Italienischer Staatspräsident an der Uni Wien

Am 2. Juli besuchte Sergio Mattarella die Universität Wien, um das neue LEI-Zentrum einzuweihen. Das Lessico Etimologico Italiano (LEI), eines der größten lexikographischen Werke der Welt, wird unter der Leitung des Uni Wien-Professors Elton Prifti in ein digitales Projekt überführt.

Am 2. Juli stattete der italienische Staatspräsident der Uni Wien einen Besuch ab. Anlass war die Einweihung des neuen LEI-Zentrums an der Universität Wien. Die prominente italienische Delegation – Staatspräsident Mattarella, dessen Tochter Laura Mattarella, der italienische Außenminister Moavero Milanesi und drei BotschafterInnen sowie die Gäste Elda Morlicchio (Rektorin der "L’Orientale"), Giovanna Frosini (Vizepräsidentin der Accademia della Crusca), Johannes Bernwieser (Stv. Generalsekretär der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz) und Paolo Squillacioti (Leiter des Opera per il Vocabolario Italiano) – kam dafür in die Hofburg.


(© Universität Wien/derknopfdruecker.com)

Im Schreyvogelsaal begrüßte zunächst die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Iris Rauskala, die Gäste. Sie bezeichnete das Projekt in ihrer Begrüßungsrede als "innovativ mit einer euroweiten Ausstrahlungskraft".


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Im Anschluss sprach der Rektor der Universität Wien, Heinz W. Engl, ein paar Worte. "Was Italien angeht, hat die Universität Wien eine lange Tradition und zahlreiche Anknüpfungspunkte in Forschung und Lehre. Die Universitäten von Bologna und Triest sind unsere Partneruniversitäten und wir kooperieren mit einigen anderen renommierten Universitäten auf Fakultätsebene", so Rektor Engl, der auch darauf hinwies, dass ItalienerInnen – mit mehr als 1.500 Studierenden – die zweitgrößte Gruppe (nach Deutschland) von internationalen Studierenden an der Universität Wien bilden. Die Universität Wien decke eine Vielzahl von Forschungsgebieten mit Konnex zu Italien ab. "Ich freue mich, dass mit dem LEI ein weiteres renommiertes Forschungsprojekt an die Universität Wien kommt, das Italien betrifft", so Rektor Engl.


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Das Lessico Etimologico Italiano (LEI), gegründet von Max Pfister (Bild oben), ist ein umfassendes historisches und etymologisches Referenzwörterbuch des Italienischen und zählt zu den weltweit größten lexikographischen Werken. Als erstes Wörterbuch berücksichtigt das LEI auch die Dialekte der Italoromania. Es stellt sich zur Aufgabe, den Wortschatz der Italoromania in einen gesamtromanischen Zusammenhang zu stellen. Ausgehend vom Etymon, wird die Sprachgeschichte jedes einzelnen Wortes unter Berücksichtigung sprachgeographischer und soziokultureller Zusammenhänge erforscht. Der Abschluss des Projekts ist für 2033 geplant.


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Elton Prifti vom Institut für Romanistik der Uni Wien, der seine Rede auf Italienisch hielt, leitet die neu gegründete LEI-Arbeitsstelle der Universität Wien. Er ist für die Umstellung des LEI in ein vollständig digitales Projekt zuständig. In enger Zusammenarbeit mit den Arbeitsstellen Mannheim, Siena und weiteren Institutionen wird dort das digitale Redaktionssystem entwickelt und die vollständige Digitalisierung der Ergebnisse des Projektes realisiert.

"Das LEI stellt eine profunde Analyse aller italienischen Dialekte seit der Entstehung der italienischen Sprache dar und ist eines der größten lexikographischen Projekte weltweit", so Prifti, der seinen Dank auch an den verstorbenen Max Pfister, der Gründer des LEI, sowie an Wolfgang Schweickard, der das Projekt an der Universität des Saarlandes leitet, richtete. Bisher seien bereits 20.000 Seiten und 17 Bände herausgegeben worden. 60 MitarbeiterInnen an verschiedenen Institutionen arbeiten an dem Projekt. "Mit der neuen Arbeitsstelle wird nun die Universität Wien ein zweiter wichtiger Pol in dem Projekt sein und vor allem für die Digitalisierung stehen", erklärte Prifti.


