Neuer "Leuchtturm der Wissenschaft"
Redaktion (uni:view) | 07. November 2013Der letzte offizielle Schritt, bevor das Gebäude am Oskar-Morgenstern-Platz in Normalbetrieb übergeht, ist getan: Am 6. November eröffneten Rektor Engl und Bundesminister Töchterle den neuen Standort der Mathematik und Wirtschaftswissenschaften im Beisein der Nachkommen von Oskar Morgenstern.

Im Oktober 2013 haben die Fakultät für Mathematik und die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Wien ihr neues gemeinsames Gebäude am Donaukanal bezogen - das im Rahmen der feierlichen Eröffnung am 6. November als neuer "Leuchtturm der Wissenschaft" bezeichnet wird.

Zur Eröffnung durch Bundesminister Karlheinz Töchterle, Rektor Heinz W. Engl, dem Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien Erwin Hameseder sowie Bezirksvorsteherin Martina Malyar finden sich zahlreiche Studierende und MitarbeiterInnen der Universität Wien sowie andere Interessierte im Hörsaal 1 des neuen Gebäudes ein.

Rektor Heinz W. Engl begrüßt im Vorfeld der Feier die Nachkommen von Oskar Morgenstern, die eigens aus den USA angereist sind: die Enkelinnen Natalie Morgenstern und Mara Orescanin, Tochter Karin Papp sowie deren Mann Michael Papp (v.r.n.l.)

"Die Universität Wien definiert sich als Innenstadt-Universität", so Engl in seiner Begrüßungsrede. Im 9. Bezirk wurde nach der Eröffnung der Sensengasse 3a und der Eröffnung der Währinger Straße 29 nun ein weiterer zentraler Standort der Universität Wien geschaffen. "Das nächste große Projekt wird der Neubau für die Lebenswissenschaften im 3. Wiener Gemeindebezirk in direkter Nachbarschaft zum Vienna Biocenter sein."

Freut sich über die neuen "Nachbarn": Wolfgang Klas (re. im Bild), Dekan der Fakultät für Informatik. Er ist bereits im November 2012 mit seiner Fakultät gemeinsam mit dem Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in den neuen Standort in der Währinger Straße 29 eingezogen.

"Mit der Umbenennung der Standortadresse 'Oskar-Morgenstern-Platz 1' hat die Universität Wien des großen österreichischen Wissenschafters Oskar Morgenstern gedacht", so Rektor Engl weiter. Morgensterns Forschungsgebiet, die Spieltheorie, sei an der Schnittstelle zwischen Ökonomie und Mathematik angesiedelt: "Im Sinne Oskar Morgensterns werden die Mathematik und Wirtschaftswissenschaften nun noch enger zusammen arbeiten." Um die Nachfahren Oskar Morgensterns zu begrüßen, wechselt Rektor Engl in die englische Sprache. Mit dem Namen Oskar Morgenstern schließe die Universität Wien an die große Zeit der Wiener Wissenschaft an, gedenke aber auch dem großen Unrecht, das zur Zeit des Nationalsozialismus begangen wurde. Im Bild die Tochter von Oskar Morgenstern Karin Papp und deren Mann Michael Papp.

Das Projekt "Umsiedlung der Mathematik und Wirtschaftswissenschaften" nahm unter Rektor Georg Winckler seinen Ausgang. Der Altrektor spricht in seiner Begrüßungsrede "von seinem Herzensprojekt". Die Fakultät für Mathematik habe laut Winckler schon seit längerem unter einem Raum-, die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften unter einem Standortproblem gelitten. Die Zusammenführung der beiden Fakultäten sollte zum einen diese Probleme lösen, zum anderen das interdisziplinäre Forschen, Lehren und Studieren erleichtern: "Oskar Morgenstern ging es darum, über die Entwicklung 'neuer Mathematiken' entscheidende Impulse in der Wirtschaftswissenschaft zu setzen und Probleme in der Wirtschaft zu lösen", so Winckler, der durch die räumliche Nähe der beiden Disziplinen auf eine fruchtbare Zusammenarbeit hofft.

