Tagung: Universität Wien im 19. und 20. Jahrhundert

Eine Tagung am 11. Oktober steht im Zeichen der kritischen Auseinandersetzungen mit der Geschichte der Universität Wien im 19. und 20. Jahrhundert. Als prominenter Redner konnte der amerikanische Neurowissenschafter und Nobelpreisträger Eric Kandel gewonnen werden.

Seit einigen Jahren setzt die Universität Wien Initiativen, die vielschichtigen Dimensionen des Nationalsozialismus an der eigenen Institution aufzuarbeiten. Zahlreiche Projekte wurden bereits umgesetzt, so z.B. das Forum "Zeitgeschichte der Universität Wien" unter der Leitung von Friedrich Stadler, das Forschungsprojekt "Vertreibung der Studierenden 1938", das Provenienzforschungsprojekt der Universitätsbibliothek, die historische und künstlerische Kontextualisierung des "Siegfriedskopfes" oder die Gedenkveranstaltung anlässlich der Aberkennung und Wiederverleihung akademischer Grade. Zuletzt präsentierte die Universität das "Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938" mit der damit verbundenen Online-Datenbank. "Die Aufarbeitung dieses Teils der Vergangenheit der Universität Wien wurde begonnen und ist unbedingt weiter fortzusetzen", erklärt der Rektor der Universität Wien, Heinz W. Engl, der die Tagung eröffnen wird.


Die von Oliver Rathkolb, Professor am Institut für Zeitgeschichte, organisierte Tagung steht im Zeichen der ambivalenten Geschichte der Universität Wien im 19. und 20. Jahrhundert. "Für mich als Zeithistoriker ist es eine Verpflichtung, die kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte der Universität Wien fortzuführen und zu intensivieren – auch für jüngere Generationen", so Rathkolb.



Breites Themenspektrum


Neben Eric Kandel, der über die Kontakte zwischen Juden und Christen im Wien der Jahrhundertwende spricht, referieren weitere hochkarätige Nationalsozialismus-ForscherInnen wie der deutsche Historiker Götz Aly, der derzeit die Sir Peter Ustinov-Gastprofessor am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien hält: Er geht auf die Soziologie des Antisemitismus im 19. und 20. Jahrhundert ein.

Die weiteren Themen spannen den Bogen von Forschungen an der Universität Wien zu "Gewalt und Antisemitismus an der Universität Wien seit der Badeni-Krise 1897" (Oliver Rathkolb) über die "Situation jüdischer Wissenschafter an der Universität Wien vom Kaiserreich bis nach 1945" (Mitchell Ash, Universität Wien) bis hin zu der Rolle einzelner Fakultäten wie der Rechtswissenschaftlichen (Ilse Reiter-Zatloukal) und der Philosophisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät (Friedrich Stadler). Auch NachwuchsforscherInnen sind mit Birgit Peter, Linda Erker und Martin Schrott prominent vertreten. "Bei unserer Konferenz tragen sowohl etablierte WissenschafterInnen als auch NachwuchsforscherInnen vor; von der Dissertantin bis hin zum Nobelpreisträger sind alle vertreten", freut sich Rathkolb. Abschließend findet eine transdisziplinär besetzte Podiumsdiskussion statt. (af)

Konferenz "Der lange Schatten des Antisemitismus – Kritische Auseinandersetzungen mit der Geschichte der Universität Wien im 19. und 20. Jahrhundert"
Donnerstag, 11. Oktober 2012, 9 Uhr
Archiv der Universität Wien (ehemalige Bibliothek der Universität Wien bis 1884), Postgasse 9, 1010 Wien
Programm (PDF)

Anmeldung erbeten: agnes.meisinger(at)univie.ac.at

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