen dem uni:view-Magazin, der DLE Forschungsservice und Nachwuchsförderung und dem Alumniverband.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen – und wann stand fest: Ich gründe eine Firma?
Korbei:
Die Idee kam spontan, als die Vorbesitzerin erwähnte, dass sie in Pension gehen würde. Ich sah viel Potenzial in den Räumlichkeiten, der Lage und dem passiven Warenlager und sprach die damalige Besitzerin sofort an. So kamen wir ins Gespräch – und ich zu meinem Geschäft.

Sie haben Kunstgeschichte an der Universität Wien studiert. Inwiefern hat ihr Studium beim Weg in die Selbstständigkeit eine Rolle gespielt?
Korbei:
Mein Studium hat den theoretischen Grundstein gelegt, zum Umsetzen einer scheinbar kühnen Idee brauchte es jedoch mehr Wissen – und viel Mut und Wollen. Den Schritt in die Selbstständigkeit habe ich mir selbst erarbeitet, zwischen zwölf und 18 Monate braucht so ein Prozess, mindestens.

Haben Sie sich das Gründen so vorgestellt?
Korbei:
Ja, eigentlich schon. Ich habe mich mit einem Businessplan, der mir hauptsächlich als Check-Liste diente, gründlich auf die verschiedenen theoretischen und praktischen Abschnitte des Gründens vorbereitet. Mithilfe der exzellenten Mitarbeiter der Wiener Wirtschaftskammer konnte ich die bürokratischen Schritte fehlerfrei erledigen. Ich war aufgeregt, ob ich wirklich an alles gedacht hatte, aber ich wurde wirklich laufend toll unterstützt und so lief alles reibungslos.

Weiterbildungsprogramm des WTZ Ost ist online
Das WTZ Ost bietet auch dieses Jahr wieder zahlreiche Workshops rund um das Thema Entrepreneurship an: von Ideenfindung über Design Thinking bis hin zu Prototyping und Storytelling. In verschiedenen Hubs des WTZ Ost können dann Projekte danach weiterentwickelt werden – aktuelle Calls dazu befinden sich auf der Website des WTZ

Was war für Sie die größte Herausforderung?
Korbei:
Die betriebswirtschaftliche Seite. In der Kunstgeschichte brauchte ich bisher wenig Wissen über Kredite, Finanzen, Preis-Leistungs-Kalkulationen, Umsatzsteuer, Sozialversicherungskosten etc. In diese Thematiken musste ich mich gründlich einarbeiten, auch hier nicht ohne Unterstützung.

Ihr schönster Augenblick?
Korbei:
Die Eröffnungsfeier. Anfang Oktober 2017 schloss ich regelmäßig das Geschäft auf, ohne große Ankündigung. Immer öfter ging die Tür auf und KundInnen, neugierige NachbarInnen und AnrainerInnen kamen herein. Die Eröffnungsfeier war dann der beste Moment: Ich war in der Selbstständigkeit angekommen und wurde als Geschäftsfrau wahrgenommen.

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Haben Sie Vorbilder?
Korbei:
Nein, eigentlich nicht. Ich will es so gut machen, wie ich es gerade kann. Ich versuche, das Geschäft mit wenig Erwartungen anzugehen und im ersten Jahr nach der Gründung geht es mir ums Ausloten der Umgebung und den Aufbau eines KundInnenstocks. Ich gehöre nicht zu den "the sky is the limit"-Typen. Ich halte den Ball gern flach.

Welche Tipps würden Sie Ihrem damaligen "Gründer-Ich" aus heutiger Sicht geben?
Korbei:
Versuche, einige Aktivitäten an andere zu delegieren, und geh vor ein Uhr früh schlafen! ;)

Wie hätte Sie die Uni mehr unterstützen können?
Korbei:
Braucht ein theoretisches Studium wie die Kunstgeschichte eine Vorlesung zu den praktischen Fähigkeiten, die man im Geschäftsleben braucht? Vielleicht. Hätte ich vom Mentoring-Programm (das im Rahmen des u:start-Alumni-Gründungsprogramms angeboten wird, Anm.) gewusst, hätte ich es vielleicht damals in Anspruch genommen. So kam ich erst über den Alumniverband darauf, dass die Uni Unterstützung für die Selbstständigkeit anbietet.

Steckbrief
Name: Veronika Korbei        
Alter: 42
Studium: Kunstgeschichte
Gründungsjahr: 2017
Mein Business: Antiker und moderner Rahmenhandel und Galerie
Mein Motto: Do small things with great love
Mein Tipp für GründerInnen: Sucht Euch ein gutes, vertrauenswürdiges Team und Umfeld, wo man ehrlich und realistisch mit Euch über Eure Ideen nachdenkt. Ihr könnt vielleicht alles alleine machen, aber mit der Hilfe anderer geht manches leichter von der Hand.
Link zur Webseite: www.m2korbei.at

Das Interview führte Siegrun Herzog vom Alumniverband.