Buchtipp des Monats von Thomas Götz

Thomas Götz mit Buch in der Hand

Was Professor*innen eigentlich so machen, das beschreibt Bildungspsychologe Thomas Götz, selbst Professor an der Universität Wien, in seinem aktuellen Buch. Mit Insider-Wissen erzählt Götz ganz offen von seinen Alltagsherausforderungen als Professor.

uni:view: Kürzlich ist Ihr Buch "Professor*in für Anfänger*innen und Fortgeschrittene" erschienen. Ist das Buch als eine Art Anleitung für den Alltag eines/r Professor*in zu verstehen?
Thomas Götz:
Ja, genau. Das Buch grenzt sich jedoch von anderen Ratgebern insofern deutlich ab, als es Insider-Wissen wiedergibt. Es ist aber nicht nur für Professor*innen geschrieben. Für Personen, die evtl. später Professor*in werden möchten, gibt es einen Einblick in mögliche zukünftige Tätigkeitsbereiche. Ein solcher Einblick kann auch für andere interessant sein – z.B. für jene, die sich dafür interessieren, was Professor*innen eigentlich so machen.

Im ersten Teil des Buches geht es um den Einstieg in die Tätigkeiten als Professor*in. Beim zweiten Teil stehen Themen des Aufbaus im Vordergrund – z.B. der Aufbau von Forschungsprojekten, Verbundforschung, Sonderforschungsbereiche, EU-Projekte und neue Strukturen an der Universität. 

uni:view: Sie haben 2005 Ihre Habilitation abgeschlossen und sind seitdem als Professor tätig, seit 2019 an der Universität Wien. Was war für Sie persönlich die größte Herausforderung dieses Karrierewegs?
Götz: Bei der Fülle an Aufgaben die notwendigen Schwerpunkte zu setzen.

uni:view: Ihr Buch richtet sich dabei nicht nur an Professor*innen, sondern auch deren Mitarbeiter*innen. Welche Tipps haben Sie für diese parat?
Götz: Mein wichtigster Tipp ist, dass sie neben ihren Kernaufgaben in Forschung und Lehre auch das Gesamtsystem Universität und ihre Karriere im Auge behalten sollten. Es ist meiner Einschätzung nach zentral, immer wieder eine Meta-Perspektive einzunehmen, d.h. sich und das Gesamtsystem bewusst auch mit Abstand zu betrachten und das eigene Handeln auf dieser Basis zu reflektieren und zu gestalten.

uni:view: Und was ist Ihr Rat für angehende Professor*innen?
Götz: Hier ist mein Rat genau derselbe: sich nicht in den Dingen zu verlieren, sondern sie auf einer Meta-Ebene bewusst zu reflektieren und entsprechend zu handeln.

Das Gewinnspiel ist bereits verlost. Doch die gute Nachricht: In der Universitätsbibliothek steht "Der süße Wahn" interessierten Leser*innen zur Verfügung:   

1x "Professor*in für Anfänger*innen und Fortgeschrittene" von Thomas Götz   
1 x "Der süße Wahn" von Patricia Highsmith        

uni:view: Welches Buch empfehlen Sie unseren Leser*innen?
Götz: "Der süße Wahn" von Patricia Highsmith.

uni:view: Einige Gedanken, die Ihnen spontan zu diesem Buch einfallen?
Götz: Ein psychologisch überaus spannendes und tief gehendes Buch mit sehr komplexen Figuren. David Kelseys Wahn ist nicht sofort erkennbar – aus einer Ahnung wird immer mehr etwas Unfassbares und zugleich Faszinierendes.

uni:view: Sie haben den letzten Satz gelesen, schlagen das Buch zu. Was bleibt?
Götz: Die Szene eines Falls – real von einem Haus, und psychisch dadurch initiiert, dass das wahnhafte Gedankengebäude der Realität letztlich nicht standhalten kann. Es bleibt die Ahnung dessen, welche Realität (scheinbare) Liebe für einen wahnhaften Menschen bedeuten kann. (td)

Thomas Götz hat seit September 2019 die Professur für Bildungspsychologie und gesellschaftliche Veränderungen am Institut für Angewandte Psychologie: Arbeit, Bildung, Wirtschaft der Universität Wien inne. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören u.a. Langeweile aus bildungspsychologischer Perspektive, Unterrichtsqualität und Förderung selbstregulierten Lernens.