Mein Business: Mit ein wenig Planung kann viel gelingen

Wissenschaftliche Unredlichkeiten und Wissenschaftsethik sind ihr Spezialgebiet. Mit ihrer Agentur "Zitier-Weise" unterstützt die Uni Wien-Alumna Natascha Miljković Studierende und ForscherInnen durch Plagiatsprüfungen und -prävention beim Einhalten wissenschaftlicher Redlichkeit.

Stellen Sie uns bitte Ihr Unternehmen in 2 Sätzen vor …
Natascha Miljković:
Mit meiner Agentur "Zitier-Weise" biete ich meine Expertise zu wissenschaftlichen Unredlichkeiten im Rahmen von Weiterbildungen für Lehrende/Forschende und Studierende sowie Wissenschaftsberatungen an. Neu dazugekommen ist das Schreiben von Sach- und Fachbüchern, mein erstes Buch erschien 2017.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen – und wann stand fest: Ich gründe eine Firma?
Miljković:
Ich hatte schon viele Jahre vor meiner Gründung in diversen wissenschaftlichen und anderen Projekten mehr oder minder selbstständig gearbeitet. Ich habe ein Projekt nach dem anderen abgespult, war aber immer nur ein kleines Rädchen in einem großen Getriebe. Irgendwann während eines dieser Projekte dachte ich, das ist ja alles schön und gut so, aber ich hätte gerne etwas, wo ich alle meine Kenntnisse und Fähigkeiten zusammen einbringen kann! Da entstand die erste Idee: Wieso eigentlich nicht selbstständig machen? Einige Monate lang war ich noch sehr geheimnistuerisch und habe niemandem davon erzählt. Hauptsächlich, um mich nicht voreilig entmutigen zu lassen und erst einmal in Ruhe alle nötigen Informationen sammeln zu können. Vor sechs Jahren, nach dem Besuch des GründerInnenprogramms u:start, habe ich dann meine Agentur "Zitier-Weise" gegründet. 

Dossier "Mein Business" stellen Alumni der Universität Wien ihr Startup vor und verraten Tipps und Tricks für (zukünftige) GründerInnen. Das Dossier läuft in Kooperation zwischen dem uni:view-Magazin, der DLE Forschungsservice und Nachwuchsförderung und dem Alumniverband.

Sie haben Zoologie an der Universität Wien studiert. Inwiefern hat ihr Studium beim Weg in die Selbstständigkeit eine Rolle gespielt?
Miljković:
Auf die Selbstständigkeit im engeren Sinne wurde ich nicht vorbereitet. Was ich jedoch während meiner Studienzeit sehr gut gelernt habe, ist Projektmanagement und selbstständiges Erarbeiten von Themen. Das merke ich stark, da ich auch jetzt noch sehr analytisch an Dinge herangehe, ganz ähnlich wie bei meinen früheren Forschungsprojekten. Zusätzlich sind die Grundlagen für gutes Schreiben (früher von Forschungsanträgen, jetzt von Büchern, Blogartikeln, Presseaussendungen etc.) mit Fokussierung auf die "Botschaft" und "Zielgruppe" eines Textes ebenfalls schon damals gelegt worden. Beides kommt mir heute noch sehr oft zugute.

Haben Sie sich das Gründen so vorgestellt?
Miljković:
Ja und nein! Der Akt an sich, das Eintragen in das Handelsbuch, Melden bei Wirtschaftskammer und Sozialversicherung, ist schnell getan. Doch die viele Vorarbeit und das ständige Dranbleiben sind eine Herausforderung gewesen. Ich bereue es nicht, ich war gut vorbereitet und bin sehenden Auges an die Arbeit gegangen.

Was war für Sie die größte Herausforderung?
Miljković:
Da ich mehrere Tätigkeitsfelder habe, ist es oftmals eine zeitliche Zerreißprobe. Inhaltlich überlappt sich das meiste jedoch, so befruchten sich die Felder immer wieder gegenseitig mit Ideen und ergeben neue Ergebnisse, Angebote und Kontakte.

