Susanne Binder im Gespräch mit Kinderuni-Zeitungsreportern

Die Kinderuni-Zeitungsreporter Samuel, Paul und Leon haben auf der Kinderuni den Workshop "Was ist eigentlich Migration?" besucht und die Votragende Susanne Binder vom Institut für Kultur- und Sozialanthropologie interviewt.

Kinderuni-Zeitungsreporter: Wie heißen Sie und an welchem Institut unterrichten Sie?
Susanne Binder: Also mein Name ist Susanne Binder und ich unterrichte am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien.

Kinderuni-Zeitungsreporter: Was ist der Unterschied zwischen einem Migranten und einem Flüchtling?
Susanne Binder: Ein Flüchtling ist jemand, der geflüchtet ist aus seinem Land und in Österreich oder wo auch immer um Asyl angesucht hat und dann einen positiven Asylbescheid bekommen hat. Also als Flüchtling hier leben darf. Ein Migrant ist eine Person, die zugewandert ist, das muss nicht unbedingt eine Flucht sein. Aber ich würde sagen, Flüchtlinge sind eigentlich auch Migranten. Migranten bedeutet mehr: Das sind alle, die zugewandert sind. Und nur ein spezieller Teil, die die um Asyl ansuchen, sind Flüchtlinge.

Kinderuni-Zeitungsreporter: Wissen Sie zufällig, was der häufigste Migrations- oder Fluchtgrund ist?
Susanne Binder: Einer der häufigsten Gründe ist Krieg oder dass die Leute verfolgt werden in ihrem Land, weil sie vielleicht eine andere Gesinnung oder eine andere Meinung haben als der Staat. Und oft flieht man ja aus Staaten, wo die Politik sehr restriktiv ist, also wo andere Meinungen nicht erlaubt sind. Oder auch wirtschaftliche Gründe, also dass es einem im Herkunftsland nicht so gut geht und man wenig Möglichkeit hat, eine Arbeit zu finden und ein Einkommen zu bekommen, damit man die Familie ernähren kann. Das sind dann auch Gründe, warum man das Land verlässt und woanders versucht, ein besseres Leben zu führen.  

Kinderuni-Zeitungsreporter: Wissen Sie, wie viele Migranten oder Flüchtlinge sich momentan in Österreich befinden?

Susanne Binder: In Österreich sind es ungefähr 1,2 Millionen. 

Kinderuni-Zeitungsreporter: Und warum haben Sie sich diese Thema für die Kinderuni ausgesucht?
Susanne Binder: Das hat verschiedene Gründe. Einerseits weil ich mich schon sehr lange mit dem Thema beschäftige, also Migrationsforschung ist ein Schwerpunkt von meinen Forschungen und Arbeiten an der Universität Wien. Der andere Grund ist, dass ich auch ein Projekt habe, das nennt sich "Interkulturelles Mentoring für Schulen". Das hat einen Preis gewonnen, und alle Preisträger sind eingeladen worden, bei der Kinderuni einen Workshop zu machen. Das war dann der Hauptgrund, warum ich mich hier engagiert hab.  

Kinderuni-Zeitungsreporter: Was passiert bei diesem Projekt?
Susanne Binder: Im Projekt "Interkulturelles Mentoring für Schulen" gehen Studentinnen und Studenten, die selbst auch zugewandert sind, mehrere Sprachen sprechen, Migrationshintergrund haben, einmal in der Woche in die Schule und begleiten Schülerinnen und Schüler, die auch Migrationshintergrund haben. Und sind dort eine Art Vorbild für die Kinder und zeigen ihnen, dass man die Schullaufbahn gut bewältigen kann, auch wenn man vielleicht andere Sprachen spricht als Deutsch als Erstsprache.

Kinderuni-Zeitungsreporter: Danke für das Interview!
Susanne Binder: Danke auch an euch für das Interview und viel Spaß noch auf der Kinderuni!


Das Interview führten die Kinderuni-Zeitungsreporter Samuel (11), Paul (10) und Leon (10).