Im Rückblick: Dies Academicus 2017
Redaktion (uni:view) | 14. März 2017Am 13. März 2017 feierte die Universität Wien ihren 652. Jahrestag. Am Festprogramm standen dieses Jahr die "Promotion sub auspiciis", die Stipendienverleihung sowie erstmals der ERC-Talk "Science & Drinks". Sehen Sie hier einige fotografische Eindrücke und ein Video aus den Festsälen.

Der Hausherr, Rektor Heinz W. Engl, begrüßt zu Beginn der Feierlichkeiten alle Gäste und verkündet, dass Bundespräsident Alexander Van der Bellen aus gesundheitlichen Gründen absagen musste und von Vizekanzler Reinhold Mitterlehner vertreten wird. In seiner Rede blickt Rektor Engl auf das erfolgreiche Jubiläumsjahr der Universität Wien zurück und freut sich über das Ergebnis einer aktuellen Imageanalyse, die belegt, dass die Universität ihre Leistungen in der Öffentlichkeit gut dargestellt hat. U.a. mit ihrem Motto "Offen für Neues" und der Semesterfrage nimmt die Universität Wien die Aufgabe ernst, Relevanz und Nutzen von Forschung und Lehre für die Weiterentwicklung der Gesellschaft und für die Bildung künftiger Generation aufzuzeigen.

Drei AbsolventInnen von der Universität Wien promovieren heuer "sub auspiciis" und erhalten die in Österreich höchste Auszeichnung für ein Studium (v.l.n.r.): Christian Leitold, Anna Ransmayr und Peter Poier. Ein sehr guter Erfolg in allen Oberstufenklassen, eine Reifeprüfung mit Auszeichnung, ein Studienabschluss, in dem alle Teile der Diplom- bzw. Bachelor- und Masterprüfungen sowie das Rigorosum mit "Sehr gut" beurteilt werden, dazu Bestbeurteilungen bei der Diplom- bzw. Masterarbeit und Dissertation – so die Voraussetzungen für eine "Promotio sub auspiciis praesenditis rei publicae."

Anna Ransmayr vom Institut für Byzantinistik und Neogräzistik tauchte für ihre Dissertation "Untertanen des Sultans oder des Kaisers" tief in die Geschichte der beiden griechischen Gemeinden während der Habsburgermonarchie ein. Themen sind u.a. Identität und Zugehörigkeit – Ransmayr beweist mit ihrer Arbeit, dass historische Forschung aktuell sein kann. Ihre Doktormutter Maria Stassinopoulou bezeichnet die herausragende Quellenarbeit von Anna Ransmayr als Pionierleistung und betont u.a. die wissenschaftliche Begeisterung, Kreativität sowie systematische und produktive Herangehensweise ihrer Dissertantin.

In seiner Laudatio für Christian Leitold betont Physiker und Doktorvater Christoph Dellago neben den herausragenden wissenschaftlichen auch die menschlichen Qualitäten des Jungwissenschafters. Für ihn war es "ein Glück, dass Christian an meine Tür klopfte, um bei mir seine Diplomarbeit und dann Dissertation schreiben zu wollen". Er habe Ausdauer gezeigt, die belohnt wurde. Er wünsche ihm alles Gute auf seinem weiteren Karriereweg, der ihn als Postdoc nun an die University of California führt.

Peter Poiers Spezialgebiete sind Computersimulationen und Polymerphysik. Mit seiner exzellenten Dissertation "Coarse-Graining and Structure of Semiflexible Ring Polymers in the Bulk and under Confinement" fand er Antworten und schuf Anknüpfungspunkte für die Forschungsgemeinschaft. Physikalischer Instinkt gepaart mit mathematischer Fähigkeit, Originalität und hohe Arbeitsmoral – Christos Likos vom Institut Computergestützte Physik spricht lobende Worte über seinen Dissertanten Peter Poier.

Stellvertretend für den Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen verleiht Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner die Doktorwürde "sub auspiciis" an die besten Köpfe des wissenschaftlichen Nachwuchs. Dass die Universität Wien in verschiedenen Forschungsbereichen exzellent sei, zeige sich nicht nur an den drei PromoventInnen, sondern auch an den 37 ERC-Grants und der Platzierung der Universität Wien im IQS-Ranking, betont Mitterlehner in seiner Rede.

