Vierzig Jahre Membrantransport
| 19. Februar 2013
Der Golgi Apparat unter dem Elektronenmikroskop. Diese intrazelluläre Struktur formiert sich, wenn die richtigen Zutaten in einer Teströhre zusammen kommen. Dazu forscht der Jubilar Graham Warren.
Die Max F. Perutz Laboratories der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien laden am 25. Februar, anlässlich des 65. Geburtstags von Graham Warren zu einem Symposium an die Universität Wien: Renommierte WissenschafterInnen aus Europa und den USA sprechen über zellulären Membrantransport.
Graham Warren, Leiter des Zentrums für Molekulare Biologie, interessiert sich schon seit seiner frühen Kindheit für Naturwissenschaften. "Damals liefen die Dinge noch sehr anders", erinnert sich der Jubilar: "Ich hatte mein eigenes Chemie-Labor zuhause und habe in meiner Freizeit Transistorradios zusammengebaut."
![]() | Univ.-Prof. Dr. Graham Warren ist seit 2007 Leiter des Zentrums für Molekulare Biologie der Universität Wien. Er wurde 1948 in London geboren und wuchs in North London auf. Seine wissenschaftliche Karriere begann mit dem Studium der Biochemie in Cambridge. Bevor er an die Universität Wien wechselte, war er Professor für Zellbiologie an der Yale University. Zum CV |
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Nach seinem Doktorat und ein paar Jahren als Postdoc-Mitarbeiter wechselte Graham Warren an das European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg. "Dort fing ich an, mich mit Membrantransport zu beschäftigen", so Warren und ergänzt: "Mein Mentor Kai Simons riet mir damals, mich näher mit dem Transport von Proteinen aus dem Inneren von Zellen an die Zellwand auseinanderzusetzen."
Intrazelluläre Poststelle
Graham Warren ist in der Community v.a. für seine Forschungen zur Entstehung des "Golgi Apparats" renommiert. Der Golgi Apparat spielt innerhalb der Zelle die Rolle einer Poststelle: Proteine werden in der Zelle produziert und dann an den "Golgi Apparat" verschickt, um dort modifiziert und an die Zieldestinationen innerhalb und außerhalb der Zelle weiterverteilt zu werden. Die Arbeitsgruppe rund um Graham Warren entdeckte eine neue zelluläre Struktur, die dem Golgi vermutlich als Gerüst bei der Entstehung dient.
Vor 115 Jahren publizierte der italienische Mediziner und Physiologe Camillo Golgi die erste Beobachtung einer intrazellulären Struktur – den nach ihm benannten "Golgi Apparat". Der spätere Nobelpreisträger arbeitete zu dieser Zeit an einer Färbungsmethode für Nervenzellen und entdeckte dabei die damals unbekannte intrazelluläre Struktur. Erst viele Jahre später konnte der Nobelpreisträger George Palade die Funktion des Golgi als intrazelluläre Poststelle bei der Verteilung von Proteinen aufklären. Bei der Modifikation "beklebt" der Golgi Apparat die Proteine zusätzlich mit kleinen Zuckerresten, die eine große Bedeutung für deren Verteilung und Funktion spielen. |
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Hoffnung für neue Therapiemöglichkeiten
Mittlerweile haben zahlreiche WissenschafterInnen Fehler in diesem Mechanismus als Ursache für verschiedene genetisch bedingte Erkrankungen identifiziert. Die so genannten "Congenital Disorders of Glycosylation" sind außerordentlich selten, zeigen in vielen Fällen schwere Symptome und sind meist nicht behandelbar. Die weitere Erforschung der Mechanismen um den Golgi Apparat soll zu Therapiemöglichkeiten für die betroffenen PatientInnen führen.
Internationales Symposium am 25. Februar
Der ehemalige Mentor Warrens, Kai Simons vom Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik Dresden, wird übrigens im Rahmen des Symposiums am 25. Februar – neben zahlreichen anderen internationalen WissenschafterInnen – einen Vortrag halten. Nach der feierlichen Eröffnung durch die Rektoren der Universität Wien, Heinz W. Engl, und der Medizinischen Universität Wien, Wolfgang Schütz, spricht er über "Lipids organizing cell membranes". (red)
Die Max F. Perutz Laboratories (MFPL) sind ein gemeinsames Forschungs- und Ausbildungszentrum der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien am Campus Vienna Biocenter. An den MFPL sind rund 530 WissenschafterInnen in über 60 Forschungsgruppen mit Grundlagenforschung im Bereich der Molekularbiologie beschäftigt.
Forty Years of Membrane Traffic
65th Birthday Symposium - Graham Warren
Montag, 25. Februar 2013, 09.15 bis 15.30 Uhr
Hauptgebäude der Universität Wien, Kleiner Festsaal
Universitätsring 1, 1010 Wien
Programm
Keine Anmeldung, freier Eintritt