Das war der Frauentag an der Universität Wien
Redaktion (uni:view) | 13. März 2012Am 8. März 2012 fand im Senatssaal die offizielle Verleihung der Berta-Karlik-Professuren statt: Die Physikerin Paola Ayala, die Sprachwissenschafterin Brigitta Busch und die Molekularbiologin Verena Jantsch-Plunger nahmen das zum Anlass, ihren Werdegang und aktuelle Forschungsschwerpunkte vorzustellen.
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Am Internationalen Frauentag ...
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... erhielten im Rahmen eines Festakts die Physikerin Paola Ayala, die Molekularbiologin Verena Jantsch-Plunger und die Sprachwissenschafterin Brigitta Busch (v.l.n.r.) eine Berta-Karlik-Professur, benannt nach der österreichischen Physikerin und ersten Universitätsprofessorin der Universität Wien, Berta Karlik.
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Rektor Heinz W. Engl eröffnete die Feier und vertrat dabei die Leiterin der Abteilung Frauenförderung und Gleichstellung Sylwia Bukowska, die der Veranstaltung nicht beiwohnen konnte. Der Rektor wies darauf hin, dass es der Universität in den letzten zehn Jahren gelungen sei, den Frauenanteil von elf Prozent auf 22 Prozent zu heben. Das Berta-Karlik-Programm sei außerdem eine wichtige Maßnahme, um den Frauenanteil unter den Professuren weiter zu steigern.
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Anschließend wies Vizerektorin und Vorsitzende der Berta-Karlik-Jury Susanne Weigelin-Schwiedrzik auf das schwierige Auswahlverfahren hin: Die Jury stand vor der Aufgabe, aus 45 hochkarätigen Wissenschafterinnen drei auszuwählen. "Die Berta-Karlik-Professur erhöht die Chancen der Wissenschafterinnen, später eine Professur im Ausland zu erhalten", betonte die Vizerektorin …
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… und gratulierte den drei Preisträgerinnen zu ihrer neuen Professur.
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Im Anschluss hielt Paola Ayala von der Gruppe Elektronische Materialeigenschaften ihren Vortrag: "Berta-Karlik war eine Physikerin, weshalb es mir eine besondere Ehre ist, diesen Titel zu tragen", so die gebürtige Ecuadorianerin, die durch ein Marie Curie-Stipendium erstmals nach Wien kam. Da sie vor wenigen Wochen ein Baby zur Welt gebracht hat, wird sie ihre Professur erst nach der Karenz antreten. Sie zeigt damit, dass wissenschaftliche Karriere und Familiengründung durchaus vereinbar sind. Ayala wies auch auf die internationale Unterrepräsentanz der Frauen in der Wissenschaft – v. a. in der Physik – hin und stellte anschließend ihre Forschungsschwerpunkte Nanoelektronik, Nanophotonik und Biotechnologie, vor.
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Rektor Heinz W. Engl änderte spontan das Veranstaltungsformat und eröffnete eine kleine Fachdiskussion, indem er seiner Kollegin eine Frage zur Nanotechnologie stellte.
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Anschließend hielt die Sprachwissenschafterin Brigitta Busch, die sich vor allem Fragen der Mehrsprachigkeit widmet, ihren Vortrag. Sie ist seit 2010, in Vertretung von Ruth Wodak, Professorin für angewandte Sprachwissenschaft und Diskursanalyse. Nachdem sie in Kärnten einen landwirtschaftlichen Betrieb geleitet hatte, absolvierte sie ihr Studium –als zweifache Mutter und neben ihrer Berufstätigkeit – im zweiten Bildungsweg. "Damals war Studium und Beruf noch besser vereinbar", so Busch. Sie sprach auch über ihr aktuelles WWTF-Projekt PluS, indem sie über Zusammenhänge von Migration, Mehrsprachigkeit und traumatischem Erleben forscht.