"Es ist schön, ein Gebäude zu eröffnen, in dem zwei so renommierte Fakultäten der Universität Wien zusammenfinden", schließt Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle an. "Ausgezeichnete wissenschaftliche Leistungen brauchen ebensolche Rahmenbedingungen. Die beiden Fakultäten genießen weltweit ein hohes Ansehen – gemeinsam können sie noch stärker werden." Immerhin sei der persönliche Kontakt eine wichtige Voraussetzung für eine gute Kooperation: "Bei einem gemeinsamen Kaffee in der Mensa gelingt diese meist besser als über E-Mail." Töchterle weist außerdem auf die gelungene Umsetzung des "mitteleuropäischen Konzepts" der Universität Wien hin, Wissenschaft nicht an den Stadtrand zu verbannen, sondern ins urbane Zentrum zu holen. "Ich wünsche den beiden Fakultäten und der Universität Wien viel Erfolg. Sie ist eine große, glänzende Uni und wir sind froh, dass wir sie haben", beendet der Bundesminister seine Rede.

Unter den zahlreich erschienen Gästen: Vizerektorin Susanne Weigelin-Schwiedrzik sowie der Universitätsbeauftragte der Stadt Wien, Alexander Van der Bellen.

Die Universität Wien war auf der Suche nach einem innerstädtischen Standort – die Raiffeisen-Holding nach einem nachhaltigen Mieter für das Gebäude am Donaukanal, in dem zuvor die PVA untergebracht war. "Eine klassische Win-Win-Situation", meint Erwin Hameseder, Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien. "Bildung ist das wertvollste Gut unserer Gesellschaft – der Ausbau und die Adaptierung dieses Gebäudes ist eine Investition in die Zukunft." 7.500 Studierende und 800 Universitätsangehörige finden im neuen Gebäude optimale Bedingungen zum Studieren, Arbeiten und Forschen vor. "Ich freue mich, das Projekt mit der bekanntesten und größten Bildungseinrichtung des Landes zu realisieren", so Hameseder. Das Gebäude am Oskar-Morgenstern-Platz 1 steht im Eigentum der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien. Es wurde nach den Ansprüchen der Universität Wien umgebaut und langfristig an diese vermietet.

Die Bezirksvorsteherin Martina Malyar freut sich über die neuerliche "Standortwahl 9. Bezirk" der Universität Wien. Sie bezeichnet das neue Gebäude als architektonischen und inhaltlichen Leuchtturm mit Signalwirkung. "Wir haben nun 7.500 Studierende mehr in unserem Bezirk. Als alte Lehrerin freue ich mich über diesen frischen Wind." Malyar wendet sich außerdem entschuldigend "für alles was passiert ist" an die Nachkommen von Oskar Morgenstern. Oskar Morgenstern war Privatdozent für Politische Ökonomie an der damaligen Juridischen Fakultät der Universität Wien und Direktor des Österreichischen Instituts für Konjunkturforschung. Er wurde 1938 während einer Vortragsreise in die USA seines Amtes enthoben und von der Universität Wien vertrieben. "Es ist unsere Aufgabe täglich gegen Faschismus, Rassismus und Antisemitismus anzukämpfen – die Wissenschaft ist unser Garant, dass solchen Tendenzen entgegengewirkt wird", so Malyar.

Im Bild die Enkelinnen von Oskar Morgenstern: Mara Orescanin und Natalie Morgenstern.

