Rund um die Uni (Teil 2)

Im zweiten Teil unserer Entdeckungstour "Rund um die Uni" stellen wir Euch den Narrenturm am Campus der Universität Wien sowie die Strudlhofstiege im 9. Bezirk vor.

Die Strudlhofstiege

Die Strudlhofstiege verbindet im 9. Bezirk die Strudlhofgasse mit der Liechtensteinstrasse. Doch sie ist mehr als eine profane Treppe. Ende November 1910 zur Benutzung freigegeben, gilt sie als das bedeutendste Bauwerk des Wiener Jugendstils. Zu größerer Bekanntheit gelangte die Stiege durch den 1951 erschienenen Roman des österreichischen Schriftstellers Heimito von Doderer, für den die Strudlhofstiege nicht nur als Namensgeberin, sondern auch als zentraler Handlungsort fungiert.


"Stadteinwärts geht man über die Strudlhofstiege nicht, nur die Porzellangasse mit ihren Beisln bietet ein direktes Ziel, und doch nehme ich oft den Umweg – denn ein solcher muss es sein –, um auf der Plattform einen Moment zu verharren, wo sich, wie es in Doderers berühmtem Zeit-Roman von 1951 heißt, 'die sommerliche Einsamkeit dick sammelt'. Denn die Strudlhofstiege ist ein leiser Ort, ein Sommer-Ort, und ein kleiner mutwilliger Umweg im Alltag, vom dem ich - genau wie von Doderers Roman - nie genug bekommen kann."

Achim Hölter, Leiter der Abt. f. Vergleichende Literaturwissenschaft am Institut für Europäische und Vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaft und stv. Vorsitzender der 
Heimito von Doderer-Gesellschaft



Palais Strudlhof

Benannt ist die Strudlhofstiege nach dem Hof- und Kammermaler Peter von Strudl (1660-1714), der 1690 das Palais Strudlhof in der Strudlhofgasse 10 baute. Das Gebäude durchlief im Lauf der Zeit eine spannende Geschichte. Anfangs als Pesthaus genutzt, wurde es später abgerissen, neu erbaut und in ihm beispielsweise 1914 nach dem Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand das Ultimatum an Serbien unterschrieben, das den Ersten Weltkrieg auslöste. Später war in ihm die Botschaft von Katar, heutzutage u.a. das Schulungszentrum des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (OGB) untergebracht. (mw)


BEREITS VERLOST !

GEWINNSPIEL:
uni:view verlost 3 Exemplare von "Die Strudlhofstiege" von Heimito von Doderer.

MITSPIELEN:
Einfach eine E-Mail mit Namen und Betreff "Strudlhofstiege" an uniview.gewinnspiel(at)univie.ac.at senden. Aus allen Einsendungen werden am 18. August 3 GewinnerInnen ausgelost und per E-Mail verständigt.
Teilnahmebedingungen für Online-Gewinnspiele der Universität Wien



Informationen zur Strudlhofstiege
Heimito von Doderer "Die Strudlhofstiege"
Kurzvita Heimito von Doderer
Heimito von Doderer-Gesellschaft

Der Narrenturm im Campus der Universität Wien

Durchschreitet man den Campus der Universität Wien von der Alser Straße kommend, vorbei an den kleinen Cafes in Hof 1 und dem großen Hörsaal C 1 in Hof 2 in Richtung Sensengasse, fällt der Blick auf einen Rundbau, den Narrenturm. Erbaut im Jahr 1784, stellte das fünfstöckige Gebäude die erste Spezialunterkunft für geisteskranke Personen dar, wurde aber schon 1796 aufgrund von neuen Erkenntnissen in der Therapie zum Museum des Pathologisch-anatomischen Instituts umfunktioniert. Fast zwei Jahrhunderte tat sich wenig im Narrenturm, bis der leicht dekadente Rundbau 1974 in das Pathologische-anatomische Bundesmuseum umgewandelt wurde und die Dokumentation über Präparate neu aufgenommen und intensiviert wurde. Heute gehört der Narrenturm als Ort der pathologischen Sammlung zum Naturhistorischen Museum Wien und wird seit 2005 von Eduard Winter, dem Leiter der Sammlung, betreut.


Der Leiter der pathologischen Sammlung im Narrenturm, Eduard Winter, mit seinem Lieblingsfundstück. Der Stab mit einer aufgesetzten Glühbirne sollte als Prüfwerkzeug für übermäßige elektrische Strahlung dienen, so die Theorie von Eduard Winter. Wie das Gerät in den Bestand des Narrenturms kam, ist auch ihm ein Rätsel.



Den Narrenturm entdecken – sich selbst entdecken?


Die pathologische Sammlung im Narrenturm ist mit über 50.000 Präparaten die größte öffentlich zugängliche ihrer Art. Vor allem MedizienstudentInnen und junge ÄrztInnen leiten regelmäßig ca. 45 minütigen Führungen durch die Studiensammlung im Erdgeschoss des Narrenturms.


"Für mich ist der Narrenturm als Nachlassverwalter eines Teils der historischen anatomischen Sammlungen relevant - und ein Quell spannender, häufig längst verloren geglaubter Fundstücke. Gerne nehme ich auch den Besuch von KollegInnen aus dem Ausland zum Anlass für einen gemeinsamen Besuch - eine Entdeckungsreise mit gemischten Expertisen bringt immer Neues ans Tageslicht", sagt Birgit Nemec, Dissertantin im DKplus Programm Naturwissenschaften im historischen, philosophischen und kulturellen Kontext an der Universität Wien.



Dabei umfassen die Führungen einerseits geschichtliche und architektonische Fakten zum Gebäude und zur Sammlung. Der Narrenturm mit seinen dicken Wänden bietet beispielsweise ideale Temperaturverhältnisse, um die Präparate auf zu bewahren. Außerdem bieten die 139 Kammern des Narrenturms mit jeweils elf Quadratmetern die passenden Lagermöglichkeiten.

Andererseits bieten die Führungen auch Einblicke in medizinische Spezialthemen sowie Inhalte des täglichen Lebens. "Das Thema Tod und Krankheit wird in der Gesellschaft tabuisiert, aber betrifft früher oder später jeden Menschen. Darum ist es umso wichtiger darüber zu informieren. Die Schausammlung des Narrenturms bietet da eine gute Möglichkeit", betont der Leiter der pathologischen-anatomischen Sammlung Eduard Winter den Gehalt eines Besuchs im Narrenturm. (fh)

Führung im Narrenturm
Website des Naturhistorischen Museums
Website des Doktoratskollegs (DK) "The Sciences in Historical, Philosophical and Cultural Contexts"