Mein Business: "Vieles lernt man erst im Tun"

Die eigenen Ideen lassen sich leichter umsetzen, wenn man auf ein gutes Netzwerk zurückgreifen kann, sagt Katharina Brandl: Die Uni Wien-Absolventin (Politikwissenschaft und Kunstgeschichte) ist heute Co-Obfrau des Frauennetzwerks "Sorority" und Co-Geschäftsführerin des "Business Riot Festivals".

uni:view: "Sorority" und "Business Riot Festival" – was verbirgt sich dahinter?
Katharina Brandl:
"Sorority" ist ein Verein, ein Frauennetzwerk, in dem es um Arbeitsmarktthemen und Unternehmerinnentum geht. Das Festival "Business Riot" führt dies auf eine kommerziellere Schiene, mit Angeboten zu allen möglichen arbeitsmarktrelevanten Themen – Workshops, Podien und diskursiveren Formaten. Meine Geschäftspartnerin ist Therese Kaiser, mit ihr habe ich schon mehrere Projekte gemeinsam umgesetzt.

Im Dossier "Mein Business" stellen Alumni der Universität Wien ihr Start-up vor und verraten Tipps und Tricks für (zukünftige) GründerInnen. Das Dossier läuft in Kooperation zwischen dem uni:view Magazin und der DLE Forschungsservice und Nachwuchsförderung.

uni:view: Wie sind Sie auf die Idee gekommen – und wann stand fest: Wir gründen eine Firma?
Brandl: Es war kein bestimmter Moment oder Zeitpunkt, eher ein grundsätzlicher Impetus, die eigenen Ideen umsetzen zu wollen. Für uns war die Gründung ein relativ logischer Schritt. Für jede Idee braucht es natürlich die passende Form – abhängig davon, was man erreichen will. Bei unserem Netzwerk war es zum Beispiel sinnvoll, es als Verein mit einem breiten Vereinsvorstand zu organisieren; die Agentur, die Therese und ich gegründet haben, ist wiederum eine GesBR (Anm.: Gesellschaft bürgerlichen Rechts).

Beim "Speed Dating" der Entrepreneurship Night an der Universität Wien wird es die Möglichkeit geben, Katharina Brandls Geschäftspartnerin Therese Kaiser Fragen zum Frauennetzwerk "Sorority" zu stellen.

Entrepreneurship Night an der Universität Wien

Mittwoch, 18. Jänner 2017, 18 Uhr
Großer Festsaal, Universität Wien, 1010 Wien
Nähere Informationen und Anmeldung

uni:view: Sie haben an der Universität Wien Politikwissenschaft studiert. Hat Ihr Studium beim Weg in die Selbständigkeit eine Rolle gespielt?
Brandl: Jeder oder jede nimmt als ganz zentralen Faktor ein gewisses, auch fachliches Netzwerk von der Uni mit und das war natürlich bei mir auch so: Man lernt Menschen kennen, man probiert auch aus, mit ihnen zu arbeiten. Therese habe ich auf der Politikwissenschaft an der Uni Wien kennengelernt, mittlerweile arbeiten wir schon seit fast zehn Jahren zusammen.

uni:view: Haben Sie sich das Gründen so vorgestellt?
Brandl: Eigentlich haben wir das alles gar nicht im Detail geplant. Sondern für die Projekte jeweils eine Form gesucht, in der (a) rechtlich in Ordnung ist, was wir machen, und mit der wir (b) auch die Möglichkeit haben, ein gutes Leben zu führen. Ich glaube, ich kann gut einschätzen, wieviel Risiko ich in meinem Leben eingehen will. Manches ist schlussendlich anders gelaufen, aber vieles war genauso wie erwartet: Wir wussten, dass es herausfordernd sein wird und es war und ist auch immer noch herausfordernd, aber auch großartig.

