Kurt Appel: "Papst Franziskus als Hoffnungs- und Identifikationsfigur"

Mit der Wahl von Jorge Bergoglio tragen die Kardinäle einer Hauptherausforderung der Katholischen Kirche Rechnung, nämlich der gewaltigen Urbanisierung, wie sie sich v.a. in der Dritten Welt vollzieht. Der durchschnittliche Katholik von heute lebt an der Peripherie einer der neuen Megacities und Trabantenstädte der Dritten Welt, ist arm und entwurzelt. Für diese Personen ist der neue Papst eine Hoffnungs- und Identifikationsfigur.

Von Bergoglio ist zu erwarten, dass er diesen Realitäten ein vordringliches Gewicht beimisst. Dies gilt auch angesichts der Tatsache, dass bisher vor allem die charismatischen, aus dem nordamerikanischen Raum kommenden und dezentral strukturierten "Freikirchen" (Pfingstbewegung, Evangelikale) in den neuen urbanen Peripherien tätig waren.

Zwei gewichtige Zeichen hat der neue Papst bereits gesetzt: Einerseits die Namenswahl Franziskus, der Symbol der Armen und an den Rand Gedrängten der damaligen Stadtbevölkerung war. Andererseits hat er in seiner ersten Predigt herausgestrichen, Bischof von Rom zu sein, und nicht das damit verbundene Papstamt akzentuiert. Diese Einreihung in die Bischöfe deutet darauf hin, dass Franziskus die Kirche in Zukunft viel kollegialer leiten will.