Film-Retrospektive: "Wie konnte es dazu kommen?"

Vom 14. bis 18. Jänner 2013 findet im Filmhaus Spittelberg die Film-Retrospektive "Wie konnte es dazu kommen? Zwischen Gleichgültigkeit, Judenhass und Widerstehen" statt. Zeithistoriker Frank Stern von der Universität Wien leitet die Spielfilme ein; anschließend gibt es Raum für Diskussion.

Die Film-Retrospektive fragt mit internationalen Spielfilmen nach dem Verhalten, den Reaktionen und den Entscheidungen jener Generationen, die die Jahre des Nationalsozialismus prägten. Wie konnte es dazu kommen, dass demokratiefeindliche und antisemitische Einstellungen und Haltungen vor dem Zweiten Weltkrieg zu einer Staatsdoktrin wurden, an deren Durchsetzung Millionen Menschen in Deutschland und Österreich mitwirkten?

Die Filme werden jeweils durch einen kurzen Vortrag von Frank Stern, Leiter des Schwerpunkts Visuelle Zeit- und Kulturgeschichte am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, eingeleitet. Im Anschluss besteht die Möglichkeit für Fragen und zur Diskussion. Kuratiert wird die Filmreihe von Frank Stern gemeinsam mit Stephan Matyus vom Bundesministerium für Inneres.

"An uns glaubt Gott nicht mehr. Wohin und zurück"
(Montag, 14. Jänner, 18.30 Uhr; Dienstag, 15. Jänner, 21 Uhr): März 1938 in Wien. Wie verhält sich die Bevölkerung nach dem Jubel-Empfang für Hitler gegenüber den Wiener Jüdinnen und Juden, und welche Möglichkeiten gibt es für Auswanderung und Flucht? Der Film aus der dreiteiligen Serie "Wohin und zurück" zeichnet ein eindringliches Bild des "Anschlusses" und des Verhaltens der Bevölkerung bei der Durchsetzung antisemitischer Maßnahmen. Im Zentrum steht ein junger Wiener, der plötzlich damit konfrontiert ist, dass er nicht mehr dazu gehören soll.

"Affäre Blum" (Dienstag, 15. Jänner, 18.30 Uhr; Mittwoch, 16. Jänner, 21 Uhr): Ein Kaufmann wird in einer Kleinstadt der 1920er Jahre des Mordes beschuldigt. Er ist unschuldig, doch der Justizapparat verfolgt ihn als Mörder - ganz einfach, weil er Jude ist. Der Film stellt die beklemmende, von Vorurteilen und Rassismus geprägte, Atmosphäre in einer Kleinstadt dar und zeigt die Wirkung antisemitischer Vorurteile, an die der Nationalsozialismus in der Folge anknüpfen konnte.

"Ein Geheimnis" (Mittwoch, 16. Jänner, 18.30 Uhr; Donnerstag, 17. Jänner, 21 Uhr): Anfang der 1950er Jahre versucht ein junger Franzose das Geheimnis seiner Familie, den jüdischen Hintergrund, das Schicksal und die Verstrickungen während der Besetzung Frankreichs durch das NS-Regime zu ergründen. Es geht in diesem Film um Erinnerung und Wahrheit, um die Suche der Nachgeborenen und um individuelle Verantwortung und Schuld. Der Film basiert auf der autobiografischen Novelle von Philippe Grimbert, der auch am Drehbuch mitwirkte.

"Der deutsche Frühling - Alpensaga" (Donnerstag, 17. Jänner, 18.30 Uhr): 1938 in einem Dorn in Oberösterreich. Der Film schildert auf beklemmende und überzeugende Weise die Verhaltensweisen, die Mentalitäten, den Opportunismus und auch das Ringen um Menschlichkeit von Bäuerinnen und Bauern, in deren Leben der Nationalsozialismus immer stärker eindringt. Der Film beginnt im März 1938 und zeigt das bäuerliche Leben unter der NS-Herrschaft. Im Zentrum steht eine junge Bauerstochter, die ihren von den Nazis verschleppten Bruder sucht.

"Im Dunkel/In Darkness" (Freitag, 18. Jänner, 18.30 Uhr): Lvov 1943. Vor dem Hintergrund wahrer Ereignisse um einen Kanalarbeiter und eine Gruppe verfolgter Juden zeichnet die Regisseurin A. Holland ("Hitlerjunge Salomon") ein realistisches Bild von Menschen, die der Nazi-Terror zusammengeführt hat. Es geht um Überleben im Dunkel der Kanalisation, um den Widerspruch von Charakterstärke und Eigennutz, um Liebe in ausweglosen Situationen und um die Suche nach Solidarität und Menschlichkeit. (red)

Film-Retrospektive: "Wie konnte es dazu kommen? Zwischen Gleichgültigkeit, Judenhass und Widerstehen"
Montag, 14. Jänner bis Freitag 18. Jänner 2013
Filmhaus Spittelberg
Spittelberggasse 3, 1070 Wien
Programm

Der Eintritt ist frei. Anmeldung und Kartenreservierung unter 01/531 26 3852, BMI-IV-7(at)bmi.gv.at oder über die Website der KZ-Gedenkstätte Mauthausen

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