Grüne Power: Österreichs neuer Supercomputer
| 04. Juli 2014Mehrere Universitäten schlossen sich zusammen, um gemeinsam Österreichs leistungsfähigsten Großrechner aufzubauen: Die Ausbaustufe VSC-3 (Vienna Scientific Cluster 3) beeindruckt nicht nur mit Rechenpower, sondern auch mit Energieeffizienz.
Österreichs Wissenschaft hat einen neuen Supercomputer. Aus über 32.000 einzelnen Prozessorkernen besteht der VSC-3-Cluster, der nun im Science Center der TU Wien in Betrieb genommen wird. Insgesamt sind acht österreichische Universitäten an dem Projekt beteiligt. Wissenschaftliche Berechnungen aus vielen unterschiedlichen Forschungsgebieten, von Meteorologie bis zur Teilchenphysik, werden durch den neuen VSC-3 möglich. Bei der Planung des Supercomputers wurde besonders auf Umweltfreundlichkeit und Energieeffizienz geachtet. Aus diesem Grund kommt auch eine ganz neue Methode der Öl-Kühlung zum Einsatz. Am 4. Juli 2014 wurde der VSC-3 in Anwesenheit des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Reinhold Mitterlehner feierlich eröffnet.
Erfolgreiche Kooperation österreichischer Universitäten
"Der Supercomputer ist ein Musterbeispiel für universitäre Kooperation", so Karl Schwaha, Vorsitzender des VSC-Steering Committee und Vizerektor der Universität Wien anlässlich der VSC-3-Präsentation. V.l.n.r.: Karl Schwaha (Uni Wien), Josef Glößl (BOKU Wien), Sabine Schindler (Uni Innsbruck), Minister Reinhold Mitterlehner, Horst Bischof (TU Graz), Johannes Fröhlich (TU Wien). (Foto: TU Wien/Matthias Heisler) |
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Die Universität Wien, die TU Wien und die Universität für Bodenkultur hatten schon die Vorgängermodelle VSC-1 und VSC-2 mit großem Erfolg gemeinsam betrieben. An der dritten Ausbaustufe sind nun außerdem die Universität Innsbruck und die TU Graz beteiligt sowie, durch diese als Partner koordiniert, die Karl-Franzens-Universität Graz, die Montanuniversität Leoben und die Alpen-Adria Universität Klagenfurt.
Mit dem VSC-3 steht den teilnehmenden Universitäten nun ein Computercluster zur Verfügung, der den Vergleich mit wissenschaftlichen Spitzencomputern der Welt nicht zu scheuen braucht. "Für die Universitäten ist der VSC ein Vorzeigeprojekt im punkto Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. In Hinblick auf ihre gesellschaftliche und ökologische Verantwortung ein wichtiges Thema für die Universität Wien", so Karl Schwaha.
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Gebaut wurde der VSC-3 von der Firma Clustervision. Wie auch seine Vorgängermodelle steht der VSC-3 im Science Center der TU Wien am Wiener Arsenal. Er besteht aus 2.020 Knoten mit je 16 Prozessorkernen. Seine Rechenleistung beträgt über 600 Teraflops – er kann also in einer Sekunde mehr als 600 Billionen Additionen oder Multiplikationen ausführen.
Mit dem VSC-3 könnte man in einer Nanosekunde aus den Geschwindigkeiten und Reichweiten sämtlicher Pässe und Schüsse der gesamten Fußball-Weltmeisterschaft die dazugehörigen Abschusswinkel berechnen. Viele unterschiedliche Forschungsgruppen werden Zugang zur Rechenpower des VSC-3 haben, die Palette an wissenschaftlichen Themen reicht von der Entwicklung neuer Materialien mit Hilfe quantenphysikalischer Rechnungen über meteorologische Simulationen bis hin zur Biologie. (Foto: TU Wien/Matthias Heisler) |
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Energiesparmeister durch Öl-Kühlung
"Ganz entscheidend für uns war, schon bei der Planung auf Energieeffizienz zu achten", so Herbert Störi von der TU Wien, wissenschaftlicher Projektleiter des VSC-3 und Mitglied des Steering Committee. Der VSC-3 wird eine Leistung von etwa 540 Kilowatt benötigen – also rund 0,8 Kilowatt pro Teraflop. Damit ist er deutlich effizienter als der Vorgänger VSC-2 (2.3 Kilowatt pro Teraflop, bei ca. 150Tflop/s), obwohl auch schon der VSC-2 ein ökologisch vorbildlicher Cluster war.
Ein wichtiger Schritt für die Energie-Optimierung des VSC-3 war eine völlig neue Kühlungstechnologie: Statt Luftkühlung durch stromfressende Ventilatoren setzt man auf Paraffinöl, ähnlich wie es auch in Kosmetikprodukten verwendet wird. 35 Tonnen Öl enthalten die Wannen, in die man die Prozessoren versenkt. Das Öl hat besonders gute Wärmeleitungseigenschaften, dadurch kann die an den Prozessoren anfallende Wärme sehr effizient wegtransportiert werden. Ohne Luftkühlung muss auch der Rechnerraum nicht mehr eigens gekühlt werden. (red)