Geschichte der ältesten asiatischen Weltkarte

Am Freitag, 25. November, und Mittwoch, 30. November 2011, findet in Wien der Workshop "Visual Historiography" statt. Internationale ForscherInnen beschäftigen sich mit Kartographie und Geschichtsschreibung zwischen "Ost und West".

Fast vier Meter breit und über ein Meter fünfzig hoch ist die berühmte chinesische Weltkarte "Kun yu wan guo quan tu" des Jesuiten Matteo Ricci, die 1602 während seiner Missionstätigkeit in China entstanden ist. Die früheste bekannte chinesische Weltkarte im Stil europäischer Karten aus dem Bestand der Kartensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek bildet den Ausgangspunkt für den internationalen, zweitägigen Workshop "Visual Historiography" an der Österreichischen Nationalbibliothek und der Universität Wien. Organisiert wird die Veranstaltung von Deborah Klimburg-Salter und Sebastian Schütze vom Institut für Kunstgeschichte im Rahmen der Interfakultären Forschungsplattform und Dokumentationsstelle für die Kulturgeschichte Inner- und Südasiens (CIRDIS) und des FWF-Nationalen Forschungsnetzwerks "Kulturgeschichte des westlichen Himalaya seit dem 8. Jahrhundert" der Universität Wien sowie von Marion Meyer, Sprecherin des Forschungsschwerpunkts Visuelle Kulturgeschichte an der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät.

Mapping the World

Der erste Tag steht unter dem Motto "Mapping the World. Cartographic concepts in light of Matteo Ricci's Chinese World Map (1602) in East-West perspective" und fokussiert auf die Entstehungsgeschichte der sinozentristischen Weltkarte im Austausch zwischen Ost und West und ihrer Typologie bis heute. Nicht zuletzt wird das wichtige Thema der Bewahrung des wertvollen Wiener Exemplars thematisiert. Die große Weltkarte der zehntausend Länder "Kun yu wan guo quan tu" ist nur am Freitag, 25.November 2011, in der Österreichischen Nationalbibliothek zu sehen. Gezeichnet von einem italienischen Jesuitenmissionar am Ming Gericht, dokumentiert die Weltkarte eine prägende kulturelle Begegnung zwischen Ost und West, gleicht traditionelle Weltsichten und mathematische Ansätze ab und wirft Fragen auf über die chinesisch-italienische geistig-visuelle Geschichte wie auch über die Kartographie als visuelles Medium der Kommunikation.

Nach der Begrüßung durch Deborah Klimburg-Salter, Leiterin der Forschungsplattform CIRDIS, Forscherin des Jahres 2007 und Expertin für Ostasiatische Kunstgeschichte, Handschriftsmalerei und südasiatische Archäologie, eröffnet Susanne Weigelin-Schwiedrzik, Kulturwissenschafterin und Vizerektorin der Universität Wien, die Veranstaltung. Karel Kriz vom Institut für Geographie und Regionalforschung spricht einleitend zu "Esthetics and Design in Cartography - Means of Communication". Anschließend beschäftigen sich internationale und nationale ExpertInnen – Eugene Wang (Harvard University), Ute Landwehr (Österreichische Nationalbibliothek), Sebastian Schütze (Universität Wien) und William Cartwright (Royal Melbourne Institute of Technology) – aus unterschiedlichen Perspektiven mit "Matteo Ricci's Map of the World".

Aspekte visueller Geschichtsschreibung

Der zweite Workshoptag widmet sich den Aspekten der vielfältigen Interpretationen der Geschichtsschreibung im Ost-West-Austausch und den visuellen Medien in asiatischer, südasiatischer und europäischer Kunstgeschichte sowie in der klassischen Archäologie. Im Fokus stehen u.a. Stadtbilder in Ost und West.

Nach der Begrüßung durch Viktor Schwarz, Dekan der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät und Experte auf dem Gebiet der Visuellen Medien im christlichen Kult, führt Deborah Klimburg-Salter ins Thema das Tages – "Visual Historiography – Global Perspectives" – ein. Es referieren Thomas Schäfer (Universität Tübingen), Parul Mukherji (Jawaharlal Nehru University, New Delhi), Juliane Noth (Freie Universität Berlin) und Bernd Roeck (Universität Zürich). Beide Veranstaltungstage klingen mit einer abschließenden Diskussion aus. (red)

Workshop "Visual Historiography"
Freitag, 25. November 2011, 14 Uhr:
"Mapping the World. Cartographic concepts in light of Matteo Ricci's Chinese World Map (1602) in East-West perspective"
Österreichische Nationalbibliothek, Oratorium
Josephsplatz 1, 1010 Wien
Plakat (PDF)

Mittwoch, 30. November 2011, 10 Uhr:
"Visual Historiography – Global Perspectives":
Institut für Kunstgeschichte
Campus der Universität Wien, Hof 9, Seminarraum 1
Spitalgasse 2,1090 Wien
Plakat
Programm "Visual Historiography" (PDF)

Der Eintritt zu allen Vorträgen ist frei.

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