Harald Peterka, Leiter des Raum- und Ressourcenmanagements der Universität Wien, lässt die letzten zwei Jahre Bauarbeiten in Bildern Revue passieren und nennt einige beeindruckende Zahlen: 807 Tage Bauzeit, 2.700 Meter Lichtleiter und 19 Kilometer Heizleitungen wurden verlegt, 500 Besprechungen wurden im Rahmen des Projekts abgehalten und 42 Räumlichkeiten für Lehrveranstaltungen geschaffen. Auf einer Nettogeschoßfläche von rund 30.000 Quadratmetern befinden sich insgesamt 800 Arbeitsplätze, und im 12. Obergeschoß entstand eine Besprechungs- und Tagungsfläche für bis zu 160 Personen. "In dem neu adaptierten Gebäude – mit GreenBuilding-Status – haben wir Wirtschaftlichkeit und Notwendigkeit in Einklang gebracht."

Anschließend bittet Cornelia Blum, Moderatorin der Veranstaltung und Pressesprecherin des Rektorats der Universität Wien, die Hausherren des neuen Gebäudes aufs Podium.

Der Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Oliver Fabel, zeigt sich froh, den finanziellen und organisatorischen Kraftakt gemeistert und nun gemeinsam mit der Mathematik den neuen Standort im Stadtzentrum bezogen zu haben. Mit den Worten: "Wir sind bunter und lauter als die PVA – trotzdem hoffe ich auf ein gutes Zusammenleben im 9. Bezirk", wendet er sich an Malyar und bedankt sich gleichzeitig für die Umbenennung in Oskar-Morgenstern-Platz: "Damit würdigen wir einen großen Wissenschafter, Kollegen und Menschen, der sich in den Wirtschaftswissenschaften verdient gemacht hat und dem großes Unrecht getan wurde." In der Umbenennung spiegle sich außerdem die wissenschaftliche Nähe der beiden Fakultäten wider.

"Heute endet der 26-jährige Marathon um Raumressourcen", beginnt Dekan Rindler seine Rede und betont: "Vor der ersten großen Umsiedlung hatten wir elf verschiedene Adressen." Mit diesem großartigen Standort sei die Fakultät für Mathematik nun für die Zukunft gut gerüstet. Rindler freut sich außerdem auf die künftige Kooperation im Haus: "Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften ist ja sehr gut", erklärt er und fügt schmunzelnd hinzu: "Vor allem auch aufgrund ihrer mathematischen Kompetenz". An der Fakultät für Mathematik gab es in den letzten Jahren viele exzellente Neuberufungen und großartige Drittmittelerfolge: "Unser Standort soll auch im metaphorischen Sinn zu einem internationalen Leuchtturm der Wissenschaft werden", schließt Rindler.

Anschließend spricht Lucia Grabetz im Namen der ÖH der Universität Wien zur neuen Standorteröffnung und bedankt sich bei Maylar für ihre Worte gegen Faschismus und Antisemitismus. Kritisch merkt sie an, dass Studierenden – noch – zu wenig Platz am neuen Standort eingeräumt werde, doch "sehe ich der Zukunft durchaus positiv entgegen, dass wir gemeinsam zu einer Lösung kommen werden."

Dann können sich die Gäste im Hörsaal 1 noch einmal zurücklehnen und den Klängen des Jazzquartetts der Universität Wien lauschen, bevor ...

... im Anschluss die Schlüsselübergabe von Erwin Hameseder an Rektor Heinz W. Engl und Bundesminister Karlheinz Töchterle ...

... sowie an die Dekane Harald Rindler und Oliver Fabel erfolgt: Ein Symbol dafür, dass das Gebäude nun in den Normalbetrieb übergeführt wird.

Anschließend haben die Festgäste Gelegenheit, den Dodekaeder, einen Körper mit zwölf Flächen, vor dem Gebäude zu bestaunen. Herwig Hauser vom Institut für Mathematik hat die künstlerische Gestaltung des Dodekaeder-Sterns initiiert.

In der Skylounge im 12. Stock wartet bereits das Buffet auf die Gäste, die hier bei Getränken und warmen Snacks den wundervollen Ausblick auf die Wiener Innenstadt genießen können. (Text: Petra Schiefer/ Fotos: Joseph Krpelan)