Rund um die Uni (Teil 3)

Im dritten Teil unserer Reihe nehmen wir euch mit auf den ältesten jüdischen Friedhof Wiens und besuchen die Drogensammlung und die Pharmaziehistorische Sammlung der Universität Wien.

Jüdischer Friedhof in der Seegasse

Versteckt im Innenhof eines SeniorInnenwohnheims befindet sich im Servitenviertel im 9. Bezirk der älteste erhaltene jüdische Friedhof Wiens. Der rund 2.000 Quadratmeter große Friedhof wurde 1540 angelegt und beheimatete ursprünglich 931 Grabsteine. Im Nationalsozialismus wurde er wie viele andere aufgelöst und durch Exhumierungen und die Entwendung von Grabsteinen geschändet. Einigen jüdischen Gemeindemitgliedern gelang es, Grabsteine und Gebeine auf dem Zentralfriedhof zu verstecken. Auch auf dem Friedhof in der Seegasse selbst vergruben sie einige Grabsteine und schützten sie vor der Zerstörung durch die Nationalsozialisten.



"Im Rossauer Friedhof ruhen zentrale Gestalten der jüdischen Wiener Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert wie Oberrabbiner Samson Wertheimer und der Bankier Samuel Oppenheimer. Die heute erhaltenen 50 Grabsteine sind ein steinernes Zeugnis für die durch das 'Dritte Reich' vernichtete jüdische Kulturgeschichte", erläutert Klaus Davidowicz, Professor für Judaistik an der Universität Wien.



Wiederentdeckte Grabsteine


Die auf dem Zentralfriedhof versteckten Grabsteine wurden in den 1980er Jahren wiederentdeckt und in die Seegasse zurückgebracht. Im September 1984 wurde der Friedhof wieder eingeweiht.

Sanierung

Verwaltet wird der Friedhof heutzutage von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Seit 2004 wird er von der Stadt Wien saniert und es wird versucht, den Zustand vor der nationalsozialistischen Herrschaft wiederherzustellen. Dank eines Plans aus dem Jahr 1917 können viele der auf dem Gelände vergrabenen Grabsteine an ihrem ursprünglichen Platz wieder aufgestellt werden – bislang wurden rund 75 Steine restauriert und über 50 wieder aufgestellt.



Achtung: Derzeit ist der jüdische Friedhof aufgrund der Sanierungs-Bauarbeiten leider gesperrt!



Jüdischer Friedhof Seegasse

Seegasse 9-11, 1090 Wien
Öffnungszeiten Montag bis Freitag von 7 bis 15 Uhr. Zugang über die rote Tür des SeniorInnenwohnheims Rossau.
Achtung: Derzeit ist der jüdische Friedhof aufgrund der Sanierungs-Bauarbeiten leider gesperrt!

Zur Geschichte des jüdischen Friedhofs
Institut für Judaistik der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät
Wiener jüdische Friedhöfe
Israelitische Kultusgemeinde Wien


Historische Sammlungen des Instituts für Pharmakognosie

Über 18.000 Drogen und rund 2.000 pharmazeutische Geräte enthalten die historischen Sammlungen des Instituts für Pharmakognosie der Universität Wien. Was für Drogen das sind – nämlich "Drogen in ihrer pharmazeutischen Bedeutung", hat uns Liselotte Krenn bei einer Führung erklärt.

Pharmaziehistorische Sammlung

Im ersten Teil der Führung durch die historischen Sammlungen des Instituts für Pharmakognosie gibt es verschiedenste pharmazeutische Geräte u.a. aus dem 19. Jahrhundert, darunter Mörser, Rezepturzubehör und kupferne Destillieranlagen, zu entdecken. Der Großteil der Objekte wurde 1977 aus dem Bestand der ehemaligen k.u.k. Hofapotheke übernommen.

