Rund um die Uni (Teil 4)

Im vierten und letzten Teil unserer sommerlichen Entdeckungstour "Rund um die Uni" begibt sich uni:view auf eine Zeitreise durch die Geschichte des Schottentors und geht dabei der Frage nach, wie das ehemalige Stadttor zu seinem Namen kam.

Das Schottentor

In unmittelbarer Nähe des Hauptgebäudes der Universität Wien erstreckt sich über drei Etagen der Verkehrsknotenpunkt Schottentor im Wiener Volksmund auch als "Jonas-Reindl" bekannt (es wurde in der Amtszeit von Bürgermeister Franz Jonas erbaut; die Schleife mit der Zufahrtsrampe ähnelt von oben betrachtet einem "Reindl", also einer Pfanne). Ob als "Universitäts-Haltestelle", als Anlaufpunkt für einen Mittagssnack oder als Treffpunkt nach Feierabend, mit dem Schottentor verbinden wohl viele Angehörige der Universität Wien und WienerInnen persönliche Erlebnisse.

Stadttore – Mehr als reine Stadtbegrenzungen

Stadttore nahmen weltweit über viele Jahrhunderte eine bedeutende Rolle in den Verteidigungsanlagen ihrer Städte ein, können jedoch nicht ausschließlich als Schutzbarriere vor äußeren Feinden verstanden werden. So verwandelten sich die Bereiche an Mauern und Toren von Befestigungsanlagen in der Nacht u.a. in "zwielichtige Vergnügungsviertel". In den Stadttortürmen wurden mitunter auch die städtischen Gefängnisse untergebracht, und auf vielen Toren gibt es Heiligenfiguren, welche die Stadt unter den Schutz der jeweiligen Heiligen am Tor, beispielsweise der heiligen Maria, stellen sollen.


"Stadttore wie das mittelalterliche Schottentor sind symbolbeladene Eingangssituationen von Städten. Auf Stadtsiegeln verewigt, lassen sich diese als Werbeträger der Stadt verstehen. Außerdem senden Stadttore verschiedene Botschaften an die Betrachter, wie die Wehrhaftigkeit der Stadt", erklärt der Stadtgeschichtsexperte Martin Scheutz von der Universität Wien.



Das Schottentor im Lauf der Geschichte

Die lange Geschichte des Schottentors beginnt Ende des 13. Jahrhunderts – damals noch Porta Scotorum genannt – als eines der sieben mittelalterlichen Stadttore Wiens. Etwa zwei Jahrzehnte später taucht zum ersten Mal der Begriff des "Schottenburgtor" auf und verweist damit auf die nach Wien gekommenen Schottenmönche. In den darauf folgenden zwei Jahrhunderten veränderte sich das Stadttor nur wenig. Lediglich der über dem Tor angebaute Turm wurde ausgeweitet und in ein Wohnhaus umgestaltet.

Zu größeren Umbrüchen kam es dann nach der ersten Belagerung Wiens durch das osmanische Heer des Kommandanten Sultan Süleyman I. im Jahr – 1529  zeigte die Stadtmauer insgesamt doch gravierende Sicherheitsmängel auf. So wurde das mittelalterliche Schottentor im Zuge der Ausbesserungsarbeiten abgetragen, fand jedoch in der 1656 vollendeten Renaissancemauer erneut seinen Platz innerhalb der Wiener Stadtbefestigung.


Das Schottentor im Jahr 1860, kurz vor Beginn der Abbrucharbeiten. (Foto: Wikimedia)



In der jüngeren Vergangenheit konnte das Schottentor immer schlechter mit den Verkehrserfordernissen des beginnenden industriellen Zeitalters vereint werden. Im Jahr 1840 noch zu einem fünfteiligen Torsystem umgestaltet, wurde das Schottentor schließlich 1862 gänzlich abgetragen. (fh)