SOS – Das Meer überschwemmt meine Insel!
| 13. Juli 2011Was bedeutet der Klimawandel im Pazifik für Menschen, Tiere und Pflanzen und was können wir dagegen tun? Dieser spannenden Frage gingen am Mittwoch, 13. Juli, die TeilnehmerInnen der KinderuniWien beim Workshop "SOS – das Meer überschwemmt meine Insel!" auf den Grund. Bei der vom Institut für Kultur- und Sozialanthropologie organisierten Veranstaltung konnten sich die NachwuchsforscherInnen nicht nur über die Gründe der weltweiten Klimaveränderung informieren, sondern auch erfahren, wie die Menschen im Pazifik leben – wie ihre Häuser aussehen, was sie essen – und welche Gefahren durch den steigenden Meeresspiegel auf sie zukommen.
"Die pazifischen Inseln sind weit übers Meer verstreut und die meisten Menschen leben dort nahe an der Küste oder direkt am Strand", erfuhren die Kinderuni-WissenschafterInnen gleich zu Beginn des Workshops. Durch den globalen Klimawandel steigt der Meeresspiegel an und die Inseln werden vom Salzwasser überschwemmt. Diese Entwicklung hat für die dortige Menschen- und Pflanzenwelt schlimme Folgen: Dörfer müssen umgesiedelt werden, Bäumen und Sträuchern fehlt das zum Wachsen notwendige Süßwasser, Tiere verlieren ihre wichtigsten Nahrungsquellen und Lebensräume.
Vom Kohlendioxid-Haushalt, …
Nach dieser kurzen Einführung wurde den Kindern bei einem Spiel der Zusammenhang zwischen der Erderwärmung und dem globalen Kohlendioxidausstoß erklärt. "CO2 ist das am häufigsten von uns Menschen erzeugte Treibhausgas und damit wesentlich für den Klimawandel verantwortlich. Es entsteht vor allem als Abgas beim Autofahren, aber auch Fabriken und Kraftwerke, die zum Beispiel unseren Strom erzeugen, stoßen Treibhausgase in unsere Atmosphäre aus", sagte Workshop-Leiterin Margit Wolfsberger.
Dass es wichtig ist, sich bewusst zu werden, wo wir Menschen überall Treibhausgase erzeugen, konnten die Kinder dann anschließend in der ersten von insgesamt drei Arbeitsgruppen erfahren. Um zu zeigen, dass wir hier in Österreich viel mehr CO2 produzieren als in den Ländern Ozeaniens, wurde die erzeugte Gasmenge einfach in Murmeln umgerechnet: Während auf DurchschnittsbürgerInnen hierzulande 91 Murmeln pro Nase und Tag kommen, sind es auf den pazifischen Inseln wie Fiji gerade einmal 19 und auf Papua-Neuguinea sogar nur 5 Murmeln. "Das zeigt, dass wir hier viel stärker für den Klimawandel verantwortlich sind als die BewohnerInnen Ozeaniens. Obwohl diese also am wenigsten Schuld tragen, bekommen sie die Auswirkungen als erste zu spüren", lernten die Kinderuni-Studierenden. Für die Kinder lag die Lösung dieses Problems aber bereits auf der Hand: "Wir müssen selbst versuchen, in unserer Familie den Energieverbrauch zu senken", stimmten alle überein.
… dem Leben auf einer Insel …
In einer zweiten Station erhielten die Kinderuni-StudentInnen einen interessanten Einblick in das Leben und den Alltag der Menschen Ozeaniens. Gezeigt wurden einfache Holzhütten und gemauerte Steinhäuser, die sich nur die reichere Bevölkerung leisten kann. Neben den Behausungen konnten sich die Kinder auch über lokale Brüche, Kleidungsgewohnheiten sowie die wichtigsten Lebensmittel informieren. Diese konnten anschließend auch gleich selbst gekostet werden. Auf dem Speiseplan standen so exotische Zutaten wie Kochbananen, Kokosnüsse, Ananasstücke, Süßkartoffeln oder die bei uns eher unbekannte Yamswurzel. Die Kinder ließen sich von den ungewohnten Speisen jedenfalls nicht abschrecken und kosteten fast alles. "Schmeckt gar nicht so schlecht", fanden die meisten.
