Forschungsbasiertes Lernen im "Joint Classroom"
| 26. November 2018In einem Lehrprojekt unter der Leitung von Andreas Schloenhardt tragen Studierende zur Bewusstseinsbildung über Wildtier- und Forstkriminalität bei. Dabei arbeitet die Uni Wien mit dem Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung sowie der University of Queensland und der Universität Zürich zusammen.
"Dieses Projekt bietet Studierenden die Möglichkeit, forschungsbasiertes Lernen zu erproben, international zusammenzuarbeiten und einen Beitrag zu einem Bereich zu leisten, der die politischen Entscheidungsträger, die Gesetzgeber und die Wirtschaft künftig verstärkt beschäftigen wird. Studierende können damit ihre Karrierechancen erhöhen", so Andreas Schloenhardt vom Institut für Strafrecht und Kriminologie über seine innovative Lehrveranstaltung "Grenzüberschreitende organisierte Kriminalität".
LV-Teilnehmerin Katharina Brabec ergänzt: "Wir weisen mit diesem Projekt außerdem darauf hin, inwieweit der illegale Handel mit Wildtieren ein ernsthaftes Problem darstellt und haben zudem die Möglichkeit, viele Menschen zu erreichen, um sie darauf aufmerksam zu machen. Ich denke, wir können hier tatsächlich etwas verändern und bin stolz darauf, ein Teil davon zu sein."
Beitrag zur UNODC-Initiative "Education for Justice"
Die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien erarbeitet dabei gemeinsam mit dem Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) Hochschulmodule zum Thema Wildtier-, Wald- und Fischerei-Kriminalität.
LV-Teilnehmerin Karina Karik: "Das Seminar hat auf Grund des wichtigen Themas und des internationalen Charakters mein Interesse geweckt. Die Möglichkeit, sich während des Studiums ausführlich auf multilingualer Ebene mit einem selbst gewählten Forschungsthema beschäftigen zu können und dabei den gesamten Forschungsprozess bis hin zur Publikation zu durchleben, ist einzigartig!"
In Zusammenarbeit mit der University of Queensland und der Universität Zürich leistet das Lehrprojekt damit einen Beitrag zur UNODC-Initiative "Education for Justice" (E4J). Ziel dieser Initiative ist es, Lernenden in der Grund-, Sekundar- und tertiären Bildung ein Verständnis dafür zu vermitteln, welche Probleme die Rechtsstaatlichkeit untergraben und wie sie diese in Angriff nehmen können. Diese Bewusstseinsbildung ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Prävention und Bekämpfung von Verbrechen, an der sich die Studierenden mit eigenen Recherchen selbst beteiligen können.
"Illegaler Handel mit Flora und Fauna häufig übersehen"
Das internationale Team der Lehrveranstaltung – bestehend aus MitarbeiterInnen und Studierenden – entwickelt Module zur Kriminologie, den internationalen Rahmenbedingungen und dem strafrechtlichen Instrumentarium gegen Wildtier- und Forstkriminalität. "Trotz des tatsächlichen und potentiellen Umfangs sowie der Folgen wird illegaler Handel mit Flora und Fauna häufig übersehen und wir wissen noch relativ wenig darüber", betont LV-Leiter Schloenhardt.
LV-Teilnehmerin Dorit Aschauer: "Ich habe dieses Seminar gewählt, weil der illegale Tier- und Pflanzenhandel ein gravierendes Problem darstellt, dem auch in Österreich mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Im Rahmen meiner Seminararbeit zum Thema Tierhandel in Südafrika möchte ich vor allem auf mögliche Lösungsansätze eingehen, weil gerade der Handel mit Elfenbein und Nashornprodukten in den letzten Jahren so stark zugenommen hat, dass diese Tiere vom Aussterben bedroht sind. Außerdem finde ich die Kooperation mit der Universität Zürich und Queensland eine einzigartige Möglichkeit sich mit anderen Jus StudentInnen über dieses Thema auszutauschen."
Im Rahmen des Projekts erforschen neunzehn Studierende der beteiligten Unis das Thema der Wildtier- und Forstkriminalität und tragen so zur Entwicklung dieser Module bei. "Wildtier- und Forstkriminalität gefährdet die Existenz vieler Tier- und Pflanzenarten und je gefährdeter eine Spezies ist, desto mehr steigt der Marktwert der verbleibenden Exemplare. Das fördert weitere rechtswidrige Handlungen. Die Bekämpfung des illegalen Handels mit Wildtieren, Tierteilen und Pflanzen hat in vielen Ländern gegenwärtig jedoch keine Priorität", so der Lehrveranstaltungsleiter zur Relevanz dieses Projekts.
"Joint Classroom" …
Das Lehrprojekt unter der Leitung von Andreas Schloenhardt ist eine "Joint Classroom"-Initiative der Universität Wien. Die internationale Vernetzung unter den Studierenden der beteiligten Universitäten findet über Online-Tools, aber auch über kurze Reisephasen statt. Solche gemeinsamen Kurse bieten Studierenden Raum für den internationalen Austausch und vielfältige Möglichkeiten der interkulturellen Kommunikation.
"Joint Classrooms" sind Lehrveranstaltungen, die in Vernetzung mit einer Partneruniversität der Universität Wien abgehalten werden. Das heißt, Lehrende der beteiligten Universitäten entwickeln eine Lehrveranstaltung und führen diese gemeinsam nach "Blended-Learning"-Ansätzen durch. "Blended Learning" bezeichnet eine Lernform, die eine didaktisch sinnvolle Verknüpfung von traditionellen Präsenzveranstaltungen und modernen Formen von E-Learning anstrebt.
Somit können auch jene Studierende internationale akademische Erfahrung sammeln, für die ein längerer universitärer Auslandsaufenthalt aus finanziellen, beruflichen oder familiären Gründen nicht möglich ist.
… als "Internationale Lernerfahrung"
Als "Joint Classroom" ermöglicht diese Wahllehrveranstaltung somit konkret Jus-Studierenden der Uni Wien, sich an dieser Initiative zur Bekämpfung grenzüberschreitender organisierter Kriminalität zu beteiligen. "Die Teilnahme an diesem Projekt ist eine internationale Lernerfahrung und eine Möglichkeit für mich, eigenständig zu forschen, vor einem wissenschaftlichen Publikum zu präsentieren und meine Resultate in einem Sammelband zu publizieren", so Studentin Theresia Angerer.
LV-Teilnehmer Moritz Tiefenthaler: "The international setting and the chance to contribute to biodiversity through conducting research on a widely unrecognised issue is what makes this course intriguing."
Im Februar 2019 treffen sich alle Studierenden in Wien zur Präsentation und Diskussion ihrer Forschungsprojekte, und zum Testen der Lernmodule mit UNODC. Die Präsentation der Module erfolgt im Rahmen einer internationalen Konferenz im April 2019 in Wien. Die weltweite Veröffentlichung der Forschungsergebnisse über die E4J-Initiative von UNODC erfolgt zur Jahresmitte.
Das Seminar "Grenzüberschreitende organisierte Kriminalität: Der illegale Tier- und Pflanzenhandel", an dem sieben Jus-Studierende der Uni Wien teilnehmen, wird von Andreas Schloenhardt, PhD (3.v.r.) geleitet. Im Jahr 2019-2020 liegt der Schwerpunkt der Wahllehrveranstaltung "Grenzüberschreitende organisierte Kriminalität" auf organisierter Kriminalität, Glücksspiel und Strafrecht.