Bayerisch-Österreichische Dialektologentagung

Vom 18. bis 21. September 2013 findet am Campus der Universität Wien die 12. Bayerisch-Österreichische Dialektologentagung statt. Im Rahmen der Veranstaltung werden aktuelle Problemstellungen und Ergebnisse der Dialektologie bzw. Areallinguistik diskutiert.

Die Dialektlandschaft in Österreich und im Freistaat Bayern ist besonders facettenreich. Sie umfasst einerseits das Areal der zum Teil sehr unterschiedlichen bairischen als sprachwissenschaftlicher Terminus geschrieben mit "ai" Dialekte, zu dem auch Südtirol gehört. Daneben werden aber sowohl in Österreich als auch in Bayern verschiedene alemannische, in Bayern zusätzlich auch noch fränkische Dialekte gesprochen.

Ein weiteres interessantes Phänomen stellen die außerhalb des gegenwärtigen deutschen Sprachraums – etwa in Norditalien oder Ungarn – liegenden "Sprachinseln" mit bairischen Dialekten dar. Diese Dialekte gelten meist schon als historische Phänomene bzw. finden kaum noch Verwendung. Im Gegensatz dazu sind Dialekte bzw. dialektnahe Sprachformen im heutigen Bayern und Österreich für einen erheblichen Teil der Bevölkerung nach wie vor von großer kommunikativer, aber auch soziosymbolischer – etwa identitätsstiftender – Bedeutung.

Präsenz im Web 2.0

Deshalb setzen sich die Konferenzvorträge nicht nur mit der unmittelbar sprachlichen etwa lautlichen, grammatischen oder wortschatzbezogenen Charakteristik der Dialekte unter sprachgeschichtlichem und rezentem Blickwinkel auseinander, sondern in ebenso hohem Maß mit deren gesellschaftlicher Dimension. "Es geht uns unter anderem um den bereits angesprochenen Zusammenhang zwischen Dialekt und Identität oder um Prestige und Stigma der Dialekte. Auch Reflexe dialektalen Sprechens im Rahmen der schriftlichen Kommunikation in Internet-Chats oder digitalen sozialen Netzwerken werden untersucht, ebenso kognitive Phänomene wie die subjektive Wahrnehmung von Dialekten oder deren Repräsentation im Bewusstsein der Sprecherinnen und Sprecher", so Alexandra N. Lenz, Sprachwissenschafterin am Institut für Germanistik.

Dialekt und Dialektforschung im Wandel

Diese Palette von Fragestellungen reflektiert die Tatsache, dass sich der Dialekt – wie jedes sprachliche Phänomen – ständig wandelt, um seinen vielfältigen Funktionen gerecht zu werden. Dasselbe gilt auch für die sprachwissenschaftliche Dialektforschung, die gerade in jüngerer Zeit im Hinblick auf ihre theoretischen und methodischen Fundamente einen Paradigmenwechsel im Sinne der modernen Sozio- bzw. Variationslinguistik vollzogen hat.

Diesen umfangreichen Themenkomplexen trägt die 12. Bayerisch-Österreichische Dialektologentagung, die im Abstand von drei Jahren an jeweils unterschiedlichen Orten in Bayern oder Österreich veranstaltet wird, Rechnung: Sie bietet den rund 150 TeilnehmerInnen, u.a. aus Armenien, Deutschland, Italien, Österreich, Rumänien, Russland, der Schweiz, Slowenien, der Tschechischen Republik, der Ukraine und Ungarn, ein umfangreiches und fachlich hochkarätiges Programm. (vs)

12. Bayerisch-Österreichische Dialektologentagung
Mittwoch, 18. bis Samstag, 21. September 2013
Campus der Universität Wien, Hof 2
Spitalgasse 2-4, 1090 Wien
Programm

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