… und den Auswirkungen des Klimawandels
Die dritte und letzte Gruppenarbeit beschäftigte sich dann mit den konkreten Auswirkungen des Klimawandels auf diese Region der Welt. So wurde den jungen Forschern und Forscherinnen auf Plakaten gezeigt, was passiert, wenn eine Insel vom Meerwasser überschwemmt wird. "Wenn der Meeresspiegel immer weiter steigt, wird das Süßwasser, auf das sowohl Menschen als auch Pflanzen auf diesen Inseln angewiesen sind, versalzen und somit unbrauchbar", wurde den Kindern erklärt. Außerdem wird die Insel dadurch noch kleiner und die EinwohnerInnen müssen sich um einen anderen Wohnort umsehen.
Anthropologin Margit Wolfsberger im Kinderuni-Interview: Kinderuni-ReporterInnen: Sind Sie eine richtige Professorin? Margit Wolfsberger: (lacht) Nein, ich bin keine Professorin, sondern Lektorin hier am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie und außerdem Präsidentin der Österreichisch-Südpazifischen Gesellschaft. Kinderuni-ReporterInnen: Wieso interessieren Sie sich so für Ozeanien? Wolfsberger: Ich habe viel über diese Region in Filmen (z.B. "Die Meuterei auf der Bounty") gesehen und wollte mir deshalb selbst einmal persönlich ansehen, wie es dort wirklich aussieht. Also bin ich selbst hingeflogen und habe mir einige Inseln angeschaut. Dort hat es mir dann so gut gefallen, dass ich mir gedacht habe: Jetzt will ich mehr wissen! Mittlerweile beschäftige ich mich seit zehn Jahren mit diesem Thema. Kinderuni-ReporterInnen: Welche Inseln haben Sie schon besucht? Wolfsberger: Ich war bereits auf verschiedenen Inseln wie zum Beispiel auf Fiji, Tonga oder Papua-Neuguinea. Kinderuni-ReporterInnen: Haben Sie viele Andenken von den Inseln mitgebracht und wieviel hat das gekostet? Wolfsberger: Ich habe zum Beispiel ein kleines Holzmodell eines traditionellen Einheimischenhauses von Tonga mitgebracht, geflochtene Fächer, selbstgebastelten Schmuck wie Halsketten oder Armbänder und einfache Kleidungsstücke. Am Strand habe ich dann noch selbst Muscheln und Korallenstücke gesammelt. Zum Teil wurde ich dort von den Leuten sogar darum gebeten, dass ich einige Dinge mitnehme, um es hier den Kindern zu zeigen. Da ich das letzte Mal im März dort war, habe ich schon gewusst, dass bald wieder Kinderuni-Zeit sein wird. Kinderuni-Reporterinnen: Was würde auf den Inseln noch leben, wenn sie überschwemmt wären? Wolfsberger: Es würden viel weniger Tiere dort leben als jetzt, nämlich alle, die schwimmen und im Meer überleben können. Es würden nur die Fische übrigbleiben. Die Vögel könnten wegfliegen und sich einen neuen Lebensraum suchen. Aber auch für die Meereslebewesen wäre das ein Problem: Wenn die Korallen absterben können sich die Fische nicht mehr richtig verstecken und finden fast keine Nahrung mehr. |
Text und Interview-Fragen haben Kinderuni-ReporterInnen Sarah Christine Gerstbauer und Merlin Hausner gemeinsam mit uni:view-Redakteur Markus Steiner verfasst. Sarah Christine ist zehn Jahre alt und besucht die Josef Schöffel-Volksschule in Purkersdorf. Merlin ist sieben Jahre alt und besucht die Ganztagsvolksschule Aspernallee. Fotografiert hat Kinderuni-Reporter Merlin.
Der Workshop "SOS- Meine Insel versinkt!" und die dazugehörigen Workshopmaterialien entstanden im Rahmen des Seminars "Aspekte des Klimawandels im Pazifik" (Sommersemester 2011) unter der Leitung von Mag. Margit Wolfsberger und Mag. Igor Eberhard, beide Institut für Kultur- und Sozialanthropologie.