Wittgenstein-Preisträgerin Monika Henzinger: Algorithmen für ein besseres Internet

Porträtfoto von Monika Henzinger

Monika Henzinger, Leiterin der Forschungsgruppe Theory and Applications of Algorithms an der Uni Wien, ist Österreichs neue Wittgenstein-Preisträgerin. Mit der hohen Auszeichnung will die Algorithmen-Forscherin ihre Forschungsgruppe erweitern und den internationalen Austausch ausbauen.

"Ich möchte der internationalen Jury sowie dem FWF für diese großartige Auszeichnung danken", so Monika Henzinger in einer ersten Reaktion. "Sie gibt meiner Forschung und der Informatik in Österreich weiteren Aufschwung und Sichtbarkeit. Das ist sehr wertvoll, denn wir benötigen dringend mehr Talente, die verstehen, wie unsere digitale Welt funktioniert – und wie man sie auch verbessern kann."

Monika Henzinger ist seit 2009 Professorin an der Universität Wien. Nach dem Informatik-Studium in ihrem Herkunftsland Deutschland promovierte sie an der Princeton University in den USA und erhielt eine Assistenzstelle an der Cornell University. Ein zwischenzeitlicher Wechsel in die Privatwirtschaft gipfelte in Henzingers Position als Forschungsdirektorin beim Digitalkonzern Google.

Monika Henzinger im Interview
Lesen Sie hier ein aktuelles Interview mit Monika Henzinger über "Neue Algorithmen, die die Privatsphäre besser schützen" und erfahren Sie mehr über die Wittgenstein-Preisträgerin 2021 im Video-Beitrag des FWF.

Zurück im akademischen Bereich war sie Professorin an der EPF Lausanne in der Schweiz, von wo sie schließlich nach Wien wechselte. Sie ist Verfasserin von über 200 wissenschaftlichen Arbeiten und hält über 80 Patente. Zu ihren zahlreichen wissenschaftlichen Auszeichnungen gehören zwei Advanced Grants des Europäischen Forschungsrates ERC, die sie 2014 und 2021 erhielt. Aktuell leitet Henzinger auch das FWF-Projekt "Fast Algorithms for a Reactive Network Layer".

In ihrer Forschungsgruppe "Theorie und Anwendungen von Algorithmen" an der Universität Wien ist Monika Henzinger auf die Gestaltung algorithmischer Systeme spezialisiert, unter anderem im Bereich der Analyse großer Datenmengen. Zu ihren Forschungsbereichen gehören computergestützte Verifizierung, Algorithmiksysteme auf Basis der Graphentheorie, verteiltes und paralleles Rechnen sowie algorithmische Spieltheorie. Einen neuen Schwerpunkt legt sie auf "Differential Privacy", wodurch personenbezogene Informationen innerhalb großer Datenmengen beweisbar geschützt sind.

Podcast mit Monika Henzinger
Monika Henzinger hat früh ihr Interesse für Informatik und ganz speziell Algorithmen entdeckt. "Ich liebe es, Algorithmen zu verstehen", sagt die Uni Wien-Professorin. Im Audimax-Podcast erklärt Henzinger die Grundlagen und unterschiedlichen Arten von Algorithmen, warum der Begriff einen schlechten Ruf hat und warum es notwendig ist, die Kerninformatik zu stärken.

Jurybegründung: Bahnbrechende Beiträge zur Informatik

"Monika Henzinger war bzw. ist eine führende wissenschaftliche Persönlichkeit sowohl in der Industrie – unter anderem als erste Forschungsdirektorin bei Google – als auch in der Wissenschaft", so die START-/Wittgenstein-Jury in ihrer Begründung. Und weiter: "Ihre Arbeit ist innovativ, wirkungsvoll und sowohl in akademischen als auch in industriellen Spitzenkreisen hoch angesehen."

Monika Henzingers Forschungen wurden bereits mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt, darunter zwei European Research Council Advanced Grants. Sie hält Mitgliedschaften in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, der Academia Europaea und den Wissenschaftsräten von Österreich und der Schweiz. Zudem ist sie Fellow der Association of Computing Machinery – eine Auszeichnung, die nur an die besten ein Prozent der Informatiker weltweit vergeben wird.

Der Wittgenstein-Preis richtet sich an exzellente Forscherinnen und Forscher aller Fachdisziplinen. Die mit 1,5 Millionen Euro dotierte Auszeichnung unterstützt die Forschung der Preisträgerin/des Preisträgers und garantiert Freiheit und Flexibilität bei der Durchführung. Forschende können so ihre Forschungstätigkeit auf international höchstem Niveau vertiefen.

Die START-/Wittgenstein-Jury besteht aus 13 Spitzenforscherinnen und Spitzenforschern, darunter befinden sich mit Bruce Beutler (2011, Physiologie/Medizin) und Stefan Hell (2014, Chemie) auch zwei Nobelpreisträger. Vorsitzende der Jury ist Janet Wolff, University of Manchester, UK.

Austausch zum Thema "Differential Privacy"

Mit dem Wittgenstein-Preis möchte Monika Henzinger zunächst ihre Forschungsgruppe erweitern und verstärkt Expert*innen nach Wien einladen, um Workshops zu veranstalten und so einen Wissensaustausch zu ermöglichen. Neue Laufbahnstellen sollen es gestatten, qualifiziertere und erfahrenere Wissenschafter*innen anzuziehen.

Im Rahmen des "Distinguished Visiting Austrian Chair Professorship" wird Monika Henzinger zudem die kommenden sechs Monate an die Stanford University gehen. Dort wird sie sich unter anderem mit der Digitalszene zum Thema Differential Privacy austauschen – einem speziellen Algorithmus, der eine Anfrage durchführt, verändert und die Daten ganz leicht verfälscht. Statistisch gesehen sind diese Änderungen irrelevant, die Antworten, die aus großen Datenmengen über Gruppen von Menschen gezogen werden, sind noch immer sehr aussagekräftig. Die Verfälschung versteckt aber die Informationen zu einzelnen Personen so gut, dass sie garantiert geschützt sind. (red)