50 Jahre ÖFSE – Zum Geburtstag eine Konferenz

Alle müssen in Dingen Nachhaltigkeit ihre "Hausaufgaben erledigen" – so der Konsens am 12. und 13. Oktober auf einer Konferenz von der Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung und dem Institut für Politikwissenschaft. Anlass der Konferenz war der 50. Geburtstag der ÖFSE.

Die Sustainable Development Goals (SDGs) stehen gegenwärtig an oberster Stelle der Internationalen Agenda. 17 ambitionierte Ziele – spezifiziert in 169 Unterzielen – sollen bis 2030 erreicht werden, um Armut zu beenden, den Planeten zu schützen und Wohlstand für alle zu sichern. Neuartig an der Formulierung der Ziele ist, dass diese universelle Gültigkeit besitzen und sich somit nicht nur auf den Globalen Süden – wie etwa ihre Vorgänger, die Millennium Development Goals – beziehen, sondern auch Länder des Globalen Nordens dazu auffordern, ihre – wie Andreas Novy, Vorsitzender des Kuratoriums der ÖFSE formulierte – "Hausaufgaben zu erledigen".

Möglichkeiten für eine sozial-ökologische Transformation

Die mit etwa 200 Personen gut besuchte Konferenz spannte den geopolitischen Kontext auf, vor dessen Hintergrund die Umsetzung der SDGs politisch verhandelt wird, und fragte nach den Herausforderungen und Möglichkeiten für eine sozial-ökologische Transformation. Dazu waren die Ökonomin Jayati Gosh und der Gründer des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung Klaus Töpfer als Keynote-SpeakerInnen eingeladen. Nach einem Einleitungsstatement durch Botschafter Peter Launsky-Tieffenthal, Sektionsleiter der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (BMeiA), machte Klaus Töpfer seine langjährige internationale Erfahrung in Politik und Wissenschaft geltend und zeigte die zunehmende Verknüpfung von sozialen, ökologischen und Entwicklungsfragen in der internationalen Debatte auf.

Lokal – National – Global


Mit der "Externalisierung der Lebenskosten des Globalen Nordens" unterstrich Töpfer die entscheidende Wende der SDGs: Sie trügen der Forderung der Länder des Globalen Südens Rechnung, die sozialen und ökologischen Folgen der westlichen Produktions- und Lebensstile zu berücksichtigen. Die größte Herausforderung stelle die Umsetzung der ambitionierten Agenda dar. Dafür notwendig wären auf nationaler Ebene definierte Umsetzungspläne, die die unterschiedlichen politischen Ebenen vom Lokalen bis hin zum Globalen integrieren.

Global New Deal und Fragen des Wachstums

Die renommierte, in Neu-Delhi lehrende Entwicklungsökonomin Jayati Gosh nahm eine allgemeinere Perspektive ein und verwies auf die Bedeutung wirtschaftlicher Rahmenbedingungen für nachhaltige Entwicklung. Es brauche global sowie national ein Umfeld, das unterstützend auf die Umsetzung der SDGs wirkt. Gegenwärtig stagniere die globale Ökonomie aber aufgrund fehlender Nachfrage aus und im Globalen Norden, eines Rückgangs öffentlicher Ausgaben sowie fallender Preise für Rohstoffe.

Es fehle der (Nachfrage-)Stimulus für ein neues nachhaltiges Wachstum, um Synergien zwischen öffentlichen und privaten Ausgaben zu erzeugen. Es brauche nicht nur Ziele wie die SDGs, sondern die internationale Gemeinschaft müsse sich zusätzlich auf einen Global New Deal verständigen, in dessen Rahmen globale Ungleichheit reduziert werde und die Wirtschaft neuen Aufschwung erfahre.

Eine Debatte der Umverteilung forcieren

Kommentiert wurden die Vorträge in einem kritischen Input von Ulrich Brand vom Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien. Inwiefern gelte es nicht auch jene Kräfte in den Blick zu nehmen, die im Widerspruch zu den gesetzten Zielen stehen und die Verhältnisse maßgeblich beeinflussen. Zudem sei im Rahmen eines Global New Deal das Paradigma wirtschaftlichen Wachstums zu hinterfragen und eine Debatte der Umverteilung zu forcieren. Daran schloss auch der Kommentar von Andreas Novy an, der anhand von Mobilität auf komplexe gesellschaftliche Veränderung verwies und nach Konsumnormen, Arbeit(-splätzen) und Produktionsprozessen fragte.

Vertiefende Diskussionen und Glückwünsche

Der zweite Tag der Konferenz bot schließlich Gelegenheit, die Diskussionen in thematischen Plenary Sessions und Panels mit internationalen ExpertInnen zu vertiefen, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der österreichischen Performance bei der Umsetzung der SDGs.

Glückwünsche rundeten den inhaltlichen Fokus ab: Die ÖFSE wurde als verlässliche und kompetente Partnerin von öffentlichen und privaten Institutionen bezeichnet, deren Zusammenarbeit – nicht zuletzt mit der Universität Wien – in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Früchte getragen hat. (Text: Gabi Slezak; Fotos: ÖFSE/Karin Sumetzberger)