Mein Business: Sei bereit für ein Abenteuer

DeliziArte – der Name ist Programm: Kunst lässt sich hervorragend mit Kulinarik verbinden. Nicht überzeugt? Das Unternehmen von Christina Hoffmann, Alumna der Universität Wien, wird Sie auf den Geschmack bringen.

Stellen Sie uns bitte Ihr Unternehmen in zwei Sätzen vor ...
Christina Marie-Charlotte Hoffmann:
Der Unternehmensname DeliziArte, der sich aus den italienischen Wörtern "delizioso" und "arte" zusammensetzt, ist bereits Programm: "köstliche Kunst" meint ein genussvolles Kunsterleben, auch im buchstäblich kulinarischen Sinne. Zum Angebotsportfolio gehört neben individualisierten Museumsführungen und sogenannten "Art Menus", bei denen Kunstvermittlung mit bezugnehmenden Gerichten gepaart wird, ein publikumswirksames Art Marketing für Kulturbetriebe und Museen.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen – und wann stand fest: Ich gründe eine Firma?
Hoffmann:
Während meines Doktorats reifte in mir die Überzeugung, dass geisteswissenschaftliche Forschung und Weiterbildung nicht auf das stille Arbeiten im Elfenbeinturm reduziert sein dürfen. Seit Beginn meines Studiums habe ich in diversen Lehrfunktionen an Schulen, Universitäten und in Museen gewirkt. Mitmenschen jeden Alters für Kultur und Wissen zu begeistern, war mir stets Ansporn und Beweis, wie Literatur und Kunst unseren Alltag bereichern können. Kurz vor Abschluss meiner Promotion war für mich klar: ich gründe ein Unternehmen, das die Künste und den Gang durchs Museum zum Abenteuer macht.

Im Dossier "Mein Business" stellen Alumni der Universität Wien ihr Startup vor und verraten Tipps und Tricks für (zukünftige) GründerInnen. Das Dossier läuft in Kooperation zwischen dem uni:view-Magazin, der DLE Forschungsservice und Nachwuchsförderung  und dem Alumniverband.

Sie haben Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Wien studiert. Inwiefern hat ihr Studium beim Weg in die Selbstständigkeit eine Rolle gespielt?
Hoffmann:
In der Vergleichenden Literaturwissenschaft, so wie sie vor allem in Wien gelehrt wird, ist die Analyse von Texten und Kunstwerken an ihren soziokulturellen Kontext gekoppelt. Kunst reflektiert die Gesellschaft und wir reflektieren uns in der Kunst. Dadurch lernen wir uns selbst und unsere Geschichte besser zu verstehen. Diese Ansicht herrscht jedenfalls an unserem Wiener Institut und mein Professor sagte einmal angesichts der gegenwärtigen politischen Entwicklungen: "Was können wir tun? Wir können Bildung vorantreiben, im Glauben, dass sie den besten Schutz zur Bewahrung von Freiheit und gesellschaftlicher Gleichberechtigung darstellt." Diese Überzeugung hat mich sicherlich in der Gründung meines Unternehmens beeinflusst.

Haben Sie sich das Gründen so vorgestellt?
Hoffmann:
Ich war darauf gefasst, dass die Akquise von KundInnen und der Ausbau von Kontakten Zeit in Anspruch nehmen; auch darauf, dass man Geduld haben und eine hohe Arbeitsbereitschaft aufbringen muss. Aber der tatsächliche Aufwand hat meine Vorstellung nochmal übertroffen. Nicht zuletzt deshalb, weil KundInnen und Kooperationen nicht nur gewonnen, sondern auch gehalten und kontinuierlich gepflegt sein wollen.

FemCircle Autumn Days - Ohne Moos nix los! Woher kommt mein Geld?
Vom 8. bis 10. November lädt FemCircle zu drei Tagen rund ums Thema Finanzierung, Steuern, Sicherheit und Risikomanagement für die Selbstständigkeit mit Fokus auf Arts, Cultural and Creative Industries ein. Jetzt anmelden!

