Clemens Jabloner: "Zurück an die Universität"

Präsident des Verwaltungsgerichtshofs, Vorsitzender der Historikerkommission der Republik Österreich und Geschäftsführer des Hans Kelsen-Instituts sind nur einige der Karrierestationen von Clemens Jabloner, der seit September 2014 die "Hans Kelsen Professur" an der Universität Wien inne hat.

Gepackt hat ihn das Jus-Studium nicht gleich von Beginn an, sagt Clemens Jabloner im Interview mit uni:view, dennoch sei er dabei geblieben. Erst gegen Ende habe ihn dann ein starkes Interesse erfasst, als es um das Verfassungs- und Verwaltungsrecht ging, Bereiche, die den gebürtigen Wiener seine gesamte Karriere lang begleitet haben und in denen er heute zu den führenden Experten Österreichs zählt.

In der Tradition von Hans Kelsen

1972 schloss Clemens Jabloner sein rechtswissenschaftliches Studium mit dem Doktorat ab und wurde – nach Bundesheer, Gerichtspraxis und einem Jahr im Bundesministerium für soziale Verwaltung – Universitätsassistent bei Robert Walter, zunächst an der ehemaligen Hochschule für Welthandel, dann an der Universität Wien. Robert Walter war bis 1999 Professor des Staats- und Verwaltungsrechts an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät und leitete seit 1971 das Hans Kelsen-Institut. Dieses dokumentiert, informiert und fördert bis heute die von Kelsen begründete "Reine Rechtslehre".

Heute ist Clemens Jabloner der Geschäftsführer des Hans Kelsen-Instituts. Und seit September 2014 hat er die fünfjährige "Hans Kelsen Professur" am Institut für Rechtsphilosophie, Religions- und Kulturrecht der Universität Wien inne.

Hans Kelsen (1881-1973) war einer der bedeutendsten Juristen weltweit. Er gilt als Architekt der österreichischen Bundesverfassung, war in der ersten Republik Professor an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und Begründer der "Wiener Rechtstheoretischen Schule". Hans Kelsen hat die Theorie des kritischen Rechtspositivismus begründet. Die Büste von ihm befindet sich im Arkadenhof der Universität Wien. (Foto: Archiv der Universität Wien)


Von der Universität in die Bundesverwaltung

Zurück in die 1970er: Im Jahr 1978 wechselte Clemens Jabloner von der Universität Wien in den Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes: "Die Arbeit im Verfassungsdienst hat mich sehr gefreut, den Kontakt zur Universität habe ich dabei aber immer gehalten."

1984 wurde Jabloner dann Leiter der Abteilung für Länderangelegenheiten und Verwaltungsreform, 1989 Leiter der Sektion "Zentrale Personalverwaltung" – trotz der vielen und intensiven Arbeit im Bundeskanzleramt habilitierte sich Clemens Jabloner 1988 an der Universität Wien mit einer Arbeit über die Mitwirkung der Bundesregierung an der Landesgesetzgebung.

"Ziel erreicht"

Vom Bundeskanzleramt wechselte Jabloner 1991 als Vizepräsident in den Verwaltungsgerichtshof, dessen Präsidentschaft er dann von 1993 bis 2003 innehatte. In dieser Zeit setzte er sich mit seinem Team für eine der größten Verwaltungsreformen der zweiten Republik ein, letztlich erfolgreich. "Es galt, das gesamte System zu erneuern und zu reformieren, es u.a. an die Anforderungen der Menschenrechtskonvention anzupassen", so der Jurist: "Es war ein langwieriger Prozess, der meine gesamte Amtszeit in Anspruch nahm. Am Ende waren die 'Bretter durchbohrt' – mit 1. Jänner 2014 ist die Reform in Kraft getreten und ich bin aus dem Amt geschieden." Es sei ein "eleganter Abschluss" gewesen, meint er rückblickend, "ich habe mein Ziel erreicht".

Widerstandsfähig und belastbar

In der Zeit der Präsidentschaft war Jabloner von 1998 bis 2003 auch Vorsitzender der Historikerkommission der Republik Österreich. Auf die Frage, wie er all das unter einen Hut brachte, meint er: "Damals war ich knapp über 50 Jahre alt. Das ist eine Zeit, in der man sehr widerstandsfähig und belastbar ist." Und Belastbarkeit brauchte er, war die Aufgabe der Historikerkommission keine einfache. Es ging dabei nicht nur um arisierte Werke, sondern auch um das Thema Entschädigung ehemaliger ZwangsarbeiterInnen.
 
"Es war notwendig, all das wissenschaftlich zu untersuchen. Das war eine sehr umfangreiche Arbeit. Insgesamt 40 Bände hat die Kommission dann veröffentlicht." Auch heute noch interessiert er sich für dieses wichtige Kapitel der Aufarbeitung österreichischer Vergangenheit und ist nach wie vor Vorsitzender des Kunstrückgabebeirats.

"Relativ alter Jungprofessor"

20 Jahre am Verwaltungsgerichtshof waren genug, findet Jabloner, dennoch sieht er sich in der Lage, noch einiges zu bewegen. "Daher habe ich das Angebot der Universität Wien für die Hans Kelsen-Professur gerne angenommen. Ich bin zwar ein relativ alter Jungprofessor, aber eine Zeitlang geht es schon noch", meint der Jurist. Gleichzeitig leitet er weiterhin das Hans Kelsen-Institut, was zu fruchtbaren Synergien zwischen Universität und Institut führt. (td)

Univ.-Prof. Dr. Clemens Jabloner, Professor für Rechtstheorie am Institut für Rechtsphilosophie, Religions- und Kulturrecht der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, hält am Donnerstag, 3. Dezember, 17 Uhr im Großen Festsaal der Universität Wien gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Holzleithner und Univ.-Prof. Dr. Alexander Somek seine Antrittsvorlesung.