Sommerdiskurs 2014: Szenarien für Europa
Sommerhochschule der Universität Wien | 26. August 2014Im malerischen Salzkammergut fand Anfang August der Sommerdiskurs 2014 der Universität Wien statt. In diesem Jahr diskutierten die TeilnehmerInnen aus Wirtschaft, Recht und Kultur gemeinsam Zukunftsszenarien für Europa. Einige fotografische Eindrücke.

Im Sommerdiskurs präsentiert sich die Universität Wien als öffentlicher Raum, als Ort der sozialen Interaktion, als Forum des Nachdenkens und der Diskussion. Heuer widmete sich der Diskurs, der von 30. Juli bis 1. August am Campus der Sommerhochschule der Universität Wien am Wolfgangsee stattfand, ganz dem Thema "Von der (Un-)Gewissheit der Zukunft – Szenarien für Europa".

Die Eröffnungsrede hielt der Geschäftsführer des Kunsthistorischen Museums, Paul Frey: Er bearbeitete das Generalthema anhand der Ungewissheit in der Kunst und sprach über den "kunsthistorischen Krimi" der Sammlungsgeschichte rund um die Bronzegruppe "Europa und der Stier" in der Kunstkammer.

Das erste Diskussionspanel setzte sich mit europäischen Aspekten des Sozialrechts auseinander. Michaela Windisch-Grätz vom Institut für Arbeits- und Sozialrecht der Universität Wien (im Bild) gab einen Überblick über die Rechtsgrundlage der europäischen Personenfreizügigkeit. Anschließend stellte Matthias Neumayr, Richter am Obersten Gerichtshof (OGH), zentrale Entscheidungen des OGH und des EuGH zu Familienleistungen für Unionsbürger vor. Rolf Gleißner (WKO) ging auf die Rolle von Lohndumping und Schwarzarbeit im europäischen Sozialsystem ein. Zum Szenario der Finanzkrise 2008 schließlich sprach Josef Wöss (AK Wien).

Der Nachmittag war dem Thema "Migration und Integration in Europe" gewidmet. Erster Redner war Roland Verwiebe vom Institut für Soziologie der Universität Wien. Er veranschaulichte die Komplexität von "Migration" und stellte die unterschiedlichen Aspekte, Konzepte und Formen von "Migration" vor. Andreas Schloenhardt vom Institut für Strafrecht der Universität Wien (im Bild) konzentrierte sich auf die Flüchtlingsströme nach Westeuropa und gab einen Überblick der zurzeit angewandten Methoden im Umgang mit Flüchtlingen.

Die anschließende Podiumsdiskussion wurde von Alexandra Föderl-Schmid, Chefredakteurin der Tageszeitung "Der Standard", moderiert (im Bild). Margit Kreuzhuber (WKO) sprach über den Fachkräftemangel in Österreich und Maßnahmen, um die Zuwanderung von qualifizierten Arbeitskräften zu erhöhen. Evelyn Regner, EU-Parlamentsabgeordnete der SPÖ, stellte die Probleme der Flüchtlinge in den Mittelpunkt ihres Statements. Vizerektor Heinz Faßmann (im Bild li.) fokussierte auf die demographischen Entwicklungen in Europa und die damit einhergehenden Probleme.

Beschlossen wurde der erste Podiumstag durch ein Kammerkonzert von Mitgliedern der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Daniel Froschauer.

Am Vormittag des zweiten Seminartags konnten die TeilnehmerInnen einen der parallelen Workshops "Compliance und Unternehmenskultur" oder "Europe's Future – Lessons from the Past?" besuchen. Im von Franz-Stefan Meissel moderierte Compliance-Workshop diskutierten Experten wie Alexandra Föderl-Schmid, Johannes Freiler (Group Compliance Officer bei Rosenbauer International AG), Thorsten Güldner-Bervoets (Head of Capital Markets & Financial Sanctions Compliance bei RBI AG, im Bild), Christina Keinert-Kisin (Rechtsanwaltsanwärterin bei Baker&McKenzie und Lektorin an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Wien) und Josef Schmidinger (Vorstandsvorsitzender der sBausparkasse).

Im zweiten Workshop gingen die TeilnehmerInnen unter Leitung von Sylvia Kritzinger und Oliver Rathkolb der Frage nach, welche Lehren Europa aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts ziehen kann. Sylvia Kritzinger (Fakultätszentrum für Methoden der Sozialwissenschaften, Universität Wien) gab eine Einführung in die politikwissenschaftliche Cleavage-Theorie. Oliver Rathkolb (Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien) zeichnete die Entwicklungen nach, die zu den beiden Weltkriegen führten und wies auf Ähnlichkeiten und Gefahren in der heutigen Zeit hin.

Der akademische Abschluss des Sommerdiskurses der Universität Wien 2014 fand unter dem Titel "Vom Abgrund und dem Schritt darüber hinaus: Österreichische Medienpolitik zwischen Gratismentalität, Konvergenz und Konzentration" statt. Alfred Grinschgl (Geschäftsführer der RTR-GmbH), Helmut Hanusch (Generalbevollmächtigter der Verlagsgruppe News GmbH), Daniela Kraus (Geschäftsführerin von fjum_forum journalismus und medien) und Matthias Traimer (Verfassungsdienst Bundeskanzleramt) diskutierten mit dem Moderator Nikolaus Forgó über Journalismus und Medienpolitik in Österreich.

Wie jedes Jahr wurde der Sommerdiskurs auch heuer mit einem feierlichen Abendessen abgeschlossen, das diesmal nach einer Bootsfahrt über den Wolfgangsee im Weißen Rössl in St. Wolfgang stattfand. (Text: Sommerhochschule der Universität Wien)