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Vizerektorin Susanne Weigelin-Schwiedrzik nutzte die Gelegenheit und stellte der Sprachwissenschafterin eine Frage zur Sprachenhierarchie bzw. Gleichberechtigung von Sprachen.
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Danach trat Verena Jantsch-Plunger aufs Podium: "Durch die neue Professur bin ich motivierter denn je", schmunzelte die Biochemikerin, die an den Max F. Perutz Laboratories (MFPL) forscht. Ihr Schwerpunkt ist die Erforschung der Verteilung der in Chromosomen gepackten Erbinformation während der Keimzellentwicklung. "Meine Professorinnen waren meine größten Vorbilder – ich sehe sie als 'Schlachtschiffe der Frauenbewegung'", so Jantsch-Plunger. In diesem Zusammenhang verwies sie auf die wichtige Funktion der Abteilung Frauenförderung und Gleichstellung.
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Nach den Ausführungen der Biochemikerin kam eine Frage von Seiten ihres Fachkollegen Günther Kreil.
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Mit einigen Schlussworten beendete Rektor Heinz W. Engl den offiziellen Teil der Veranstaltung …
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… und lud die zahlreich erschienen Gäste zum Buffet, …
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… das den Preisträgerinnen (im Bild Brigitta Busch im Gespräch) die Möglichkeit gab, mit Familie und FachkollegInnen auf ihre neue Professur anzustoßen. Nachfolgend einige fotografische Eindrücke von der gelungenen Veranstaltung am Internationalen Frauentag.
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Verena Jantsch-Plunger (Mitte) im Gespräch mit Anja Lembens (rechts), der Leiterin des Österreichischen Kompetenzzentrums für Didaktik der Chemie.
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Zum Internationalen Frauentag stand die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Wissenschaft im Mittelpunkt: Mikrobiologin Isabella Moll mit ihrem Sohn …
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… und das Baby von Physikerin Paola Ayala mit dem stolzen Papa und Quantenphysiker Thomas Pichler (re.). Links im Bild: Christoph Dellago, Dekan der Fakultät für Physik.
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Die Jazzband Barbara Paierl Group sorgte für die musikalische Umrandung und einen gelungenen Ausklang der Veranstaltung.
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Der Internationale Frauentag oder kurz Weltfrauentag genannte Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden wurde an der Universität Wien aber noch auf andere Weise begangen: Um 12.30 und um 16.30 Uhr fanden Sonderführungen zur Frauengeschichte an der Universität Wien statt, beide Termine waren ausgebucht. Die Sonderführungen rücken die "Unsichtbarkeit" weiblicher Wissenschafterinnen ins öffentliche Bewusstsein.
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Aber nicht nur an der Universität Wien drehte sich am Frauentag alles um erfolgreiche Wissenschafterinnen: Im Ministerium wurden am selben Tag feierlich die Gabriele Possanner-Preise durch Wissenschafts- und Forschungsminister Karlheinz Töchterle vergeben. Beide Förderungspreise gingen an Politikwissenschafterinnen der Universität Wien: Evi Genetti, Fakultätsmanagerin des Dekanats der Fakultät für Sozialwissenschaften und Irene Messinger, ehemalige Dissertantin am Institut für Politikwissenschaft. Mit der Ehrung werden wissenschaftliche Einzelleistungen ausgezeichnet, die auf die Verwirklichung der Geschlechterdemokratie Einfluss nehmen. (v.r.n.l.: Ina Wagner, Evi Genetti, Irene Messinger, Karlheinz Töchterle). (Fotos 1-18: Petra Schiefer, Foto 19: Melanie Gerber, Foto 20: Petra Spiola. Text: Petra Schiefer)
- Abteilung Frauenförderung und Gleichstellung
- Rektorat der Universität Wien
- Elektronische Materialeigenschaften der Fakultät für Physik
- Institut für Sprachwissenschaft der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät
- Department für Chromosomenbiologie des Zentrums für Molekulare Biologie/MFPL
- Artikel "Frauengeschichte sichtbar machen" in uni:view