Gründerinnen am Wort: Das vierte Video der Reihe "Gründerinnen am Wort" wurde veröffentlicht! Im Rahmen der Fem Circle Spring Days 2018 haben die Gründerinnen von Karuu, Northcote Recht: modernes Arbeiten für Rechtsanwält_innen , Werksalon – Co Making Space und Erdbeerwoche mit uns über den richtigen Zeitpunkt beim Gründen geredet. Gibt es überhaupt den perfekten Zeitpunkt? Wann stand die Gründung fest? Das und vieles mehr wird in "Gründerinnen am Wort: Women get busy" besprochen!
Zu den Videos

Ihr schönster Augenblick?
Miljković:
Ich liebe das Vortragen! Immer wenn ich mit Lehrenden/Forschenden oder Studierenden live zu tun habe, kann ich noch neue Aspekte an meinem Arbeitsbereich erkennen. Durch knifflige Fragen oder Schilderungen eines persönlichen Beispiels der Teilnehmenden zum Beispiel. Das ist ein seltenes Geschenk, es wird mir einfach nie langweilig damit! Das merkt man mir auch an. Wenn ich Vorträge oder Workshops halte, bin ich ganz in meinem Element. Die Rückmeldungen und Evaluierungen sind entsprechend positiv, das ist eine große Ehre für mich.

Haben Sie Vorbilder?
Miljković:
Ja, auf jeden Fall. Es gibt einige Vortragende und UnternehmerInnen, die ich sehr schätze. An Ihnen bewundere ich ganz bestimmte charakterliche Eigenschaften: Das Dranbleiben und dennoch Freude an der Arbeit haben, nicht zu verbissen sein. Die Freude im Umgang mit Menschen und den Respekt vor deren Erfahrungen. Das Halten der Augenhöhe, egal mit wem man es zu tun hat. Mit diesen drei Eigenschaften bemühe ich mich, jeden Tag zu meistern.

Welche Tipps würden Sie Ihrem damaligen "Gründer-Ich" aus heutiger Sicht geben?
Miljković:
"Mach einfach!" Das analytische Denken zeichnet mich wie erwähnt aus, doch es ist manchmal auch hinderlich. Nach der zigten SWOT-Analyse und einer Liste mit 300 Gründen, wieso man sich noch anderweitig informieren und vorbereiten sollte, reicht es dann. Manchmal muss man sich auch trauen, etwas nach einer kurzen Vorbereitungszeit einmal auszuprobieren. Es klappt erstaunlich oft sehr gut! Viele FreundInnen und Bekannte waren mir vor, während und nach der Gründung eine sehr große Hilfe. Doch es gibt auch die NörglerInnen und Unken, die grund- und ahnungslos Ideen abwerten. Nur ich weiß, was ich kann und nicht kann! Informieren und gründlich nachdenken ist gut, Vorsicht walten lassen absolut essentiell, aber nicht unbesehen den Pessimismus anderer annehmen.

u:start, das Programm zu Selbstständigkeit & Gründung für Uni-AbsolventInnen & Studierende startet wieder. Bis zum 24. Oktober 2018 kann man sich mit einer (vagen) Geschäftsidee für die Gründungsworkshops bewerben. Alle Infos & Termine: www.alumni.ac.at/ustart

Wie hätte Sie die Uni mehr unterstützen können?
Miljković: Eine gute Strategie für die Karriereentwicklung von JungakademikerInnen und damit einhergehend Förderung in jede denkbare Richtung, hätte mir ungemein geholfen. Dann hätte ich schon viel früher erkennen können, wohin meine berufliche Reise gehen könnte. Geschätzt bleiben nur rund zehn Prozent aller AbsolventInnen in der Wissenschaft, doch das wird in den meisten Fächern grob ignoriert. Ich finde, Studierende sollten möglichst bald aufgezeigt bekommen, was das Studium für sie in weiterer Folge beruflich bedeuten kann. Selbstständigkeit ist ein sehr realer Weg, der mit ein wenig Planung vielen gelingen kann.

Steckbrief
Name: Natascha Miljković
Alter: 40
Studium: Biologie (Diplom), Zoologie (Promotion)
Gründungsjahr: 2012
Mein Business: Agentur "Zitier-Weise" – Wissenschaftsberatungen und Weiterbildungen
Mein Motto: "Wissenschaft ist Übungssache"
Mein Tipp für GründerInnen: Sich gut informieren, dran bleiben … und den Spaß an der Arbeit aufrechterhalten

Das Interview führte Siegrun Herzog vom Alumniverband.