Advent, Advent ...
| 01. Dezember 2011Das erste Lichtlein brennt. Ein guter Anlass, um sich unter den WissenschafterInnen umzuhören, ob und wie sie Weihnachten feiern und auf welche Kekse oder Weihnachtslieder sie auf keinen Fall verzichten wollen. Bei einem Punsch am Campus erzählt Johanna Laakso, wie man in Finnland Weihnachten feiert.
Johanna Laakso
Professorin für Finno-Ugristik
Weihnachten bedeutet für mich ...
… das größte und wichtigste Fest des Jahres und gehört nach finnischem Stil gefeiert. Neben Geschenken, gutem Essen und Heiterkeit gehört auch Stille und Andacht dazu. Unser Gesangensemble bereitet sich gerade für ein Weihnachtskonzert am 12. Dezember vor und beim Übersetzen der finnischen Texte habe ich bemerkt, dass die finnischen Weihnachtslieder häufig von Tränen, Sehnsucht und Vergänglichkeit erzählen. Aber genau das liebe ich an Weihnachten – so wie ich die Dunkelheit der finnischen Weihnachtszeit liebe.
Mein Lieblingspunsch ...
... einfach Glühwein, am liebsten nicht sehr süß. Auf dem Weihnachtsmarkt am Campus der Universität Wien gibt es sehr guten Schilcher Glühwein!
Weihnachten auf Finnisch:
Die Weihnachtsbräuche der modernen FinnInnen sind recht jung und teilweise erst mit der modernen Wohlfahrt entstanden – vor 150 Jahren waren in Finnland die letzten großen Hungerjahre, und Geschenkeorgien konnten sich nur wenige leisten. In Finnland stellt man sich Weihnachten als etwas Uraltes und Authentisches vor, man redet von "nationalen Weihnachtstraditionen" und vergisst dabei, wie jung und international unsere heutige Weihnachtskultur ist.
Kein Weihnachten ohne unsere traditionellen Weihnachtsgerichte wie Schinken, Erdäpfelauflauf, Karottenauflauf, Steckrübenauflauf – da in Österreich nur Tiere mit Steckrüben gefüttert werden, muss man sie importieren –, Salat aus Roten Rüben, Milchreis mit Suppe aus getrockneten Früchten und gekochter Stockfisch. Dieser schmeckt nach gar nichts, aber ohne den scheußlichen Laugengeruch von gekochtem Stockfisch im Haus kommt angeblich keine echte Weihnachtsstimmung auf.
Der Weihnachtsmann kommt übrigens tatsächlich aus dem hohen Norden: Der schwedisch-amerikanische Zeichner des Coca-Cola-Weihnachtsmanns, Haddon Sundblom, stammt nämlich von den – zwischen Schweden und Finnland gelegenen – Åland Inseln.
Zur Person:
Johanna Laakso, geb. 1962 in Helsinki, Finnland, ist seit Oktober 2000 Professorin für Finno-Ugristik an der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen Wortbildung, historische Morphologie, Prinzipien der Sprachgeschichte, Sprachkontaktforschung, Genderlinguistik und Sprachtypologie.
Website von Johanna Laakso