Fischfang nach Fukushima
| 01. April 2011Die Radioaktivität im Pazifik an der japanischen Küste vor dem Unglücks-AKW Fukushima muss laut Gerhard Herndl vom Department für Meeresbiologie anhand der Strömung mit Messungen beobachtet werden. Mit Auswirkungen auf den internationalen Fischfang rechnet der Wissenschafter nicht, bei Fängen in Japan schon: "In der unmittelbaren Umgebung des AKW wird man die Fischerei einstellen. Im weiteren Umkreis sollte man überwachen, was man fängt."
Entscheidend sei Gerhard Herndl zufolge, was jetzt weiter in Fukushima passiert: "Es ist wichtig, dass man das stoppt und nicht zu viel Cäsium ins Meer gewaschen wird. Dass Kühlwasser wieder ins Meer zurückgelangt, sollte unter Kontrolle gebracht werden", betont der Meeresbiologe.
Radioaktivität wird sich ausweiten
Generell gilt für die Radioaktivität im Pazifik: "Sie wird sich ausweiten, aber auch verdünnen", erklärt Herndl. "Im Meer hat man sicher weniger Sorgen als im umliegenden Land. Im Boden bleibt die Radioaktivität für Jahre, im Meer verdünnt sie sich stark." Der Grund dafür sind die kleinsten Partikel im Meer: "Cäsium wird noch viel mehr als Jod stark von Partikeln – Plankton und abgestorbenem Material – absorbiert. Diese sinken dann in die Tiefe. Somit gelangt die Strahlung relativ bald in die tieferen Wasserschichten und in die Sedimente. Von dort gelangt die Radioaktivität nicht so schnell wieder in die Nahrungskette."
Verschmutzung schnell verschwunden
"Die Verschmutzung verschwindet relativ rasch", erläutert Herndl. Tiere wie der Thunfisch ernähren sich laut dem Biologen nahe an der Oberfläche und sind Radioaktivität daher nur kurz ausgesetzt. Langlebige Organismen kumulieren mehr, weil sie langsamer wachsen. Tiefseefische wie den Anglerfisch sollte man daher nicht unbedingt verzehren. Das gelte aber auch jetzt schon wegen der hohen Blei- und Quecksilberbelastung unabhängig von radioaktiver Verstrahlung. "Soweit man das jetzt beurteilen kann, würde ich meinen, dass das auf Japan beschränkt bleibt", so der Meeresbiologe über mögliche Auswirkungen auf den Fischfang.
Partikel sinken schnell ab
Ein Glück für Japan sei die Jahreszeit, die auch an der Meeresoberfläche für kühles Wasser sorge. Dadurch sinken die Partikel laut Herndl relativ schnell ab, im Sommer bei warmen Temperaturen würde dies länger dauern. Für Schiffe gehe vom Wasser selbst keine Gefahr aus.
Da die Konzentrationen von Jod und Cäsium um das AKW relativ hoch sind, plädiert der Meeresbiologe für genaue Messungen: "Man sollte jetzt schauen, wie sich das verdünnt und einen Kilometer daneben und in Strömungsrichtung messen." Cäsium sei mit einer Halbwertszeit von 30 Jahren generell gefährlicher als Jod, das relativ schnell abgebaut wird und eine Halbwertszeit von acht Tagen hat. Plutonium verhält sich ähnlich wie Cäsium und wird ebenfalls von Partikeln absorbiert. (APA)
Univ.-Prof. Dr. Gerhard Herndl ist Leiter des Departments für Meeresbiologie. Vor kurzem erhielt er den mit 2,5 Millionen dotierten "ERC Advanced Grant" des Europäischen Forschungrates.