150 Jahre Klassische Archäologie

Zimmer voll mit antiken Büsten

Seit 1869 besteht das Fach der klassischen Archäologie an der Universität Wien. Schon von Beginn an bediente man sich in Wien innovativer Methoden wie der Fotografie, um die Forschung voranzubringen. Im Rahmen einer Ausstellung und eines Festtags am 28. Juni zelebriert das Institut das runde Jubiläum.

Im Jahr 2019 feiert das Fach "Klassische Archäologie" an der Universität Wien sein 150jähriges Bestehen. Zur Feier dieses Jubiläums wurde am 9. April 2019 am Institut für Klassische Archäologie eine Ausstellung eröffnet, die die vergangenen eineinhalb Jahrhunderte mit Hilfe von Schriftdokumenten, Fotografien und Kunstobjekten dokumentiert. Am 28. Juni 2019 findet ein Festtag statt.

Alexander Conze, Porträtfoto

Am Beginn der 150-jährigen Geschichte steht der erste Professor für Klassische Archäologie, Alexander Conze (1869–1877), der zum Sommersemester 1869 auf das neue Ordinariat berufen wurde. In seiner Antrittsvorlesung "Ueber die Bedeutung der classischen Archaeologie" vom 15. April 1869 machte er klar, dass nicht nur griechische und römische Tempel, Tongefäße und Statuen, sondern auch die antiken Funde auf dem Boden des Habsburgerreiches Teil seiner Lehre und Forschung sein würden – zu seiner Zeit ein durchaus fortschrittlicher Ansatz. Zwei seiner Projekte zeigen dies besonders deutlich: die Grabung im Kabirenheiligtum auf der Insel Samothrake (zwei Kampagnen 1873 und 1875) und die Publikationsreihe "Römische Bildwerke einheimischen Fundorts in Österreich" (1872 bis 1878).

Fotoalbum 1901 zum 25jährigen Bestehen des Archäologisch-Epigraphischen Seminars

In der Ausstellung werden die Besonderheiten des Faches in Wien betont. Dazu gehört das "Archäologisch-Epigraphische Seminar" (1876–1956), das die Fächer Klassische Archäologie und Epigraphik (antike Inschriftenkunde) eng zusammenschloss und über ein eigenes Publikationsorgan sowie ein gestaffeltes Stipendiensystem verfügte.

Ansicht der Galerie und des Stadtplans

Im Rahmen der Ausstellung werden sowohl die Akteure (von ProfessorInnen bis zu technischen MitarbeiterInnen) als auch die Räume von Fach und Sammlung (ein großer Stadtplan mit Fotos gibt einen Überblick über die wechselnden Lokalitäten) thematisiert, ebenso das Angebot von Vorträgen, Ausstellungen und Konferenzen der vergangenen 150 Jahre.

Heroon von Trysa, Fotografie von Wilhelm Burger 1881

Die Nachfolger Conzes stehen für verschiedene Entwicklungsstadien des Faches: Otto Benndorf (1877–1898) konnte 1886 eine neue Aufstellung der Kunstobjekte der Archäologischen Sammlung im Hauptgebäude am Ring erreichen, verbunden mit einer deutlichen Erweiterung der Bestände. Bei einer seiner Kleinasienexpeditionen 1881 wurde das Heroon von Trysa (Lykien) wiederentdeckt, das abgebaut und in die Bestände des k. k. Hofmuseums (heute Kunsthistorisches Museum) eingereiht wurde. In die Ordinariate von Emil Reisch (1898–1933) und Camillo Praschniker (1934–1949) fallen die beiden Weltkriege mit ihren wirtschaftlichen Folgen, die auch in der Klassischen Archäologie zu spüren waren.

Dankesbrief von Prof. Praschniker an Rudolf Sunkowsky, KHM, für Gipsrestaurierung, 18.05.1949, Archiv IKA 1949, o. fol.

Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der NS-Zeit, wobei die Verhältnisse im Fach (so war etwa die Anschaffung eines neuen Kleinbild-Diaprojektors 1941 nicht möglich, da nicht "kriegswichtig") und der Sammlung (die Gipsabgüsse antiker Statuen wurden zusammengeschoben und dabei beschädigt) in Kriegszeiten gezeigt werden. Das Verhältnis von Seminarangehörigen zum Nationalsozialismus oder Einzelschicksale von Studierenden werden ebenso thematisiert.

Attisch-rotfiguriger Kolonettenkrater des Aigisthos-Malers, Inv. 551 a, um 470 v. Chr.

Heute kann das Fach – als besondere Wiener Spezialität – in fünf Fachgebieten studiert werden, jedes in der Ausstellung durch ein typisches Objekt präsentiert: die minoisch-mykenische, die griechische, die römische, die provinzialrömische und die spätantik-frühchristliche Archäologie. Mit dem 1969 geschaffenen zweiten Lehrstuhl "für Klassische Archäologie unter besonderer Berücksichtigung der Feldarchäologie und Altertumskunde" ist eine weitere Besonderheit der Wiener Klassischen Archäologie fassbar. So hat sich die Zahl der Grabungs- und Surveyprojekte in den vergangenen drei Jahrzehnten deutlich gesteigert.

Blick in die Ausstellung am Institut für Klassische Archäologie

Die Ausstellung am Institut für Klassische Archäologie wird noch bis zum 31. Oktober 2019 zu sehen sein. Für interessierte Einzelpersonen oder Gruppen werden Führungen nach Vereinbarung angeboten (Tel. +43–1–4277–40601; E-Mail: Klass-Archaeologie@univie.ac.at). (Text: Hadwiga Schörner; Fotos: © Kristina Klein, Hadwiga Schörner/Institut für Klassische Archäologie der Universität Wien)

Am Festtag am Freitag, den 28. Juni 2019 beleuchten Vorträge die Geschichte der Klassischen Archäologie an der Universität Wien und wagen einen Ausblick in die Zukunft. Außerdem gibt es Führungen durch die Ausstellung sowie multimediale Präsentationen. Der Tag wird abends mit einem Hoffest und der Aufführung einer antiken griechischen Komödie ausklingen