Schüler*innen lernfreudiger im 2. Lockdown

Junge Schülerin vor einem Laptop

Die Schüler*innen haben im Distance Learning während des zweiten Lockdown deutlich mehr Zeit für die Schule aufgewendet als während der Schulschließung im Frühjahr. Das zeigt eine Studie von Bildungspsycholog*innen der Universität Wien.

Unter dem Fernunterricht deutlich stärker leiden Oberstufenschüler*innen, die auch deutlich länger im Distance Learning sind: Sie berichteten etwa doppelt so häufig von einer Verschlechterung ihres Wohlbefindens und geringerer Lernfreude als Pflichtschüler*innen.

Die Untersuchung ist die Nachfolgerin von drei Erhebungen ("Lernen unter Covid-19-Bedingungen") über das Home Learning im Frühjahr. Für die nunmehr vierte Online-Befragungswelle wählte das Forschungsteam der Fakultät für Psychologie um Barbara Schober, Marko Lüftenegger und Christiane Spiel nun den Zeitraum von 23. November bis 6. Dezember. Zu diesem Zeitpunkt waren die Oberstufenschüler*innen seit 3. November im Distance Learning, die Pflichtschüler*innen seit 16. November. Für die Analysen wurden die Antworten von rund 13.000 Schüler*innen zwischen zehn und 21 Jahren herangezogen.

Im ersten Lockdown im Frühjahr verbrachten die Kinder und Jugendlichen demnach durchschnittlich fünf Stunden pro Tag mit schulbezogenen Aktivitäten. Im Vergleich dazu lag der Mittelwert beim zweiten Durchgang des Distance Learning bereits bei durchschnittlich 7,1 Stunden pro Tag. Rund die Hälfte wendete täglich sogar acht Stunden oder mehr für die Schule auf, ein Drittel fünf bis sieben Stunden und 15 Prozent zwei bis vier Stunden. Je älter die Schüler*innen, desto mehr Zeit verbrachten sie auch mit schulbezogenen Aktivitäten.

Oberstufenschüler*innen weniger lernfreudig

In Sachen Wohlbefinden und Lernfreude schnitten die Oberstufenschüler*innen deutlich schlechter ab als ihre jüngeren Kolleg*innen. Rund 70 Prozent der Pflichtschüler*innen stimmten der Aussage "Ich fühle mich gut" ganz oder ziemlich zu, an den Oberstufen waren es dagegen nur 46 Prozent. Umgekehrt stimmte das an den Pflichtschulen für 13 Prozent nicht oder eher nicht, an den Oberstufen dagegen für 28 Prozent.

Im Vergleich zum ersten Lockdown empfanden 44 Prozent der Pflichtschüler*innen mehr oder etwas mehr Spaß am Lernen, aber nur 24 Prozent der Oberstufenschüler*innen. Umgekehrt hatten 23 Prozent der Pflichtschüler*innen und 41 Prozent der Oberstufenschüler*innen etwas weniger oder weniger Freude (Rest: gleich viel oder weiß nicht).

Ähnlich sieht es bei der Erledigung der Aufgaben aus: Im Vergleich zum Frühjahr gelangen knapp der Hälfte der Pflichtschüler*innen die Aufgaben besser oder etwas besser, bei den Oberstufenschüler*innen war dies nur bei 31 Prozent der Fall. Umgekehrt kamen nur 13 Prozent der Jüngeren etwas schlechter oder schlechter mit den Aufgaben zurecht, während dies bei 22 Prozent der Oberstufenschüler*innen der Fall war (Rest: gleich gut oder weiß nicht).

Klare Rückkehrperspektive

Die Oberstufenschüler*innen befanden sich zum Zeitpunkt der Befragung schon zwei Wochen länger zum zweiten Mal im Distance Learning. Darüber hinaus gab es für die Jüngeren auf Wunsch durchgängig Betreuung an den Standorten sowie mit dem 7. Dezember schon eine klare Rückkehrperspektive in den Präsenzunterricht.

Die Stichprobe der Befragung war nicht repräsentativ – so konnten etwa Schüler*innen ohne entsprechende Geräteausstattung nicht teilnehmen. Es sei daher davon auszugehen, dass Risikogruppen unterschätzt werden, so die Studienautor*innen. (APA/red)