Unter dem Meer (Teil 1)
| 10. September 2014Nicht nur für TaucherInnen, auch für ForscherInnen sind die Korallenriffe auf den Malediven spannend. Im uni:view-Dossier "Unter dem Meer" berichten 17 Studierende und ihre drei Betreuer von der Universität Wien "live" von ihrer zweiwöchigen Forschung auf einer kleinen maledivischen Insel.
Jedes zweite Jahr findet an der Universität Wien – Studienprogrammleitung Biologie – ein interdisziplinäres Projektpraktikum am Meer statt – besser gesagt: unter der Meeresoberfläche. Ziel der Lehrveranstaltung ist es, die Lebensgemeinschaften des Ökosystems Korallenriff kennenzulernen. Bisher ging es dafür immer ans Rote Meer – uni:view berichtete darüber im Dossier "Neues vom Korallenriff" (2012); aufgrund der politischen Situation in Ägypten findet der Kurs heuer erstmalig auf den Malediven statt.
Genauer gesagt auf der Meeresstation auf Vavvaru Island, Lhaviyani Atoll. Für die ForscherInnen ist das Gebiet vor allem deshalb interessant, da bislang kaum Informationen über die Zusammensetzung der Rifffauna vorliegen. Die Insel ist nur wenige Hundert Meter lang und beherbergt nur einzelne Gebäude: ein Labor, Unterkünfte, ein Restaurant und eine Sauerstoffflaschen-Füllstation.
"Nach einem langen Flug über Dubai sind wir in den frühen Morgenstunden ziemlich übernächtig in Male angekommen. Die Überfahrt zu unserer Insel hat sich kompliziert gestaltet: Das erste Boot war viel zu klein, und wir mussten bei relativ starkem Seegang nach einer Stunde Fahrt umkehren. Nach längerem Hin und Her konnten wir dann in ein größeres Boot umsteigen, wo bei drückender Schwüle die meisten ExkursionsteilnehmerInnen trotz ziemlich unbequemer Bedingungen in tiefen Schlaf verfallen sind", berichtet Paläontologe Martin Zuschin vom Institut für Paläontologie, der die Exkursion gemeinsam mit Jürgen Herler vom Department für Integrative Zoologie und Andreas Kroh vom Naturhistorischen Museum Wien leitet.
Nach rund drei Stunden Fahrt kam die Gruppe endlich auf Vavvaru Island an. "Es ist warm, der Himmel bedeckt und immer wieder regnet es ein wenig. Wir freuen uns schon auf das Schnorcheln und Tauchen in den nächsten Tagen", so der erste Lagebericht von der Insel.
Die Unterkünfte auf Vavvaru sind einfach, manche Gebäude bestehen nur aus einem Dach mit Sandboden. Die Labors allerdings verfügen über Meer- und Süßwasserversorgung und bieten eine gute mikroskopische Ausstattung.
Die 17 teilnehmenden Studierenden wurden von den Exkursionsleitern im Mai und Juni in Einführungsseminaren auf die Geländeübung vorbereitet und haben beispielsweise einen Crashkurs in Korallenbestimmung erhalten. Auch Präsentationen und Vorträge werden vor Ort von den Studierenden abgehalten.
Methodisch führen die ExkursionsteilnehmerInnen der Universität Wien auf der Insel ein sogenanntes "Rapid Biodiversity Assessment" durch, wobei sie sich insbesondere auf Korallen, Mollusken, Echinodermen und Fische konzentrieren. "Unser Ziel ist es, eine möglichst umfangreiche Artenliste zu den genannten Gruppen zu erstellen, wobei auch ökologische Daten – beispielsweise Häufigkeit und Habitatpräferenz oder Riffzonierung – einfließen sollen. Dazu soll auch der Effekt von struktureller Komplexität von Korallenriffen auf die Biodiversität der asssoziierten Makrofauna untersucht werden", erklärt Martin Zuschin.
Was das in der Praxis heißt – und wie es der österreichischen Exkursionstruppe auf der kleinen maledivischen Insel ergeht – darüber berichten die Studierenden im Dossier "Unter dem Meer". (mw)
Der zweiwöchige Riffkurs läuft vom 7. bis 21. September 2014 unter der Leitung von Univ.-Prof. Mag. Dr. Martin Zuschin vom Institut für Paläontologie, Mag. Dr. Jürgen Herler vom Department für Integrative Zoologie der Universität Wien und Dr. Andreas Kroh, Naturhistorisches Museum Wien. Er besteht aus den beiden Lehrveranstaltungen "Freilandübungen in rezenten und fossilen Korallenriffen" und "Geländearbeit in marinen Sedimenten".
