Women in Chemistry
| 17. September 2018Mit dem neuen Karrierenetzwerk "WoChem – Women in Chemistry" haben zwei Postdocs und Chemikerinnen, Katharina Pallitsch und Andrea Tanzer, eine Initiative ins Leben gerufen, die gezielt Nachwuchsforscherinnen innerhalb der Fakultät für Chemie miteinander vernetzen und fördern möchte.
"Von uns gibt es so wenige. Diese Tatsache war ausschlaggebend für die Gründung von 'WoChem'", sind sich Andrea Tanzer vom Institut für Theoretische Chemie und Katharina Pallitsch vom Institut für Organische Chemie, Initiatorinnen des neuen Karrierenetzwerks für Chemikerinnen, einig. Mit "uns" meinen sie Postdoktorandinnen an der Fakultät für Chemie. Sind die Studierenden- und DoktorandInnenzahlen von Frauen und Männer an den chemischen Instituten noch ausgewogen, so ist der Anteil weiblicher Postdocs im Vergleich zu den männlichen Kollegen bereits weitaus geringer.
Fehlende Role Models
Genau hier hakt WoChem ein: Es geht darum, die Wissenschafterinnen sichtbarer zu machen sowie einen Informations- und Erfahrungsaustausch zu ermöglichen. "Es fehlen weibliche Role Models", so Tanzer: "Frauen sind mit anderen Hindernissen konfrontiert als Männer, etwa bei der Familienplanung. Hier wollen wir einen Austausch ermöglichen."
Seltene Kontakte
"Wir müssen an unserer Fakultät Frauen, die auf derselben Karrierestufe wie wir stehen, tatsächlich suchen. Einfach so läuft man sich selten über den Weg", sagt Katharina Pallitsch. Und doch haben sich Pallitsch und Tanzer im Zuge einer Mittelbau-Vertretungssitzung kennengelernt. Es folgte ein ausgedehntes Treffen, bei dem Erfahrungen und Ideen ausgetauscht wurden, bis der Entschluss für beide feststand, WoChem zu gründen. "Mit Unterstützung von Dekan Bernhard Keppler, der unsere Initiative nicht nur gut findet, sondern sie auch fördert."
Monokulturen sind nie gut
Zwei wesentliche Ziele verfolgt das neue Netzwerk: eine Vernetzung nach innen im Sinne von peer-to-peer Mentorings sowie die Sichtbarkeit nach außen zu erhöhen. Dabei ist es Pallitsch und Tanzer durchaus wichtig, über den Tellerrand zu schauen. Sprich, sich mit weiteren Initiativen und wissenschaftlichen Netzwerken an der Uni Wien, wie etwa "Women in Biology", sowie anderen Unis in Österreich auszutauschen. Was beiden bis dato an ihrer Fakultät fehlt, ist die Inklusion von weiblicher Herangehensweise: "Wir wollen gelebte Diversity, denn Monokulturen sind nie gut."
Vernetzung und Sichtbarkeit
In der Anfangsphase liegt der Fokus auf der internen Vernetzung und Bekanntmachung des Netzwerkes: Im Rahmen des offiziellen Launches von WoChem Ende Juni dieses Jahres kamen alle Mitglieder erstmals zusammen, für das meet-up konnte Linda Shimizu von der University of South Carolina als Gastrednerin gewonnen werden. Für 2019 ist ein Symposium mit weiteren Gastvorträgen, Panels und Diskussionsrunden in Planung. In Kooperation mit der Personalentwicklung der Uni Wien sollen künftig auch verschiedene Trainings für Nachwuchswissenschafterinnen angeboten werden.
Derzeit umfasst WoChem elf Mitglieder mit vier Drittmittelprojekten und einer Publikationsliste von rund 220 wissenschaftlichen Veröffentlichungen. "Unsere Damen sind weltweit doch sehr sichtbar", schmunzelt Tanzer und betont: "Außerdem sind viele unsere Publikationen Open Access: Wir arbeiten für die Gesellschaft und wollen das allgemeine Bild der Forscherin weg vom Klischee in die Gegenwart holen."
Für die Zukunft wünschen sich Pallitsch und Tanzer, dass "unser Netzwerk nicht mehr notwendig ist. Der Tag an dem es uns nicht mehr braucht, ist ein guter Tag." (td)
Katharina Pallitsch ist Postdoc am Institut für Organische Chemie der Fakultät für Chemie. Derzeit baut sie als Projektleiterin im Zuge eines FWF-Projektes ihre eigene Gruppe auf. Pallitsch erforscht u.a. den biologischen Abbau von Phosphonaten und deren Einfluss auf unsere Umwelt.
Andrea Tanzer ist Postdoc am Institut für Theoretische Chemie der Fakultät für Chemie. Sie forscht im Rahmen ihres eigenen bilateralen FWF-Projekts im Bereich der RNA-Bioinformatik. Ihr Ziel ist es, RNA-Moleküle über ihre Struktur in ihrer Funktionalität mittels neuer Computermethoden zu beschreiben.