Übers Archiv zum Big Picture

Das APA-UNIVIE Data Project gewährt Wissenschafter*innen der Universität Wien Zugang zum Nachrichtenarchiv der Austria Presse Agentur (APA). Dies ermöglicht und vereinfacht die computergestützte Analyse der österreichischen Medienberichterstattung.

Während es früher üblich war, anhand von einzelnen Fallstudien zu arbeiten, ist man in der Sozialwissenschaft dazu übergegangen, auf immer größere Datenmengen zurückzugreifen. Damit soll es möglich sein, generalisierbare Aussagen – etwa über die österreichische Medienlandschaft in einem gewissen Zeitraum – zu treffen.

"In Zeiten von Big Data und sogenannten computergestützten Analysemethoden haben Forscher*innen, sowie Fördergeber*innen, ein steigendes Interesse am 'Big Picture'. Das kann mit ein paar hundert Zeitungsberichten so nicht mehr greifbar gemacht werden", erklärt Hajo Boomgaarden, der mit einem Team von Sozialwissenschafter*innen in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek das APA-UNIVIE Data Project ins Leben gerufen hat.

Wichtiger Schritt für die Forschung

Bei dem APA-UNIVIE Data Project handelt es sich um eine Kooperation zwischen der Austria Presse Agentur (APA) und der Universität Wien. Ziel ist es, Wissenschafter*innen an der Universität Wien die große Datenmenge an österreichischer Medienberichterstattung des APA-Nachrichtenarchivs in nur wenigen Schritten und mit geringem technischen Aufwand zugänglich zu machen. Das Archiv umfasst über 300 österreichische Tageszeitungen, Magazine und Onlinemedien der letzten Jahre.

Das Projekt ist ein wichtiger Schritt für alle Forschungsprojekte an der Universität Wien, die mit Medienberichterstattung arbeiten wollen, da es den Wissenschafter*innen ermöglicht, diese anhand eines Application Programming Interface (API) präzise und in großen Mengen aufzusuchen und systematisch abzuspeichern. 

"Bisher musste jede*r Forscher*in, der*die sich mit österreichischer Medienberichterstattung befassen wollte, selbst an die APA herantreten und es wurde für jedes Projekt ein eigenständiger Vertrag ausgehandelt. Der neue Rahmenvertrag nimmt den einzelnen Forscher*innen diesen Zwischenschritt ab und verringert somit die Barriere bei der Arbeit mit österreichischen Mediendaten", erklärt Jakob-Moritz Eberl vom Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Auch finanziell bedeutet die neue Kooperation für Forschende eine Entlastung, da diese bislang oft für die Nutzung des Archivs außerhalb der Rechercheplattform bezahlen mussten.

Präzise Analyse von Rohdaten möglich

"Unser Bestreben ist es, den Wissenschafter*innen nicht nur 'Publikationen', sondern auch eine Vielzahl von Services – in diesem Fall Rohdaten von Medienberichten, die auf unterschiedlichste Art und Weise analysiert und interpretiert werden können – zur Verfügung zu stellen", erklärt Wolfgang Mayer von der Universitätsbibliothek weiter. Dementsprechend werden die Medieninhalte in der Onlinedatenbank auch so vorbereitet, dass sie leicht erfassbar sind. "Für automatisierte Methoden ist es beispielsweise sehr wichtig, dass die einzelnen Teile eines Zeitungsartikels explizit aufgewiesen werden. So werden etwa die Überschriften vom restlichen Text getrennt oder Metainformationen zum Veröffentlichungsdatum können auch einzeln abgerufen werden", ergänzt Eberl.

Beispielprojekt zum Thema EU

Die Medienexpertin Olga Eisele vom Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft ist die erste Forscherin der Universität Wien, die das APA-Archiv für ihr Hertha-Firnberg-Projekt "Tango on a Tightrope" nutzen wird. Mit einem starken Fokus auf automatisierter Textanalyse beschäftigt sie sich mit den Dynamiken des EU-Krisenmanagements in österreichischen Medien und greift dafür innerhalb der APA-Datenbank auf österreichische EU-Medienberichterstattung zwischen den Jahren 2009 und 2019 zurück.

Das APA-UNIVIE Data Project ist eine Kooperation zwischen der Universität Wien und der Austria Presse Agentur (APA), welches als Pilotprojekt für die Dauer eines Jahres angesetzt wurde. Beteiligt an seiner Entstehung ist eine Gruppe von der Fakultät für Sozialwissenschaften (Hajo Boomgaarden, Jakob-Moritz Eberl, Olga Eisele, Fabienne Lindl und Tobias Heidenreich) und der Universitätsbibliothek unter der Leitung von Wolfgang Mayer. Nach einem Jahr wird der Rahmenvertrag gemeinsam mit der APA und UNIVIE evaluiert und über eine mögliche Fortführung verhandelt.