FWF-Erfolge der Universität Wien im Jubiläumsjahr

Neuer Erfolg beim FWF für die Universität Wien: Bei der letzten Kuratoriumssitzung bewilligte der Wissenschaftsfonds FWF drei neue Doktoratskollegs und einen neuen Spezialforschungsbereich für die Universität Wien.

Spezialforschungsbereiche (SFB) – die "Königsklasse" der FWF-Bewilligungen – sind eng vernetzte Forschungsverbünde, die Zentren der Spitzenforschung in internationalem Maßstab darstellen. Sie können über mehrere Universitäten verteilt sein und werden – bei einer Laufzeit von acht Jahren – nach vier Jahren zwischenbegutachtet. Die "Doktoratskollegs" (DK) des FWF sind strukturierte Doktoratsprogramme und richten sich an den hoch qualifizierten akademischen Nachwuchs aus der nationalen und internationalen Scientific Community.

Im Rahmen der Kuratoriumssitzung im Mai 2015 bewilligte der Wissenschaftsfonds FWF einen neuen Spezialforschungsbereich und drei neue Doktoratskollegs für die Universität Wien: Den Spezialforschungsbreich "Deutsch in Österreich" unter der Leitung von Alexandra Lenz sowie die DKs "Integrative Strukturbiologie" (Leitung: Tim Skern), "Mikroorganismen im Stickstoff-Zyklus" (Leitung: Christa Schleper) und "Wiener Doktoratskolleg Rechnergestützte Optimierung" (Leitung: Georg Pflug).

SFB "Deutsch in Österreich (DiÖ) – Variation. Kontakt. Perzeption"

Der Spezialforschungsbereich "Deutsch in Österreich (DiÖ) – Variation. Kontakt. Perzeption" unter der Leitung von Alexandra N. Lenz vom Institut für Germanistik der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät ist ein geisteswissenschaftliches Gemeinschaftsprojekt: WissenschafterInnen der Universität Wien, der Universitäten Salzburg und Graz sowie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sind daran beteiligt.

Thema des SFB – bei dem erstmals gleich sechs Institute österreichweit gemeinsam an der Erforschung und Dokumentation von "Deutsch in Österreich" beteiligt sind – ist das Gesamtspektrum an Variation und Varietäten des Deutschen in Österreich, das aus den Perspektiven der Variationslinguistik, der Sprachkontakt- und Mehrsprachigkeitsforschung sowie der Perzeptions- und Spracheinstellungsforschung umfangreichen Analysen unterzogen wird.

"Unser Ziel ist einerseits eine erste umfangreiche und detaillierte Analysen zu DiÖ mit seinen vielfältigen Varietäten- und Sprachkontakten, die – den Forschungsschwerpunkten der Forschergruppe entsprechend – aus verschiedensten linguistischen Teildisziplinen heraus entstehen. Andererseits werden die im SFB erhobenen und aufbereiteten Daten über eine online verfügbare Forschungsplattform bzw. digitale Forschungsinfrastruktur zu DiÖ verfügbar gemacht", erklärt SFB-Leiterin Alexandra Lenz und betont: "Die Plattform wird am Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien im Kontext des 'Austrian Centre for Digital Humanities' (ACDH) gehostet und auch über den SFB hinaus nachhaltig zur Verfügung stehen."

Der SFB ist in mehrfacher Hinsicht interdisziplinär angelegt: Er überschreitet Philologiengrenzen, denn neben GermanistInnen sind auch SlawistInnen Teil der Forschergruppe. "Und er ist Disziplinen übergreifend: Die beteiligten WissenschafterInnen arbeiten aufs Engste zusammen und liefern ihre theoretischen und empirischen Inputs. Darüber hinaus trägt der SFB zu einer theoretischen und method(olog)ischen Annäherung der verschiedenen Disziplinen bei", so Lenz.

DK "Integrative Strukturbiologie" (ISB)

Das FWF-Doktoratskolleg "Integrative Structural Biology" (ISB), unter der Leitung von Tim Skern vom Department für Medizinische Biochemie und Kristina Djinovic-Carugo, Leiterin des Departments für Strukturbiologie und Computational Biology der Universität Wien, ist ein interinstitutionelles Konsortium von acht WissenschafterInnen der Universität Wien und der MedUni Wien an den Max F. Perutz Laboratories (MFPL), der MedUni Wien und des IMP. (Foto: MFPL/Daniel Hinterramskogler)

"Die Aufklärung von Strukturen und dynamischen Wechselwirkungen großer biologischer Moleküle ist für das Verstehen von allen biologischen Vorgängen essentiell. Unser DK bietet den KollegiatInnen Schulung in den neuesten High-End Techniken, die für die heutigen strukturbiologischen Ansätze unerlässlich sind. Ein Schlüsselaspekt ist der integrative Charakter des Programms. Dadurch wird den Studierenden ermöglicht, die bestgeeignete Technik für eine bestimmte Fragestellung auszuwählen", so DK-Sprecher Tim Skern, Gruppenleiter an den MFPL.

