Coronaforschung: FWF-Akutprojekt an Uni Wien bewilligt

Logistische Fragen in Zeiten der Pandemie, der Einfluss des Mund-Nasen-Schutzes auf das Sprachverständnis sowie die Dauer der Immunität nach einer SARS-CoV-2-Exposition werden in den jüngsten FWF-Akutprojekten untersucht. Ersteres an der Uni Wien unter der Leitung von Karl Franz Dörner.

In einer weiteren außerordentlichen Präsidiumssitzung sowie einem beschleunigten Umlaufbeschlussverfahren des FWF-Kuratoriums wurden am 3. September drei weitere Akut-Projekte bewilligt. Insgesamt langten seit dem Beginn dieser Fast-Track-Schiene im FWF, die ein beschleunigtes Entscheidungsverfahren für Forschungsanträge, die sich mit der Prävention, Früherkennung, Eindämmung sowie der Erforschung von SARS-CoV-2 beschäftigen, bereits über 70 Anträge ein. Mehr als die Hälfte konnte bei einer durchschnittlichen Bearbeitungszeit von zwei Monaten bereits entschieden werden, acht Projekte wurden bisher bewilligt, drei davon an der Universität Wien (zum uni:view-Beitrag "FWF bewilligt zwei Corona-Forschungsprojekte an der Uni Wien").

FWF-Akutförderung bis Ende März 2021 verlängert: Das FWF-Präsidium hat die Laufzeit des seit März 2020 laufenden Fast-Track-Verfahrens um weitere sechs Monate bis Ende März 2021 zu verlängert. "Die Corona-Krise ist noch nicht überstanden, wir benötigen nach wie vor rasch verfügbares, qualitätsgesichertes Wissen", so FWF-Präsident Klement Tockner. 

Coronaforschung dank Grundlagenforschung weit fortgeschritten 

Die Corona-Krise hat Österreich und die Welt hart getroffen, ihre Auswirkungen werden uns – auch wirtschaftlich – noch Jahrzehnte beschäftigen. "Unsere einzige Chance, die Corona-Pandemie tatsächlich hinter uns zu lassen, sind ein wirksamer Impfstoff bzw. eine erfolgreiche Therapie", erinnert Tockner an die großen Erwartungen in Wissenschaft und Forschung. Der FWF-Präsident weiter: "Eine Impfstoffentwicklung dauerte bislang gut 15 bis 20 Jahre, bei COVID-19 könnten es nur 15 bis 20 Monate sein – dank herausragender Grundlagenforschung in den letzten Jahren und dank gemeinsamer Anstrengungen zahlloser Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler." Die Corona-Krise hat eindrücklich gezeigt wie wichtig eine vielfältige Forschungslandschaft für die Reaktionsfähigkeit eines Landes in Krisenzeiten ist. 

Drei neue Akutprojekte

Um die Datenlage und den Wissensstand weiter zu verbessern, bringt der Wissenschaftsfonds FWF drei neue Forschungsprojekte mit einem Finanzierungsvolumen von rund einer Millionen Euro auf Schiene: Ein Projekt zu den logistischen Fragen in Zeiten der Pandemie unter der Leitung von Karl Franz Dörner von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Wien, ein zweites zum "Einfluss von Mund-Nasen-Schutz auf Sprachverständnis" (Nathan Weisz & Anne Hauswald, Zentrum für Neurokognitive Forschung, Universität Salzburg) sowie das Projekt "SARS-CoV-2 Antikörper in Patienten und Gesundheitspersonal" (Thomas Zelniker, Universitätsklinik für Innere Medizin II, Medizinische Universität Wien).

Karl Franz Dörner

Wirtschtschaftswissenschafter Karl Franz Dörner wird im Rahmen des FWF-Akutprojekts neue logistische Planungsmethoden für die Realisierung von Shelter-in-place- oder Stay-at-home-Politiken für Bürgerinnen und Bürger sowie für die erforderliche Zunahme von Coronatestungen entwickeln. (© Barbara Mair)

Logistikentscheidungsunterstützung in der Pandemie

Durch die COVID-19-Pandemiekrise hat sich unser tägliches Leben verändert und wird es auch weiterhin sein. Nach der Lock-down-Phase und der Umsetzung der Politik der "shelter-in-place"-Politik wird nun vermehrt auf die Verfolgung der Ausbreitungswege von COVID-19, der Warnung von Menschen mit potenziell hohem Infektionsrisiko sowie der Isolierung von Infizierten und Angehörigen von Risikogruppen gesetzt.

Diese neue Situation erfordert neue oder angepasste logistische Konzepte. So benötigen einerseits isolierte Menschen regelmäßige Hausbelieferungen, andererseits wird die auf der Rückverfolgung basierende Eindämmungsstrategie auch zu einer erhöhten Nachfrage nach Coronatestungen führen. Bei all diesen Planungsherausforderungen ist weiterhin die physische Distanzierung zu beachten bzw. die physische Interaktion mit Menschen weiter zu reduzieren. Das führt dazu, dass Warenlieferanten und Testteams in homogenen Schichten arbeiten sollten und Schichtpläne dementsprechend robust sein müssen.

Das bewilligte Akutprojekt unter der Leitung von Karl Franz Dörner vom Institut für Business Decisions and Analytics an der Uni Wien wird neue logistische Planungsmethoden einerseits für die Realisierung von Shelter-in-place- oder Stay-at-home-Politiken für Bürgerinnen und Bürger sowie andererseits für die erforderliche Zunahme von Tests entwickeln. (FWF/red)

Coronavirus grafisch dargestellt

Corona-Virus: Wie es unser Leben verändert
Von neuen familiären Abläufen bis hin zu den Auswirkungen auf Logistikketten: Expert*innen der Universität Wien sprechen über die Konsequenzen des Corona-Virus in unterschiedlichsten Bereichen. (© iXismus/Pixabay)
Zum Corona-Dossier