Im Namen aller drei PromoventInnen spricht Anna Ransmayr die Dankesworte. Durchaus auch kritische Worte findet sie in Bezug auf die derzeitige Situation von JungwissenschafterInnen, die mehr oder weniger genötigt sind, sich von Forschungsantrag zu Forschungsantrag vorzuarbeiten und so zu "Forschungsnomaden" werden. Auch durch den hohen Publikationsdruck habe sie den Eindruck, dass Quantität oft vor Qualität stehe.

Anschließend an die akademische Feier im vollbesetzten Großen Festsaal findet am Nachmittag des Dies Academicus die alljährliche Stipdendienverleihung an erfolgreiche NachwuchswissenschafterInnen statt. Vizerektor Faßmann eröffnet die Veranstaltung mit einer Vorstellung der Nachwuchsförderung an der Universität Wien.

Als Gewinnerin des Bank Austria Forschungspreises 2017 präsentiert Andrea Lehner ihr Forschungsprojekt "Die Straftatbestände zur Bekämpfung der Terrorismusfinanzierung".

Auch Christina Böhm von der Fakultät für Informatik wird für Ihre Erfolge im Bereich der Educational Technologies ausgezeichnet. Im Namen der Bank Austria überreicht Markus Rädler die Schecks an die GewinnerInnen.

Es folgt die Verleihung der Doc.Awards 2016 (im Bild: Klaudija Sabo). Diese werden jährlich von der Stadt Wien für JungwissenschafterInnen aller Fachrichtungen und deren hervorragende Forschungsleistungen im Rahmen ihrer Dissertation gestiftet.

Das abschließende Gruppenfoto zeigt die GewinnerInnen der Bank Austria Forschungspreise und der Doc.Awards gemeinsam den Laudatoren und anderen Ehrengästen.

Auf dem festlichen Empfang können sich die klugen Köpfe feiern und den Nachmittag ausklingen lassen.

Im Rahmen des Dies Academicus findet heuer zum ersten Mal der ERC-Talk unter dem Motto "Science & Drinks" statt. Anlass der Veranstaltung ist die europaweite ERC-Week zum 10-jährigen Bestehen des European Research Council (ERC).

Georg Gottlob, Professor an der University of Oxford, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Universität Wien und selbst ERC-Preisträger, hält die Eröffnungsrede. Darin betont er wie wichtig dieser europäische Grant sei, um Machtstrukturen zu durchbrechen und die Mobilität der WissenschafterInnen zu fördern.

Insgesamt 13 ERC-PreisträgerInnen der Universität Wien präsentieren nicht nur auf unterhaltsame Weise ihre Forschungsprojekte, sondern sie stellen sich dabei auch den Fragen der Gäste, die aus KollegInnen, JungwissenschafterterInnen und wissenschaftlich interessierten Menschen bestehen. Der Bogen spannt sich von Quantenphysik, Mikrobiologie und Chemie bis hin zu Philosophie.

Im Bild Philosoph Martin Kusch, der sein ERC-Projekt "The Emergence of Relativism – Historical, Philosophical and Sociological Perspectives" seinen interessierten Gästen näher bringt und auch philosophische Fragestellungen dabei diskutiert.

Der Meeresringelwurm Platynereis dumerilii, der sich nach dem Mondzyklus als "innere Uhr" in seinem Fortpflanzungsrhythmus richtet, steht im Mittelpunkt des ERC-Projekts der Neurobiologin Kristin Teßmar-Raible. Nach spannenden und interessanten Forschungsgesprächen klingt der Dies Academicus dann noch bei einem kleinen Buffet aus. (Text: Theresa Dirtl und Hanna Möller, Fotos: Universität Wien)
Von Quantenphysik bis hin zu Philosophie: Beim ERC-Talk präsentierten 13 ERC-PreisträgerInnen der Universität Wien auf unterhaltsame Weise ihre Forschungsprojekte einem breiten Publikum aus KollegInnen, JungwissenschafterterInnen und wissenschaftlich interessierten Menschen. Anlass der Veranstaltung war die europaweite ERC-Week zum 10-jährigen Bestehen des European Research Council (ERC). Zum Video