Nachtschichten an Bord
| 08. März 2018Seit gut zwei Wochen ist das fünfköpfige Uni Wien Team im südlichen Indischen Ozean auf Forschungsreise. Für uni:view berichten die WissenschafterInnen von ihrem Alltag an Board der Marion Dufresne – im aktuellen Beitrag schreibt Masterstudentin Meriel Bittner über ihre erste Expedition.
Wir sind jetzt schon seit zwei Wochen an Bord der Marion Dufresne und für mich ist es die erste Meeresexpedition. Die Marion ist ein großes Schiff und alle WissenschafterInnen haben eine eigene Kabine. Das ist praktisch, denn jeder hat seinen ganz eigenen Zeitplan bei der Probennahme. Bisher haben wir bereits Proben an zwei Standorten gesammelt, die aus bis zu 4.000 Meter Tiefe mitten in der Nacht an die Oberfläche gekommen sind. Die Proben werden an Bord in Röhrchen gefüllt, filtriert, oder anderweitig bearbeitet und schließlich im Gefrierschrank aufbewahrt. Später werden wir sie dann in Wien im Labor analysieren.
Neben der wissenschaftlichen Arbeit werden wir kulinarisch verwöhnt. Die Marion ist bekannt für ihr gutes Essen, es gibt dreimal täglich zu festen Zeiten Mahlzeiten und für die langen Nächte stellt uns die Küchencrew Baguette, Aufschnitt, Obst und Kaffee zur Verfügung. Natürlich wird auch immer eine Auswahl an ausgezeichnetem französischen Käse nach jedem Essen gereicht.
Wenn wir gerade keine Proben bearbeiten oder uns auf der Fahrt zwischen den unterschiedlichen Stationen befinden, gibt es wissenschaftliche Treffen und Präsentationen, bei denen jeder seine Arbeit aus seinem Heimat-Labor vorstellt. Durch den Austausch der unterschiedlichen Forschungsfelder lernen alle voneinander. Die ForscherInnen beschäftigen sich mit Fischen, tierischem und pflanzlichem Plankton bis hin zu Mikroorganismen. Außerdem werden auch akustische Daten des Meeres gesammelt, um Modelle über das Fischvorkommen im Meer zu verbessern.
Wenn dann noch Zeit zwischendurch übrig bleibt, gibt es die Möglichkeit in einem Fitnessraum Sport zu betreiben, unter Deck Badminton zu spielen oder einfach abends gemeinsam Karten zu spielen – im Bild trainiert meine Kollegin Barbara Bayer gerade motiviert für den Wien Marathon im April bei wackeligen Bedingungen auf der obersten Etage. Es tut gut, auch jeden Tag draußen an die frische Luft zu kommen und das Schiff zu erkunden oder Tiere auf dem Meer zu beobachten. Die meiste Zeit wird das Schiff von unterschiedlichen Vögeln begleitet, auch Pinguine haben wir schon im Wasser gesehen.
Gestern wurde ein neues Argo Float von der Marion in die Weiten des Meeres entlassen. Diese automatisierte Treibboje wird für die nächsten paar Jahre verschiedene Parameter im Meer messen und jedes Mal, wenn sie an die Oberfläche kommt, per Satellit die Daten übertragen. Die Argo Floats liefern somit wichtige Informationen für Klimavorhersagen. Darüber hinaus ist dieses Argo Float auch Teil des "adopt a float"-Projekts, bei dem Schulklassen eine Patenschaft übernehmen und so mehr über die Meeresforschung lernen. Auch österreichische Schulklassen sind hier beteiligt.
Für mich ist es eine großartige Erfahrung an dieser Forschungsreise teilnehmen zu dürfen und ich freue mich schon sehr auf die ersten Ergebnisse, die aus den Wasserproben gewonnen werden können. (Text/Fotos: Meriel Bittner)
Meriel Bittner ist Masterstudentin von Gerhard Herndl am Department für Limnologie und Bio-Ozeanographie im Lab Microbial Oceanography der Universität Wien. Dies ist ihre erste Meeresexpedition.