Warum wir so sind, wie wir sind

Gäste des Biologicums im Garten

Warum in die Vergangenheit blicken, um die Natur des Menschen zu verstehen? Das nunmehr 6. Biologicum Almtal der Uni Wien (3. bis 5. Oktober 2019, Grünau im Almtal) wirft einen "frischen Blick" auf die Evolution. Die Hintergründe erklärt Mitorganisator Kurt Kotrschal im Gastbeitrag.

Dass Menschen in der biologischen Evolution entstanden, bezweifeln heute nicht einmal mehr Papst und Kirche. Aber was bedeutet dies für das Verständnis der Natur des Menschen? Halten wir den heute lebenden Menschen den Spiegel vor, so erhalten wir eine Fülle von Selbst- und Menschenbildern zwischen "Mensch als Teil der Natur" und "reines Kultur- und Geisteswesen". Wobei diese Positionen einander nicht ausschließen, denn Menschen sind bekanntlich von Natur aus Kulturwesen: Seit Jahrtausenden spekulieren und philosophieren wir über uns selbst, unsere Beziehung zu Gott und der Welt. Dieses Grübeln wurde zunehmend von den empirischen Naturwissenschaften unterwandert, immer mehr trat gesichertes Wissen an Stelle der Spekulation. Was aber nicht bedeutet, dass dieses Wissen auch bereits zum Allgemeingut wurde.

Eine Welt hinterlassen, in der man noch leben kann

Beim 6. Biologicum Almtal geht es daher um die zentrale Frage, die sich Menschen stellen, seit es sie gibt: "Warum sind wir so, wie wir sind?". Dies zu erkennen wird immer wichtiger, etwa um auch nur den Funken einer Chance zu wahren, dass unsere Nachkommen noch in dieser Welt leben können und wollen. Neue Denkanstöße und aktuelle Antworten auf diese Frage liefern von 3. bis 5. Oktober international renommierte ExpertInnen – die spannenden Themen reichen von der Frage, wie Menschen durch die Gestaltung ihrer Lebenswelten die Selektionsbedingungen der historischen, gegenwärtigen und zukünftigen Evolution selbst bestimmen.

Sonia Kleindorfer, die neue Leiterin der Konrad Lorenz Forschungsstelle (Flinders Universität Australien und Uni Wien) beispielsweise beleuchtet die zentrale Rolle von Verhalten im evolutionären Prozess (und umgekehrt) und erklärt, warum es den Artvergleich braucht, um tiefe Einsichten in evolutionäre Prinzipien zu gewinnen. Der Archäogenetiker Johannes Krause (Max Plank Institut Jena) stellt brandneue Erkenntnisse zu Wanderbewegungen und kulturellem Austausch in den vergangenen paar Hunderttausend Jahren vor, die auch die Sicht auf aktuelle Migration beeinflussen. Und die führende Evolutionsbiologin Eva Jablonka (Tel Aviv) zeigt, wie Gene, Umwelt, Verhalten und Kultur zusammenwirken, um komplexe Arten, wie etwa den Menschen hervorzubringen.
Am Freitag findet eine Podiumsdiskussion zum Thema "Die evolutionäre Zukunft der Menschen" statt; durch das Programm führt die ORF-Journalistin Birgit Daheimer.

Kurt Kotrschal organisiert das Biologicum Almtal gemeinsam mit Kollegin Didone Frigerio. Er wird zu "menschliche Universalien" referieren: "Diese evolutionär begründeten Verhaltensbereitschaften bilden die Basis für die ungeheure Vielfalt menschlichen Lebens bzw. von Kulturen. Die Wechselwirkungen zwischen konservativem Verhalten und technologischem Fortschritt werden auch die Evolution und das Leben der Menschen in Zukunft bestimmen." Alle Infos zum Programm

Die Vortragenden stehen am Donnerstag, 3. Oktober, beim neuen "Junior Biologicum", auch OberstufenschülerInnen Rede und Antwort, greif- und erreichbar im Rahmen von Impulsreferaten und kleinen Diskussionsrunden. Und getreu unseres Mottos "Heraus aus dem Elfenbeinturm" werden WissenschafterInnen aus dem Bereich Citizen Science dabei sein, wie etwa Florian Heigl und Daniel Dörler von Citizen Science Network Austria, Thomas Hübner von der ZAMG, Anett Richter von UFZ/iDiv Leipzig und Didone Frigerio von der Konrad Lorenz Forschungsstelle (Uni Wien). Durch das Programm führt die ORF-Journalistin Birgit Dalheimer.

6. Biologicum Almtal: "Warum wir so sind, wie wir sind: Ein frischer Blick auf die Evolution"
Donnerstag, 3. Bis Samstag, 5. Oktober 2019
Grünau im Almtal
Programm
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Pressemeldung

Kurt M. Kotrschal ist Professor i.R. am Department für Verhaltensbiologie an der Universität Wien, langjähriger Leiter Konrad Lorenz Forschungsstelle für Ethologie in Grünau/Oberösterreich, Mitbegründer des Wolfsforschungszentrums und gemeinsam mit Didone Frigerio wissenschaftlicher und organisatorischer Leiter des Biologicum Almtal.

Lesetipp: Kurt Kotrschal: "Mensch. Woher wir kommen, wer wir sind, wohin wir gehen", Brandstätter Verlag, erscheint zum Biologicum, Okt. 2019