Sommerhochschule: Strobl international

Am 19. Juli wurde die 67. Session der Sommerhochschule der Universität Wien am Wolfgangsee feierlich eröffnet – heuer mit EZB-Generaldirektor Aurel Schubert. Jahr für Jahr kommen Studierende aus der ganzen Welt, um die univie: summer school for European and International Studies zu besuchen.

Die offizielle Eröffnung nahm Vizerektor Karl Schwaha vor, der in seiner Rede auch auf das 650-Jahr-Jubiläum der Universität Wien einging und die heutige Positionierung der Universität Wien als international ausgerichtete größte Universität des deutschen Sprachraums hervorhob.


Franz-Stefan Meissel, Direktor der Sommerhochschule, betonte in seiner Begrüßung, dass sich die Sommerhochschule als ein lebendiges Projekt der Völkerverständigung und des interkulturellen Austausches zu einem internationalen Aushängeschild der Universität Wien entwickelt habe.


An den Programmen der Sommerhochschule, zu denen nun auch die vom Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät Paul Oberhammer geleitete Austrian Arbitration Academy zählt, nehmen heuer am Campus des Bundesinstituts für Erwachsenenbildung in St. Wolfgang eine Rekordzahl von 113 TeilnehmerInnen aus 27 Nationen teil. Neben Europa und Asien (u.a. China, Mongolei, Singapur, Südkorea) sind auch der amerikanische Kontinent (USA, Brasilien), Afrika (Nigeria, Zimbabwe) sowie (in erfreulich großer Zahl) Australien vertreten.


Als prominenter Key Note Speaker fungierte der Generaldirektor für Statistik an der EZB Aurel Schubert. Schubert, der lange Zeit auch als Professor an der Sommerhochschule und Generalsekretär des Vereins der Freunde der Sommerhochschule tätig war, sprach, ausgehend vom Konfuzius-Zitat "It does not matter how slowly you go as long as you do not stop", über "The European Central Bank’s Contribution to European Integration". Dabei schilderte er eindrucksvoll, wie die EZB erstens zum Aufbau der Europäischen Union, zweitens zu ihrer Verteidigung in der Krise, drittens zu ihrer Weiterentwicklung und viertens zu ihrer Vervollständigung beigetragen hat und beiträgt.


Das Projekt der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion folgt dem Credo Jacques Rueffs, der bereits 1949 postulierte, Europa werde sich entweder über den Weg der Währung entwickeln, oder gar nicht. Dieser französischen Sichtweise stand die deutsche Position gegenüber, nach der eine gemeinsame Währung erst die Krönung einer vorherigen tiefen Integration sein sollte. Trotz zahlreicher Errungenschaften des Euro hat die Wirtschafts- und Finanzkrise zahlreiche Bruchstellen des aktuellen Integrationskonzepts offen gelegt. Der Euro ist nicht ausreichend durch Mechanismen zur Koordination der Fiskalpolitiken, zur Vermeidung makroökonomischer Ungleichgewichte und zur Abfederung asymmetrischer wirtschaftlicher Schocks flankiert. Auch betraf der Teufelskreis aus Banken-, Staatsschulden- und Wachstumskrise die Länder des Euroraums verschieden stark.


Die EZB bekämpfte die Krise mit einer Vielzahl an Gegenmaßnahmen. EZB-Präsident Draghis Zitat "The ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough." vom 26. Juli 2012 stoppte das Risiko des Auseinanderbrechens des Euroraumes in beeindruckender Weise. Ebenso bestärkte der Euroraum seinen festen Integrationswillen mit der Einführung einer Bankenunion ab 2014. Die Bankenunion bricht auch die enge Abhängigkeit zwischen der Stabilität nationaler Bankensysteme und Staatshaushalte. Die Krisenmaßnahmen gingen mit einer massiven Aufgabenausweitung der EZB einher.

Aktuell arbeitet die EU an der Komplettierung der WWU. Der Fünf-Präsidenten-Bericht der Europäischen Institutionen vom Juni 2015 legt dafür einen konkreten Stufenplan vor, der bis 2025 die Errichtung einer weitreichenden Wirtschafts-, Finanz-, Fiskal- und Politischen Union umfasst. Ein neues System von Wettbewerbsfähigkeitsbehörden, ein Europäischer Fiskalrat, eine Kapitalmarktunion sowie ein zentrales Euroraum-Finanzministerium bilden beispielhaft Elemente. "Die Europäische Union ist work in progress, aber sie ist ein beeindruckendes Projekt, und die EZB spielt dabei eine wesentliche Rolle." Mit diesen Worten schloss Schubert seine Ausführungen.


Im Anschluss diskutierten Generaldirektor Schubert und die anderen Ehrengäste mit den StudentInnen im informellen Kreis u.a. über das europäische Integrationsprojekt und über die Bedeutung völkerverbindender und horizonterweiternder Aktivitäten, wie sie die Sommerhochschule der Universität Wien bietet.


An der Eröffnung nahmen der Vizerektor der Universität Wien Karl Schwaha, der Direktor des BIFEB, Christian Kloyber, Bernhard Wundsam, Geschäftsführer von UNIPORT und IUW, der Ökonom Ernest Gnan, der im Rahmen einer OeNB-Stiftungsprofessur an der Sommerhochschule unterrichtet, teil. Weiters waren der Historiker Karl Vocelka, die Politikwissenschafterin Andrea Lenschow von der Universität Osnabrück sowie die SHS-Deutschlehrerinnen Eva Heinen, Cäcilie Kovacs und Ina Rager, Arbitration-Academy-Koordinatorin Katharina Auernig von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und die Programmkoordinatorin der Sommerhochschule Nina Gruber mit dabei. (red)

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