Preise und Auszeichnungen im August 2020

Die Universität Wien gratuliert den Mitarbeiter*innen und Studierenden, die für ihre wissenschaftlichen Arbeiten und Leistungen ausgezeichnet wurden. Lesen Sie hier einen Überblick über aktuelle Ehrungen und Preisverleihungen.

Wissenschaftspreis 2020 für Pharmakognostin Judith Rollinger

Als Ausdruck der Wertschätzung und Anerkennung für hervorragende wissenschaftliche Leistungen vergibt das Land Vorarlberg jährlich den Wissenschaftspreis. Heuer wurde u.a. Pharmakognostin Judith Rollinger von der Universität Wien geehrt. 

"Als gebürtige und meiner Heimat stark verbundenen Vorarlbergerin bedeutet mir dieser Wissenschaftspreis enorm viel. Es freut mich zu erfahren, dass die Forschungsergebnisse der letzten Jahre nicht nur in Fachjournalen und bei Fördergebern Anklang finden, sondern – was mir besonders wichtig ist – auf öffentliches Interesse stoßen und der Gesellschaft dienen. Genau das ist unsere Motivation innovative Forschung zu machen", so Rollinger.

Judith Rollinger ist Professorin für Pharmakognosie/Pharmazeutische Biologie an der Universität Wien, einer ihrer Forschungsschwerpunkte liegt auf der Erforschung von Heilpflanzen und Naturstoffen. In einem Forschungsprojekt untersuchte sie mit ihrem Team überliefertes Heilwissen mit modernen Methoden nach neuen Wirkstoffen aus der Natur, die gegen Infektionen wie Influenza oder Pneumokokken eingesetzt werden können. In einem Folgeprojekt soll die klinische Forschung anhand der gewonnenen Erkenntnisse vorangetrieben werden. Ein Forschungsprojekt zu Wirkstoffen gegen das Coronavirus wurde soeben vom FWF genehmigt (FWF project: Natural products against acute respiratory infections).

Der Kurt Rothschild Preis erinnert an die großen Leistungen des österreichischen Ökonomen, der mit seinem Wirken Wissenschaft, Politik und Gesellschaft in Österreich nachhaltig geprägt hat. Insbesondere seine Zeit im Exil – als Sozialist jüdischer Herkunft musste Rothschild nach dem Einmarsch Hitlers aus Österreich fliehen – hat dazu beigetragen, dass Kurt Rothschild immer einen sozialen Anspruch an die als Wissenschaft betriebene Ökonomie gestellt hat.

Der Preis wird speziell an Wissenschafter*innen verliehen, die in ihren Werken zentrale wirtschaftspolitische Fragen analytischen Raum geben. Heuer ausgezeichnet wurden u.a. Politikwissenschafter Ulrich Brand für seine Forschung zu "Gewerkschaften und sozial-ökologische Transformation. Einsatzpunkte und Herausforderungen" sowie Sozialwissenschafter*innen Jörg Flecker, Carina Altreiter, Ulrike Papouschek, Saskja Schindler und Annika Schönauer für ihren Beitrag zu "Umkämpfte Solidaritäten. Spaltungslinien in der Gegenwartsgesellschaft".

Psychologe Helmut Leder von der Universität Wien wurde von der American Psychological Association (Div. 10) mit dem Arnheim Award 2020 für sein (bisheriges) Lebenswerk im Bereich der empirischen Ästhetik ("Outstanding lifetime achievement in the psychology of aesthetics, creativity and the arts") ausgezeichnet.

Für Leder ist der Arnheim Award eine wirklich bedeutende Anerkennung der Arbeit, die der Forschungsschwerpunkt Empirische Visuelle Ästhetik in den letzten 17 Jahren geleistet hat, und der vielen Milestones, die das Team, mit vielen internationalen und nationalen Mitarbeiter*innen zum Gedeihen der Empirischen Ästhetik beigetragen haben: "Als ich 2004 auf die Professur für Allgemeine Psychologie mit diesem Forschungsthema berufen wurde, konnte ich nur erahnen, dass meine Vision einer international führenden Arbeitsgruppe hier in Wien einen idealen Platz haben würde, und ich denke, wir haben durch die einflussreichen theoretischen und vielfältigen empirischen, besonders auch Museumsstudien, außergewöhnlich viel erreicht."