Was war für Sie die größte Herausforderung?
Hoffmann:
Meine Projekte sind sowohl zeit- als auch kostenaufwendig. Streng mit Arbeitsstunden und Materialausgaben umzugehen, musste ich erst lernen. Vor allem die Erfahrung, dass Zeit buchstäblich Geld bedeutet, schien mir anfangs schwer mit meiner Leseleidenschaft und meinem Kulturkonsum in Einklang zu bringen. Ich lese nach wie vor viel und bilde mich weiter, aber setze Prioritäten. Ökonomisch leidenschaftlich sein, ist vermutlich eine bleibende Herausforderung.

Ihr schönster Augenblick?
Hoffmann:
Als ich kurz nach Einführung meines Produkts der "Bruegel Brezel" im Kunsthistorischen Museum im dortigen Café & Restaurant eine Familie sitzen saß, deren Kinder begeistert an einer Brezel knabberten und ihre Eltern mit Fragen zur Verpackung mit dem Gemäldeausschnitt löcherten. Das war für mich ein wahrer Glücksmoment: zu erleben, wie junge Menschen neugierig auf Kunst werden.

Haben Sie Vorbilder?
Hoffmann:
Meine Vorbilder sind meine Familie und meine FreundInnen. Jede und jeden von ihnen bewundere ich für eine besondere Eigenschaft: meine Eltern zum Beispiel sind mir in beruflicher Hinsicht Vorbild für ausdauerndes und gewissenhaftes Arbeiten, meine Schwester für ihren Forscherinnengeist und ihre Herzlichkeit. Unter meinen FreundInnen bewundere ich Tugenden wie Loyalität, Verlässlichkeit, Geduld und Fleiß.

entrepreneurship news – der u:start-GründerInnen-Newsletter
Lesen Sie, was GründerInnen antreibt, und erhalten Sie aktuelle Veranstaltungstipps und Gründungsinfos 1x im Monat direkt in Ihren digitalen Postkasten. Jetzt anmelden! 

Welche Tipps würden Sie Ihrem damaligen "Gründer-Ich" aus heutiger Sicht geben?
Hoffmann:
Sei auf alles gefasst! Trotz guter Planung lässt sich vieles nicht vorhersehen. Oder wie Goethe in einem seiner Gespräche mit Eckermann sagte: "Wenn man eine Weile in der Welt gesehen hat, wie die gescheitesten Dinge misslingen und das Absurdeste oft zu einem glücklichen Ziele führt, so kommt man wohl davon zurück, jemandem einen Rat erteilen zu wollen."

Wie hätte Sie die Uni mehr unterstützen können?
Hoffmann:
Dank hervorragender Lehrveranstaltungen sowie der Förderung von Auslandsaufenthalten und Konferenzen konnte ich mir ein fachliches Know-how aneignen, das die Grundlage meines jetzigen Unternehmerinnentums darstellt. In dieser Hinsicht hat mir die Uni Wien sehr viel mit auf den Weg gegeben. Auch das u:start Programm  des Alumniverbands mit Infoveranstaltungen zur Selbstständigkeit ist eine hilfreiche Unterstützung, die mir während meines Studiums allerdings noch nicht sehr präsent war. Die Entrepreneurship Night beispielsweise wurde erst 2017 nach meinem Studium eingeführt.

Das Angebot wächst also und ich könnte mir vorstellen, dass es noch stärker genutzt würde, wenn u:start einmal pro Semester eine fakultätsspezifische Infoveranstaltung anbieten würde. Mir persönlich hätte es die Nutzungsmöglichkeiten nahbarer gemacht, wenn jemand mit Bezugnahme auf die philologisch-kulturwissenschaftliche Disziplin erklärt hätte: das sind die Gründungskompetenzen deiner Ausbildung und u:start unterstützt dich auf diese und jene Weise in der Umsetzung (d)eines Businessplans.

Steckbrief
Name: Christina Marie-Charlotte Hoffmann
Alter: 31
Studium: Komparatistik
Gründungsjahr: 2017
Mein Business: DeliziArte Kunst-Events
Mein Motto: Begeisterung wächst, wenn man sie teilt.
Mein Tipp für GründerInnen: Sei bereit für ein Abenteuer! Und vergiss nicht, es zu genießen.
Link zur Webseite: www.deliziarte.com 

Das Interview führte Lisa Grabner (DLE Forschungsservice und Nachwuchsförderung sowie Wissenstransferzentrum Ost).