Wissenschafterinnen ein Denkmal setzen

Frauen erobern den Arkadenhof: Karin Frank gestaltete zwei von sieben neuen Denkmälern für Wissenschafterinnen für die Universität Wien. Im Juni werden die Bildnisse der Archäologin Grete Mostny-Glaser und der Mathematikerin Olga Taussky-Todd enthüllt. uni:view hat die Künstlerin im Atelier besucht.

uni:view: Karin Frank, warum haben Sie bei dem Kunstwettbewerb der Universität Wien zur Gestaltung von Denkmälern für Wissenschafterinnen mitgemacht?
Karin Frank: Ich habe in letzter Sekunde durch eine Bekannte von dem Wettbewerb erfahren. Die Ausschreibung hat sofort mein Interesse geweckt – zumal Porträts mein Thema sind. Ich arbeite gerne mit den Gesichtern von Menschen. Auch zieht sich das Thema Doppelgeschlechtlichkeit wie ein roter Faden durch mein Schaffen, daher war der Gender-Fokus des Wettbewerbs für mich relevant. Es ist zudem eine schöne Vorstellung, dass meine Werke in den Arkadenhof kommen und überdauern.

Die Universität Wien hat im Jubiläumsjahr einen Kunstwettbewerb für Frauendenkmäler ausgerufen. Catrin Bolt, Thomas Baumann und Karin Frank (v.l.n.r.) konnten die Jury überzeugen. Bis Juni realisieren sie Denkmäler für sieben Wissenschafterinnen: Charlotte Bühler, Marie Jahoda, Berta Karlik, Lise Meitner, Grete Mostny-Glaser, Elise Richter und Olga Taussky-Todd. (Foto: Universität Wien)

uni:view: Sie gestalten die Denkmäler für Grete Mostny-Glaser und Olga Taussky-Todd – wie sind Sie zu Ihren Ideen gekommen?
Frank: Ich habe das Leben der Frauen nachrecherchiert und mich so ihren Geschichten angenähert. Was sehr spannend ist. Sie hatten ein bewegtes, inspirierendes Leben. Im Institut für Mathematik bin ich auf ein altes Buch gestoßen, in dem Olga Taussky-Todd, eine der WegbereiterInnen der numerischen Matrizentheorie, abgebildet war – ihr Gesicht hat mir unglaublich gut gefallen und ich hatte gleich ein Spiel mit mathematischen Formen im Kopf.

Grete Mostny Glaser (1914-1991) war eine österreichisch-chilenische Archäologin. Sie war von Wintersemester 1933/34 bis Sommersemester 1937 an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien inskribiert. Durch den "Anschluss" Österreichs 1938 musste sie die Universität Wien mit einer approbierten Dissertation, aber ohne akademischen Abschluss oder Doktorgrad verlassen. Weitere Informationen
Olga Taussky-Todd (1906-1995) war eine österreichisch-tschechische Mathematikerin und gilt als eine der Wegbereiterinnen der (numerischen) Matrizentheorie. Sie promovierte 1930 in Mathematik an der Universität Wien. Weitere Informationen

uni:view: Das fertige Endprodukt wird im Juni feierlich im Arkadenhof enthüllt. Können Sie schon vorab etwas über Ihre Werke verraten?
Frank:
Es werden Reliefs aus Bronze und Aluminium, die das Gesicht der Wissenschafterinnen und eine Inschrift zeigen. Der Fokus liegt auf dem Gesicht, doch ich wollte auch die Form an die Tätigkeit der Personen anpassen. Ich arbeite vorwiegend skulptural in Holz, da modelliere ich meist nur für Vorstudien. Die Reliefs werden im Frühling gegossen – ich bin selbst schon gespannt!

Die 44-jährige Künstlerin Karin Frank schloss ihr Studium der Bildhauerei 1997 an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Michelangelo Pistoletto ab. Sie erhielt u.a. Atelierstipendien des Bundeskanzleramts für Fujino, Japan, und Rom, Italien, und stellte unter anderem zuletzt in der Werkstadt Graz sowie bei der Viennafair aus. Im öffentlichen Raum arbeitete sie bis dato im Rahmen von publicart Niederösterreich, so entstand etwa das "Venuspaar von Willendorf".

uni:view: Die Denkmäler für Wissenschafterinnen sollen zur Sichtbarmachung der weiblichen Errungenschaften an der Universität Wien beitragen. Kennen Sie diese Erfahrung des "Nicht-Sichtbar-Seins" auch aus dem Kunstbetrieb?
Frank:
Ja, leider. Es ist mittlerweile besser geworden, aber ich erlebe immer noch eine deutliche Diskriminierung. Als ich Studentin an der Akademie der bildenden Künste war, hatten wir keine einzige Professorin, das hat sich zumindest an meiner Akademie wesentlich gebessert. Auch als Künstlerin habe ich am eigenen Leib erfahren, dass Männer oftmals bevorzugt, vor allem auch jüngere männliche Künstler einfach mehr "gehypt" werden. Aber ich möchte mich auch nicht immer selbst auf mein Geschlecht reduzieren und reduzieren lassen. (red)

uni:view: Danke für das Gespräch!