Mauthausen Film-Retrospektive – "Verlorene Kindheit"

Von Mittwoch, 20. August bis Samstag, 23. August, findet in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen eine filmische Retrospektive statt. Die Filmreihe wird von Zeithistoriker Frank Stern von der Universität Wien und Stephan Matyus vom Bundesministerium für Inneres kuratiert. Der Eintritt ist frei.

Die diesjährige Retrospektive zeigt Filme, die in verschiedenen europäischen Ländern produziert wurden und beispielhaft die Geschichten und Erfahrungen der verfolgten Kinder unter dem NS-Regime visualisieren. Gesichter und Stimmen konfrontieren die ZuschauerInnen mit der Frage, "woran wir uns erinnern und was wir bereits vergessen haben". Zugleich geht es auch um die Situation der wenigen Kinder und Jugendlichen, die den NS-Terror überlebten und nach der Befreiung sehr oft um ihre Identität kämpfen, meist ohne zu wissen, ob Familienangehörige noch am Leben waren.


"Im Zentrum stehen Spielfilme aus aller Welt, die sich mit der rassistischen und politischen Verfolgung und dem Kampf ums Überleben in den KZ- und Vernichtungslagern befassen", erklärt (Mit-)Initiator und Zeithistoriker Frank Stern das Konzept der Retrospektiven in der Gedenkstätte Mauthausen. Die Idee wurde etwa vor zehn Jahren geboren, und stellt eine Kooperation zwischen dem Schwerpunkt Visuelle Zeit- und Kulturgeschichte am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien und dem Bundesministerium für Inneres (BMI) dar.



Film, Diskussion und Führung

An jedem Tag wird ein Film gezeigt und durch einen kurzen Vortrag von Zeithistoriker Frank Stern eingeleitet. Im Anschluss an die Filme gibt es Zeit für Fragen und zur Diskussion. Am Samstag, 23. August, findet zusätzlich um 16 Uhr eine Führung durch die KZ-Gedenkstätte Mauthausen statt. Der Shuttle-Bus aus Wien fährt am Samstag daher bereits um 14 Uhr nach Mauthausen. Info & Anmeldung für den Busshuttle telefonisch unter 01/53 126/3832 oder per Email.

"Die Kinder von Paris" ("La Rafle"), F 2010, 115 Minuten; Mittwoch, 20. August um 20 Uhr -- Trailer

Am 17. Juli 1942 begannen 4.500 französische Polizisten in Paris, jüdische Familien in das Wintersportstadium "Velodrome d'Hiver" zu bringen. In den folgenden Tagen wurden dort 13.000 JüdInnen, darunter 4.000 Babys und Kinder unter unhygienischen Bedingungen auf engstem Raum zusammengepfercht. Der Film folgt dem Erleben einer Gruppe Verfolgter und öffnet einen kritischen Blick auf Verfolgung, Kollaboration und Widerstand.

"Diamanten der Nacht" ("Démanty noci"), CSSR 1964, 63 Minuten; Donnerstag, 21. August um 20 Uhr

Zwei jüdische Jugendliche entkommen aus einem Deportationszug der Nazis. Doch ihre Hoffnung auf Freiheit erweist sich als trügerisch. Ein Dorf in der Nähe bietet kein Versteck, im Gegenteil: Eine Gruppe älterer Männer jagt sie wie Freiwild. Der Film gehört künstlerisch zu den beeindruckendsten Werken des jungen Prager Films aus den 1960er Jahren. Der Autor Arnost Lustig überlebte die Shoah, als er 1945 von einem Deportationszug zwischen Buchenwald und Dachau fliehen konnte.

"Nicht alle waren Mörder", D 2006, 92 Minuten; Freitag, 22. August um 20 Uhr -- Trailer

Eine Berliner Mutter und ihr Sohn schaffen es, dem Zugriff der Nazis zu entkommen, als diese beginnen alle Juden aus Berlin in die Lager im Osten zu deportieren. Der Film erzählt die Kindheit des Schauspielers und Schriftstellers Michael Degen, der durch den Mut seiner Mutter, die Hilfe von Unbekannten und letztlich durch die Rettung russischer Soldaten überlebte. Der Film basiert auf Degens Autobiografie und zeigt auf, dass auch in aussichtlos scheinenden Situationen persönlich folgenschwere Entscheidungen verlangt werden.

"Lauf, Junge, Lauf", D/FR/PL 2013, 112 Minuten; Samstag, 23. August um 20 Uhr -- Trailer

Ein junger Jude zwischen Polen und Deutschen. Der achtjährige Srulik entkommt im Jahr 1942 aus dem Ghetto Warschau, allein. Wohin soll er sich wenden, wer wird ihm helfen, wenn er als Jude erkannt wird? Er nimmt als Jurek die Identität eines christlichen Waisen an. Er flüchtet immer weiter, wird entdeckt, verraten, gerettet, verliert seine Kindheit. Kann er über die Jahre der deutschen Besetzung Polens seine jüdische Identität bewahren? Der Film basiert ähnlich wie "Nicht alle waren Mörder" auf einer Autobiografie, die Srulik-Jurek-Yoram Fridman Jahrzehnte später in Israel veröffentlicht hat. (red)

"Verlorene Kindheit". Rassismus, Deportation – Weiterleben für Wenige
Mittwoch, 20. bis Samstag, 23. August, ab 20 Uhr
KZ-Gedenkstätte Mauthausen
Erinnerungsstraße 1, 4310 Mauthausen
Der Eintritt ist frei. Von Wien und Linz fährt ein kostenloser Shuttle-Bus zur Gedenkstätte und zurück.
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