Japanmakaken – Könige des Winters
| 13. Januar 2020Neben den Menschen sind Japanmakaken die Primatenart mit dem nördlichsten Verbreitungsgebiet, sie werden auch Schneeaffen genannt. Obwohl sie sich an ein weites Klimaspektrum anpassen können, schrumpft ihr Lebensraum stetig. Verhaltensbiologin Lena Sophie Pflüger stellt die Überlebenskünstler vor.
Mensch und Tier im Kurzportrait
Forscherin: Lena Sophie Pflüger (© Konstanze Meindl)
Art/Gattung: Homo sapiens
Ernährung: vegetarisch, bevorzugt Eierschwammerln mit Semmelknödel
Lebensraum: Carinthische Wälder, Büroräumlichkeiten, Labor
Vorkommen: Affenberg Landskron, Department für Verhaltensbiologie Uni Wien
Forschungstier: Japanmakak, Schneeaffe, Rotgesichtsmakak (© Konstanze Meindl)
Art/Gattung: Macaca fuscata
Ernährung: omnivor – nicht wählerisch, bevorzugen aber pflanzliche Nahrung wie Blätter, Gräser, Früchte, Getreide, Nüsse und Insekten
Lebensraum: Waldgebiete mit unterschiedlichen Waldtypen, im Süden Japans auch in subtropischen Wäldern
Vorkommen: Japan, 3 von den 4 Hauptinseln Honshū, Shikoku und Kyūshū und auf der südlich vorgelagerten Insel Yakushima
Was ist so faszinierend an Japanmakaken?
Japanmakaken haben ein ausgeklügeltes Sozialsystem. Sie leben in großen Gruppen mit strenger Hierarchie, was hohes Konfliktpotential mit sich bringt. Die Gruppenmitglieder entwickeln individuelle Strategien, um ihren persönlichen Platz in der Gruppe zu finden. Die hängen auch mit der genetischen Grundlage des Individuums zusammen. Bestimmte Genmutationen tragen zum Beispiel dazu bei, wie stressresistent einzelne Mitglieder im Alltag sind und beeinflussen so auch deren Verhalten. Ob sie konfliktscheu oder dominant sind, Streitsituationen ausweichen oder "Streithähne" zu Ordnung mahnen und für Ruhe in der Gruppe sorgen. Durch ihre nahe Verwandtschaft zu uns Menschen repräsentieren Japanmakaken ein schönes Modell, um jenen genetischen Verhaltensmarkern auf den Grund zu gehen, die bei uns Menschen evolutionär verankert sind.
Sind Japanmakaken gefährdet?
Alle wildlebenden Affen, egal welche Spezies, sind potentiell durch die Zerstörung oder klimatische Veränderung ihres Lebensraums und die Verdrängung durch den Menschen gefährdet. Japanmakaken sind bis heute noch nicht auf der Liste der gefährdeten Tiere. Durch die wachsenden Infrastrukturen in Japan verkleinert sich ihr Lebensraum aber stetig. Die Stärke der Japanmakaken ist ihre Anpassungsfähigkeit, deshalb gelingt es ihnen, sich in einem großen Klimaspektrum wohl zu fühlen.
Ein typischer Tag im Leben von Pauli, dem Alphatier der Japanmakaken:
Vom Schlafbaum runterklettern – und wieder auf den Schlafbaum raufklettern. In der Zwischenzeit geht Pauli regelmäßig auf Patrouille im Gehege, um für Ordnung zu sorgen oder um Artgenossen von seinem Lieblingsfutterplatz zu verdrängen. Durch Eingreifen in Konflikte oder kräftiges Rütteln am Baum schlichtet er Streit und bringt Ruhe in die Gruppe. Schwimmende und spielende Jungtiere verscheucht er gern vom Teich und wartet am Rand, bis das Futter (sofern welches darin zu finden ist) zu ihm ans Ufer treibt. Pauli ist nämlich wasserscheu. Ganz wichtig ist auch die "Chill-Out-Grooming Session"– da lässt Pauli sich das Fell pflegen und pflegt im Gegenzug auch das von seinen Artgenossen. Diese Interaktion wirkt stressreduzierend und entspannt auch das viel beschäftigte Alpha-Tier.
Spannende Zahlen zu Japanmakaken?
Weibchen haben bis zu 12 unterschiedliche Partner in der Paarungszeit, eine Partnerbindung hält selten länger als 72 Stunden. 19 von insgesamt 166 Tieren können das knifflige Strategiespiel (Apfelmachine) am Affenberg lösen – und das sind ausschließlich weibliche Tiere.
Die Superkraft von Japanmakaken:
Japanmakaken sind durch ihre Anpassungsfähigkeit echte Überlebenskünstler. Im Winter können sie z.B. bis zu -20 °C gut überstehen aber auch heiße oder tropische Temperaturen machen ihnen nicht zu schaffen. Zudem können sie bis zu 500 m am Stück schwimmen und 2 m tief tauchen.
Die Japanmakaken und ich: Wie haben wir uns kennengelernt?
Bei der Datenerhebung am Affenberg Landskron für mein PhD Studium.
Lena Sophie Pflüger ist seit 2015 verantwortlich für die Wissenschaft am Affenberg, betreut die Studierenden bei ihrer Forschung & leitet Lehrveranstaltungen für die Universität Wien im Feld. Am Affenberg leben 166 Makaken in einem 4 Hektar großen Freiland-Gehege mit Waldfläche. "Für die Forschung werden die Tiere nicht von ihren Artgenossen getrennt, eingesperrt oder in sonstiger Art und Weise in ihrem natürlichen Sozialverhalten gestört", erklärt Pflüger, "Informationen zur Genetik oder Hormonen erhalten wir über Kotproben-Analysen." Die Apfelmachine kann auf freiwilliger Basis bedient werden, die Hauptfütterungen finden statt, in dem das Futter breitflächig im ganzen Areal verteilt wird. Die Tiere werden also nicht durch Hunger gezwungen, sich bei Experimenten zu beteiligen. Dennoch finden einige die Motivation, die Maschinen bedienen zu lernen.