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Sergio Mattarella rühmte in seiner Ansprache das besondere Engagement der verschiedenen Universitäten in Europa, die sich diesem Projekt widmen und betonte, dass Kultur keine Grenzen habe. Er wies auch darauf hin, dass es eine gewisse Neugierde brauche, um die Etymologie, also die Herkunft und Geschichte der Sprache, zu verstehen. "Die italienischen Dialekte sind, genauso wie alle anderen Dialekte, eine Bereicherung für eine Sprache", so der italienische Staatspräsident, der auch besonders stolz darauf ist, dass dieses Projekt von einer solch großen Universität wie der Universität Wien mitgetragen werde und nochmals auf den europäischen Charakter des Projekts hinwies.


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Im Anschluss unterschrieb der italienische Staatspräsident in den Ehrenbüchern der Uni Wien sowie des LEI und Elton Prifti präsentierte im Projektzimmer die Arbeitsweise des neuen Zentrums sowie den Methodenwandel anhand der Ausstellung "Genauso, nur ganz anders!". Er führte den Staatspräsidenten und dessen Tochter (Bild unten 3.v.l.) durch die Stationen und stellte die MitarbeiterInnen und deren Arbeiten vor.


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In der Zwischenzeit stellte Melanie Malzahn, Dekanin der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät, Elda Morlicchio vor, Rektorin der Universität "L'Orientale" in Neapel, die ebenfalls das Projekt lobte. "Das Projekt analysiert den gesamten italienischen Wortschatz und bringt ihn in einen Zusammenhang – von der Entstehung des Italienischen aus dem Latein bis heute", so Morlicchio, die auch die Relevanz des Projekts für die italienische Sprach- und Kulturgeschichte hervorhob. Das Besondere am LEI sei, dass es nicht vom Wort sondern vom Etymon ausgehe und die Entwicklung aller Dialekte zusammenbringe. "Hier in Wien geht es nun darum, dieses Werk in die Gegenwart und Zukunft zu überführen", so die italienische Rektorin.


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Zum Abschluss wies die Dekanin Mahlzahn als Sprachwissenschafterin auf den interdisziplinären Charakter des Projekts hin. "Wir können damit Fragen des semantischen Wandels beantworten oder die Frage, wie Sprache funktioniert, wie sie weitergegeben wird und wie kognitiv sie ist. Um diesen Forschungsfragen nachzugehen, arbeiten wir auch mit den Kognitionswissenschaften an der Uni Wien zusammen." (red)

Das LEI erscheint primär als Druckversion. Bisher sind 17 großformatige Bände (mit einem Gesamtumfang von mehr als 30.000 Spalten) der Buchstabenstrecken A, B, C, D, E sowie des Bereichs Germanismen erschienen. Es sind insg. 82 Bände vorgesehen. Begründet wurde das LEI in den 1974 von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Max Pfister (†) und hat eine Laufzeit bis Ende 2033. Der erste Band (AB-ALBURNUS) erschien im Jahre 1984. Das Großprojekt wird von Univ.-Prof. Mag. Dr. Elton Prifti (Universität Wien) und Prof. Dr. Dres. h.c. Wolfgang Schweickard (Universität des Saarlandes) geleitet und von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz finanziert. Weitere, auch italienische Institutionen, leisten einen wichtigen Beitrag und spielen eine wichtige Rolle zur Realisierung des LEI. Zur Infrastruktur des LEI gehören neben der Arbeitsstelle der Universität des Saarlandes, das von der Rektorin der Universität "L'Orientale" Prof. Elda Morlicchio geleitete Centro LeItaLie sowie die Arbeitsgruppe an der Università del Salento, die kürzlich eingerichteten Arbeitsstellen der Universität Wien, der Univeristät Mannheim, der Università per Stranieri di Siena.