Mein Element: Platin
| 17. Dezember 2019Platin glänzt nicht nur hübsch, sondern macht die Welt zu einem besseren Ort. Denn das Element ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil in der Krebsbehandlung sondern auch eine Komponente moderner Abgaskatalysatoren, wie Chemiker Christian Kowol erzählt.
Was mich an Platin besonders fasziniert:
Fast alle derzeit zugelassenen Krebstherapeutika sind rein organisch aufgebaut, das heißt sie bestehen großteils aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Sauerstoff. Es gibt nur drei weltweit zugelassene Platintherapeutika, die jedoch bei fast der Hälfte aller Chemotherapien eingesetzt werden. Dies zeigt die außergewöhnliche Wirksamkeit dieser Metallverbindungen.
In meiner Forschung arbeite ich mit Platin, weil …
... ich versuche, verbesserte Platintherapeutika herzustellen. Sie sind seit Jahrzehnten essenzieller Bestandteil in der Krebsbehandlung. Allerdings ist diese oft von massiven Nebenwirkungen begleitet, und abhängig vom Tumortyp ist die Wirkung manchmal leider nur von kurzer Dauer. Diese Nachteile der klinischen Praxis möchte ich vermindern.
Mein Element in 3 Worten:
Wertvoll, glänzend, vielseitig.
Platin: "Held" oder "Bösewicht"?
Platin ist definitiv ein Held! Bei Hodenkrebs kann das sogenannte Cisplatin sogar im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung den Großteil der Patienten heilen. Außerdem ist die Ära der Platinverbindungen in der Krebstherapie noch lange nicht zu Ende, da auch moderne Immuntherapeutika in Kombination mit Platinverbindungen teilweise stark verbesserte Wirkung zeigen.
Wussten Sie, dass …
... es schon das sogenannte "Königswasser" (eine Mischung aus drei Teilen konzentrierte Salzsäure und einem Teil konzentrierter Salpetersäure) braucht, um das "königliche" Platin aufzulösen? Damit verhält es sich genauso speziell wie Gold.
Die wichtigsten Kenndaten von Platin:
Ordnungszahl: 78; Symbol: Pt; Gruppe: Nickelgruppe; Masse (gerundet): 195,08u; Vorkommen: natürlich
Die Entdeckung von Platin:
Das klinisch seit langem erfolgreich eingesetzte Cisplatin wurde nur durch Zufall entdeckt. Eigentlich wollte der Chemiker Barnett Rosenberg den Einfluss eines elektrischen Feldes auf das Wachstum von Bakterien erforschen. Bei diesem Versuch bildeten sich allerdings aus den verwendeten Platinelektroden kleine Mengen an Cisplatin, welche das Zellwachstum stoppten. Dies führte schlussendlich zur Entdeckung von Platinverbindungen als Krebstherapeutika.
Eine Welt ohne Platin wäre …
... schmutziger! Platin ist ein wichtiger Bestandteil moderner Abgaskatalysatoren.
Christian Kowol ist Assistenzprofessor am Institut für Anorganische Chemie der Universität Wien. Er studierte Chemie an der Universität Wien und schloss 2009 sein Doktorat im Bereich Anorganische Chemie ab. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit stark interdisziplinären Projekten im Bereich der Krebstherapeutika-Entwicklung. Der Hauptfokus liegt auf "Prodrug" und "Drug Delivery"-Strategien, um die Aktivität der Krebstherapeutika zu erhöhen und gleichzeitig die Nebenwirkungen zu reduzieren. Eine der in Kowols Gruppe synthetisierten Platinverbindungen wird derzeit gemeinsam mit der Pharmaindustrie in Richtung klinischer Testung entwickelt. (© Robert Czepel)
Der Dezember steht im uni:view Magazin ganz im Zeichen der Elemente: Im Dossier "Mein Element" präsentieren Wissenschafter*innen Überraschendes und Wissenswertes zu Elementen, mit denen sie in Forschung und Lehre arbeiten.