Europa braucht eine einigere Wirtschaftspolitik

Jahr für Jahr organisiert die Sommerhochschule der Universität Wien ein internationales Sommerprogramm am Wolfgangsee, an dem Studierende aus der ganzen Welt teilnehmen. Heuer sind es 82 StudentInnen aus 33 Nationen, die vier Wochen lang intensiv European Studies betreiben werden. Neben den Seminaren aus Europäischem Recht, Politik, Wirtschaft und Geschichte stehen auch Deutschkurse auf dem Programm der Sommerhochschule, die sich durch die Internationalität der TeilnehmerInnen, die Interdisziplinarität des Kursangebots und die Interkulturalität des Lernprozesses auszeichnet.

Bei der feierlichen Eröffnung des diesjährigen Sommerprogramms konnte der Direktor der Sommerhochschule, Franz-Stefan Meissel, eine Reihe prominenter Ehrengäste begrüßen: Der Präsident der Nationalbank, Claus J. Raidl, war der Einladung gefolgt, als Keynote-Speaker über "Lessons from the Crisis" zu sprechen. Die offizielle Eröffnung der 63. Sommerhochschule nahm der Rektor Georg Winckler vor.

Weitere Ehrengäste waren der designierte Vizerektor Karl Schwaha, der neue IUW-Geschäftsführer Bernhard Wundsam und Margaretha Wallmann, die Direktorin des Bundesinstituts für Erwachsenenbildung, auf dessen idyllischem Campusgelände am Wolfgangsee die Sommerhochschule untergebracht ist. Der Verein der Freunde der Sommerhochschule war vertreten durch den ehemaligen Präsidenten und das ehemalige OeNB-Direktoriumsmitglied Peter Zdrahal sowie Generalsekretär Ernest Gnan (Leiter der Volkswirtschaftlichen Abteilung der OeNB).  

"Mehr Brüssel" gewünscht

Claus Raidl ging in seiner Eröffnungsrede auf die Ursachen der aktuellen Schuldenkrise ein, die er auf die amerikanische Subprime-Krise, übertriebene Marktgläubigkeit und "Gier" zurückführt. Als Mittel zur Bewältigung sieht er Reformen in der Wirtschaftspolitik und eine Stärkung der Regulierungsinstitutionen an. Es sei falsch, von einer Eurokrise zu sprechen, wohl aber bestehe Bedarf nach einer stärker geeinten europäischen Wirtschaftspolitik und insofern auch eine Notwendigkeit von "mehr Brüssel". Steuer- und Lohnpolitik sei von den Mitgliedstaaten zu verantworten, wohl aber müsse die Eurogruppe insgesamt ein größeres Augenmerk auf eine solide Budgetsituation der einzelnen Staaten legen.

Plädoyer für gemeinsame Wissenschaftspolitik

Rektor Winckler zweifelte in seiner Ansprache, ob die europäische Einigung nur auf wirtschaftlichen Gebiet überhaupt der allein richtige Weg sei; er sei immer überzeugter davon, dass Europa auch eine gemeinsame europäische Bildungs- und Wissenschaftspolitik benötige. Daher sei auch gerade die Sommerhochschule ein gutes Beispiel des interdisziplinären und interaktiven universitären Lernens, die an das Ideal der alten "universitas magistrorum et scholarium" erinnere. Die inspirierende Campus-Atmosphäre der Sommerhochschule verwirkliche das, was früher als "commensium" der Studierenden und Lehrenden zum Bild der Universität gehört habe.

Breitgefächertes Programm

Vortragende der diesjährigen Sommerhochschule sind Nikolaus Forgó (Universität Hannover), Peter Gerlich (Universität Wien), Ernest Gnan (OeNB), Verena Krausneker (Universität Wien), Ursula Kriebaum (Universität Wien), Sylvia Kritzinger (Universität Wien), Claudia Kwapil (OeNB), Andrea Lenschow (Universität Osnabrück), Franz-Stefan Meissel (Universität Wien), Jyoti Mistry (Universität Witwatersrand), Hanspeter Neuhold (Universität Wien/Diplomatische Akademie), Bernhard Schima (Juristischer Dienst der EU-Kommission) und Karl Vocelka (Universität Wien).

Studierende aus aller Welt

Die größten Studierendengruppen kommen heuer neben Österreich aus China (8), der Ukraine (7), Kanada, den USA, Russland und Macao (je 4). Weiters sind vertreten: Armenien, Australien, Aserbaidschan, Belgien, Bosnien-Herzegowina, Brasilien, Bulgarien, Deutschland, Griechenland, Großbritannien, Indien, Kenia, Kirgistan, Mazedonien, Malaysia, Neusseland, Niederlande, Portugal, Rumänien, Serbien, Singapur, Spanien, Tschechien, Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate. (red)

 Zur Liste