Ein einzigartiger Aspekt des Doktoratskollegs ISB ist die Vielfalt von wissenschaftlichen Fragestellungen, die von der Fakultät aufgeworfen werden. Dadurch gewinnen die KollegiatInnen umfangreiche Erfahrung in den Bereichen der Biochemie, Biophysik, Bioinformatik, Zellbiologie, Genetik, Molekularmedizin, Pharmakologie und Virologie. Vor allem werden die KollegiatInnen dazu ermutigt, die biologischen Auswirkungen ihrer Ergebnisse zu erforschen.

Das DK bereitet die PhDs umfassend auf die spannenden zukünftigen Herausforderungen in ihrem gewählten Forschungsfeld vor. "Die heutige biologische und medizinische Forschung kann ohne Expertise in Strukturbiologie nicht durchgeführt werden. Unser Doktoratskolleg bietet eine einzigartige Gelegenheit, diese Expertise zu erlangen", erklärt Skern. Das Programm wird zudem die erfolgreichen Kooperationen zwischen den Forschungsgruppen der MFPL und des IMP am Vienna Biocenter sowie an der Medizinischen Universität Wien weiter fördern.

DK "Mikroorganismen im Stickstoff-Zyklus"

Das FWF-Doktoratskolleg "Mikroorganismen im Stickstoff-Zyklus – From Single Cells to Ecosystems" läuft unter der Leitung von Christa Schleper, stv. Leiterin des Departments für Ökogenomik und Systembiologie an der Fakultät für Lebenswissenschaften.

Zehn Arbeitsgruppen aus dem Bereich Ökologie an der Fakultät für Lebenswissenschaften bzw. dem Forschungsverbund "Chemistry meets Microbiology" erforschen im Rahmen des DKs "Mikroorganismen im Stickstoff-Zyklus" die Rolle von Mikroorganismen und der von ihnen katalysierten Prozesse im Stickstoffkreislauf. Die PhD-Studierenden erhalten eine interdisziplinäre Ausbildung an der Schnittstelle von Umweltmikrobiologie und Ökosystemforschung.

"Der globale Stickstoffkreislauf ist ökologisch von großer Bedeutung und wird durch zunehmenden Kunstdüngereinsatz in der Landwirtschaft massiv verändert. Deshalb ist es so wichtig, ein besseres Verständnis der zugrundeliegenden mikrobiellen Prozesse zu erhalten", so DK-Sprecherin Christa Schleper.

DK "Wiener Doktoratskolleg Rechnergestützte Optimierung" (VGSCO)

Das FWF-Doktoratskolleg "Wiener Doktoratskolleg Rechnergestützte Optimierung" unter der Leitung von Georg Pflug vom Institut für Statistik und Operations Research an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Wien ist eine Kooperation der Universität Wien, der Technischen Universität Wien und dem Institute of Science and Technology Austria (IST).

"Moderne Optimierungsmethoden sind ein Schlüssel für erfolgreiches Management in vielen Anwendungsgebieten, wie z.B. Energieerzeugung und -handel, Finanzmanagement, Transportoptimierung, Netzwerk Design, Robotics und Biomathematik", so DK-Leiter Georg Pflug. "Mit dem vom FWF mit 1,6 Millionen Euro unterstützten Doktoratsprogramm ermöglichen wir PhDs eine umfassende Ausbildung in Optimierung unter besonderer Berücksichtigung algorithmischer und computationaler Aspekte." Das Programm läuft in englischer Sprache und die KandidatInnen werden im Rahmen einer internationalen Ausschreibung ausgewählt.

"Die Zusammensetzung der teilnehmenden WissenschafterInnen aus drei Institutionen im Raum Wien gewährleistet, dass fast alle Teilbereiche der mathematischen Optimierung abgedeckt werden – von der kombinatorischen Optimierung über die Algorithmische Spieltheorie bis hin zur Optimierung für intelligente Datenanalyse", erklärt der DK-Leiter und ergänzt: "Die KollegiatInnen sollen lernen, theoretische Resultate zu gewinnen, diese zu implementieren und mit ähnlichen Ansätzen zu vergleichen. Die meisten Themen sind aus konkreten, praktischen Fragestellungen entstanden, zu deren Lösungen die geplanten Arbeiten beitragen sollen." (red)