Ein besonderes Sammlungsstück sticht gleich zu Beginn ins Auge – ein Mumienkopf aus dem 19. Jahrhundert. "Teile ägyptischer Mumien wurden seit dem 14. Jahrhundert unter der Drogenbezeichnung 'Mumia' zur Herstellung von Arzneien, u.a. Wundmitteln, verwendet. Auf Grund der hohen Preise für ägyptische Mumienteile kam es seit dem Spätmittelalter zu zahlreichen Fälschungen", erklärt Liselotte Krenn vom Institut für Pharmakognosie, die für die Organisation der Führungen durch die historischen Sammlungen verantwortlich ist.



Nach Europa wurde die Droge "Mumia" in Form von ganzen "Mumien-Köpfen" oder als Pulver importiert. Am Ende des 18. Jahrhunderts verschwand die Droge wieder aus den europäischen Arzneibüchern.



Nur wenige Schritte vom Mumienkopf entfernt fällt der Blick auf einen großen Glaskasten, der säuberlich aufgereihte Glasflaschen mit Malteser-Emblem, Arzneitaschen und Transportkisten enthält. Diese Gegenstände aus dem Bestand des Sanitätsdiensts der Malteser dienten während des Ersten Weltkriegs zur Versorgung verletzter Soldaten.



Der Sanitätsdienst der Malteser versorgte während des Ersten Weltkriegs die Verwundeten nicht nur in Feldlazaretten unmittelbar hinter der Gefechtslinie, sondern transportierte die Kriegsversehrten auch mittels sogenannter Sanitätszüge in Spitäler im Landesinneren. Im Ersten Weltkrieg wurden auf diese Weise über 500.000 Verwundete transportiert.



Insgesamt umfasst die beeindruckende Pharmaziehistorische Sammlung der Universität Wien 2.000 Objekte; seit dem Umzug des Instituts in das damals neue Pharmaziezentrum im Jahr 1994 sind die interessantesten Sammlungsobjekte in einem eigens dafür vorgesehenen Museumsraum für das breite Publikum zugänglich (nach Terminvereinbarung).

Drogensammlung


Der zweite Teil des Rundgangs führt uns durch die Drogensammlung des Instituts für Pharmakognosie. Was der oder die PharmazeutIn unter Drogen versteht, das erklärt Liselotte Krenn genauer – damit niemand auf falsche Gedanken kommt: "Bei Drogen in ihrer pharmazeutischen Bedeutung handelt es sich schlicht um getrocknetes pflanzliches oder tierisches Material, das zur Herstellung von Arzneimitteln benutzt wird."

Ursprünge der Sammlung

Die Geschichte der Drogensammlung des Departments für Pharmakognosie der Universität Wien reicht bis in die Mitte des 19. Jahrhundert zurück. Im Jahr 1849 zu einer Vorlesung für  Pharmakognosie an der Medizinischen Fakultät berufen, gelang es dem Professor Carl Damian Schroff 1854 eine umfangreiche Drogensammlung seines deutschen Kollegen Theodor Martius von der Universität Erlangen zu erwerben.

Im Laufe der nächsten 150 Jahre erfuhr die Drogensammlung kontinuierlichen Zuwachs. Zum einen gelangten durch die von Erzherzog Ferdinand Max initiierte Weltumsegelung der kaiserlichen Fregatte Novara in den Jahren 1857 bis 1859 verschiedene Drogen und Heilmittel aus Fernostasien sowie Südamerika in den Bestand der Sammlung.

Zum anderen vergrößerte die Überlassung des umfangreichen Bestands des Allgemeinen Österreichischen Apothekervereins die Ansammlung weiter. Den zahlreichen Zerstörungen des Ersten und Zweiten Weltkriegs zum Trotz umfasst die Drogensammlung heute rund 18.000 pflanzliche und tierische Drogen.

Historische Sammlungen am Institut für Pharmakognosie der Universität Wien
Althanstr. 14, (UZA 2), Spangen D-G, Ebene 1-4
1090 Wien

Führungen können gegen Voranmeldung und terminlicher Absprache nach individuellen Wünschen abgehalten werden. Kontakt: liselotte.krenn(at)univie.ac.at

Institut für Pharmakognosie der Fakultät für Lebenswissenschaften
Nähere Informationen zu den historischen Sammlungen