Stolz mache ihn die vielfältige Verbindung zu Kunst und Design, die große Internationalität, und die kontinuierliche Förderung durch Drittmittel. "Persönlich freue ich mich natürlich sehr über die (etwas typisch amerikanischen) Begründungen: 'In my opinion, Helmut Leder is the leading scholar in the field of the psychology of aesthetics in the world today', 'If it can be said that Gustav T. Fechner inaugurated Scientific Aesthetics and that Daniel Berlyne revitalized it, then it must be said that Helmut Leder launched it into the 21st century' oder 'What I find most impressive about Dr. Leder’s work is that it was done with others in mind — his colleagues, his students, and his field. He has accomplished while nurturing, and he has achieved with humility.'"

Matthew Pelowski von der Fakultät für Psychologie der Universität Wien wurde für seine Forschung im Bereich der Empirischen Visuellen Ästhetik der Berlyne Award 2020 der American Psychological Association verliehen.

"I am extremely honored to have received this award, as I think it represents the recognition that my research has made an important new impact in psychology of art and aesthetics and has been important in shaping the very direction and next steps of our still emerging field. (Or, at least that is my ultimate goal for myself!)", freut sich Pelowski: "I also think that being recognized by the APA shows the strong impact that Europe, and especially our institution in Austria (Vienna Faculty of Psychology with its research focus on Empirical Aesthetics), can and does have on the international field. We are a unique research location, and hope to continue being a world leader for many years to come."

Das Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) verleiht jährlich den Ernst-Otto-Czempiel-Preis für die beste postdoktorale Monografie aus der Friedensforschung. Eine Jury aus Expert*innen zeichnete heuer das Werk "'Crimes against Humanity': Eine Ideengeschichte der Zivilisierung von Kriegsgewalt 1864–1945" der Historikerin Kerstin von Lingen von der Universität Wien aus. 

Kerstin von Lingen befasst sich in ihrer Arbeit mit dem Tatbestand des Verbrechens gegen die Menschlichkeit aus dem Völkerstrafrecht und seiner historischen Genese seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Autorin bringt historische und völkerrechtliche Forschung zusammen und arbeitet heraus, wie sich die politischen, juristischen und zivilgesellschaftlichen Debatten zur Zivilisierung des Krieges seit dem 19. Jahrhundert in einer Weise entwickelten, dass die Idee der Ächtung und Sanktionierung bestimmter Kriegsgräuel als "crimes against humanity" zunehmend moralisch geboten, politisch plausibel und rechtlich denkbar erschien.

"Neben meiner Freude über den Preis generell finde ich bemerkenswert, dass mit meinem Buch eine dezidiert historische Arbeit ausgezeichnet wurde; sowohl das Leibnitz Institut der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung, als auch die vorigen Preisträger*innen sind ja eher auf zeitgenössische Friedensforschung ausgerichtet. Das zeigt meiner Meinung nach, dass die Jury das Buch auch in seiner gegenwärtigen Relevanz wichtig findet — und das ist ja etwas, worüber wir Historiker*innen uns besonders freuen können", so Kerstin von Lingen.

"Mit 'Crimes against Humanity' hat Kerstin von Lingen eine beeindruckende, empirisch reiche und friedenspolitisch hoch relevante ideengeschichtliche Studie vorgelegt, die den Ernst-Otto-Czempiel-Preis 2020 verdient", lobt Juror Jörn Grävingholt vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik.

"uni:view" veröffentlicht Meldungen zu aktuellen Auszeichnungen und Ehrungen von Angehörigen der Universität Wien monatlich gesammelt. Die Reihung erfolgt chronologisch. Die Redaktion freut sich über Informationen zu Auszeichnungen (per E-Mail an petra.schiefer(at)univie.ac.at). Weitere Nachrichten über Köpfe und Karrieren an der Universität Wien finden Sie in der Rubrik "Uni Intern".