Im Botanischen Garten der Universität Wien blüht und grünt, summt und surrt es. Wildbienen und Co sind schon fleißig auf Nahrungssuche. uni:view hat mit Barbara Knickmann, der Sammlungsleiterin des Gartens, eine Runde gedreht.
Barbara Knickmann ist Sammlungsleiterin im Botanischen Garten der Universität Wien und u.a. für die richtige Beschriftung der Pflanzen verantwortlich. "Es kommt schon öfter mal etwas durcheinander, so muss ich regelmäßig nachkontrollieren", erklärt die Botanikerin, die immer gerne ihre Runden durch die botanische Schatzkammer dreht. Dieses Mal ist uni:view mit dabei und macht gemeinsam mit Barbara Knickmann einen Rundgang durch die blühende Vielfalt. Hier im Bild steht sie bei einer Strauchkronwicke, die in ganz Europa, in Nordafrika und bis nach Vorderasien beheimatet ist. In Österreich ist sie vor allem in den trocken-warmen Bereichen des Wienerwaldes häufig.
Der gelb blühende Strauch zieht natürlich auch viele "Pollenjäger" an, für die der Botanische Garten ein Paradies ist, da über jede Saison hinweg ständig verschiedene Pflanzen am Blühen sind.
Die meisten Wiesen werden im Botanischen Garten bewusst zeitlich gestaffelt gemäht, um auch dort die Vielfalt der wilden Wiesenpflanzen zu erhalten und den fliegenden Nektarsammlerinnen ein breites Angebot zu bieten. Im Bild ist eine Gelbdolde zu sehen, die, so Knickmann, "bereits in Pflanzlisten aus dem 19. Jahrhundert für den Garten zu finden ist". Im Volksmund wird sie auch "Gespenst" genannt, und in früheren Zeiten hat man ihre Wurzeln als Gemüse angebaut und ähnlich dem Staudensellerie zubereitet.
Gerade jetzt zu Frühlingsbeginn präsentieren sich die Wiesen als blühende Oasen, darunter so klassische Frühlingsboten wie die Arznei-Primel …
… oder der nicht ganz so bekannte Honoriusmilchstern (re.) und die Frühlings-Platterbse (lila).
Diese Schwarz-Pappel zählt mit geschätzten über 200 Jahren zu den ältesten Bewohnern im Botanischen Garten. Barbara Knickmann vermutet, dass er sogar auf die Barockzeit zurückgeht: In den 1840er Jahren wurde der Garten von einer barocken Anlage mit all seinen klaren Linien, Allen und Symmetrien in einen damals – und bis heute – zeitgemäßen "englischen Garten" umgewandelt. Der alte Zeitgenosse im Bild dürfte ein Relikt von einer damaligen Allee sein.
Diese altrosafarbene Schuppenwurz ist ein Schmarotzer, der mit seinen Wurzelsystem wiederum an das Wurzelsystem von Bäumen andockt. "In diesem Fall an unseren alten barocken Baum. Für mich ist das insofern interessant, als dass ich so den Wurzelverlauf des Baumes bestimmen kann", erklärt Knickmann.
Die Blüten der Bitterorange sind besonders schön anzusehen und erinnern ein bisschen an Apfelbaumblüten – ihre Früchte hingegen sind leider ungenießbar.
Der Taschentuchbaum – der erst seit der Erfindung von Papiertaschentüchern so heißt, früher wurde er Taubenbaum genannt – macht demnächst seinem Namen Ehre.
Was im Bild als schwarze Kugel erscheint, ist der Blütenstand. Er ist von den grünlichen Hochblättern umgeben. Sie werden noch größer, sind zur Blütezeit weiß gefärbt und sehen dann aus wie Taschentücher.
Der Wunder-Lauch, der auch Seltsamer Lauch genannt wird, verdankt seinen Namen dem recht eigenartig anmutenden Blütenstand. Dieser trägt oft kleine Brutzwiebeln. Im Botanischen Garten kommt er jetzt gerade zuhauf in den Wiesen vor – ähnlich dem Bärlauch kann er in Massen auftreten.
So wie viele Sträucher und Blumen sind auch die Pfingstrosen ob des warmen Frühlingstarts viel zu früh dran. Heuer stehen die ersten Pfingstrosen schon vor Ostern in voller Pracht.
Blühender Flieder und Wien – das ist Frühling in der Bundeshauptstadt. Hier im Botanischen Garten der Universität Wien blühen gleich mehrere verschiedene Arten; im Bild: ein Gelapptblättriger Flieder mit eher einzeln stehenden Blüten – sein Geruch ist ebenso intensiv.
Auch der Rosmarin blüht bereits im Kräuterbeet, das ansonsten noch recht leer ist. Derzeit befinden sich darin nur die mehrjährigen, frostharten Arten – ab Anfang Mai wird der Kräutergarten dann wieder mit den im Glashaus vorgezogenen Arten befüllt.
Das Surren und Sumsen im großen Apfelbaum, der mitten in der Schmetterlingswiese steht, ist schon von weitem zu hören. Diese Wiese heißt im Botanischen Garten "Schmetterlingswiese", da hier zur Blütezeit der Wiesenblumen besonders viele Schmetterlinge zu beobachten sind und sie ein wahres Paradies für viele weitere Insekten ist.
Viele Wildbienen, wilde Hummeln und Wespen fühlen sich nicht nur im Frühling im Botanischen Garten wohl. Die Blüten sorgen für Nahrung; Totholz, das an Bäumen anfällt und mehrere "Hotels" schaffen ein "wohliges Heim" für diese in der Natur so wichtigen Nützlinge.
Ebenso ein zarter Frühlingsbote: das Kaukasusvergissmeinnicht, das im Unterschied zu unserem heimischen, einjährig wachsendem Vergissmeinnicht eine Staude ist. Man nimmt an, dass der Name Vergissmeinnicht von einer deutschen Sage aus dem Mittelalter stammt, in der die kleine Pflanze Gott bat, sie nicht zu vergessen. Dieser Name wurde in viele andere Sprachen übernommen, so heißt sie etwa im Englischen "Forget-me-not".
Geißblatt und Heckenkirsche sind zwei deutsche Namen für die botanische Gattung Lonicera. Während mit Geißblatt Kletterpflanzen bezeichnet werden, die durchaus meterweise Bäume und Fassaden begrünen können, sind Heckenkirschen, wie hier im Bild zu sehen, Sträucher.
Von dem einzig formalen Teil im Botanischen Garten, der hauptsächlich einkeimblättrige Pflanzen zeigt, hat man einen wunderschönen Blick auf den hinteren Teil des Belvedere.
Hier finden sich unter anderem Tulpen-Wildarten, die z.T. das Ausgangsmaterial für die hochgezüchteten holländischen Sorten waren, wie etwa die im Foto zu sehende Tulipa schrenkii.
Den Abschluss unseres Rundgangs macht ein wunderschönes Narzissenfeld im hinteren Teil des Gartens, nahe der pannonischen Gruppe. Hier empfiehlt Barbara Knickmann recht bald vorbei zu schauen, um sie noch in Blüte zu sehen. (Text und Fotos: Theresa Dirtl)