uni:view: Was war für Sie die größte Herausforderung?
Brandl: Man steht vor vielen Herausforderungen, wenn man gründet. Besonders dann, wenn man es nicht allein machen will. Ich habe den Vorteil, dass ich mit einer Kollegin zusammenarbeite, mit der es super läuft. Wir können uns aufeinander verlassen und ergänzen uns sehr gut. Damit steht und fällt alles. Es gibt leider genug Beispiele von Teams, die auseinanderbrechen. Aber es macht natürlich Sinn, gerade Projekte wie die unsrigen gemeinsam umzusetzen. Jede bringt unterschiedliche Kompetenzen ein, und wir brauchen alle immer wieder Input von außen, damit wir größere Projekte umsetzen können. Wenn man ebenjene Leute schon im Gründungsteam hat, ist das super, aber sicherlich keine Voraussetzung für erfolgreiche Gründungen. Unser Startvorteil war, dass wir uns schon lange kannten und bereits miteinander gearbeitet hatten, bevor wir größere Projekte selbstständig gemeinsam umgesetzt haben. Vieles lernt man eben erst im Tun.

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uni:view: Und was war der schönste Augenblick?
Brandl: Die schönsten Augenblicke sind immer die, wenn man sieht, dass es funktioniert, und wenn man gutes Feedback bekommt; wenn beim Business Riot Festival hunderte Frauen da sind und wir auch gutes Feedback auf Ebenen bekommen, die schwierig zu steuern sind. Die Qualität des Inhalts garantieren zu können ist zwar auch eine Herausforderung, aber das ist ein ganz klarer Punkt, mit dem die Sache steht und fällt. Und die Abhängigkeit von unserer inhaltlicher Arbeit und der inhaltlichen Qualität der Veranstaltung ist klar. Feedback zu softeren Dingen wie "ich habe mich wohl gefühlt" und "ich würde wiederkommen" ist viel, viel schwieriger zu bekommen. Und wenn das dann eintritt, ist es natürlich supertoll und ein Kompliment, das man gerne annimmt.

uni:view: Erfolgreich zu sein heißt für mich …
Brandl: … ein gutes Leben zu haben, unterschiedliche Projekte durchzuführen und meinen Ideen folgen zu können. Das korreliert nicht immer mit Geld. Diese Vorstellung, die wir in der Start-Up-Rhetorik momentan haben – schnell gründen, nach drei Jahren der Exit und dann sind wir alle reich –, das spielt es für die meisten so nicht und sollte auch nicht die Maxime sein. Ich denke, es geht darum – und da stimmen mir glaube ich viele Leute zu –, sich eine gute Existenz aufzubauen, so arbeiten zu können, wie man will, und davon auch leben zu können.

uni:view: Welche Tipps würden Sie Ihrem damaligen "Gründer-Ich" aus heutiger Sicht geben?
Brandl: Vor allem wenn man zu zweit arbeitet ist es ganz wichtig, auf sich zu schauen und auch seine Kraft gut einzuteilen. Man muss strukturiert arbeiten. Fad wird einem sowieso nicht werden, meist tritt eher das Gegenteil ein: Dass man zu viel arbeitet, dass man in jeder Anfrage eine Chance sieht und zu viele Dinge gleichzeitig annimmt. Das kann in Richtung Burn-out führen. Wir haben uns sicher auch in den letzten Jahren sehr verausgabt – ich denke, unser beider Rat lautet: Geht mit euren Ressourcen sorgsam um!

Steckbrief
Name: Katharina Brandl
Alter: 30
Studium: Politikwissenschaften und Kunstgeschichte (Universität Wien), Critical Studies (Akademie der bildenden Künste), aktuell: Doktorat Kunstgeschichte (Universität in Basel)
Gründungsjahr: 2013
Mein Business/Position: Co-Obfrau von Sorority und Co-Geschäftsführerin des Business Riot Festivals
Mein Motto: Solidarity, Sister!
Mein Tipp für GründerInnen: GründerInnen müssen einen sinnvollen Mittelweg gehen können: Visionär denken, aber manchmal auch pragmatisch handeln; den risikoaffinen BeraterInnen ebenso zuhören, wie den risikoaversen Vertrauten.

Das Interview führte Johanna Kober (DLE Forschungsservice und Nachwuchsförderung sowie Wissenstransferzentrum Ost).