Die grüne Insel ruft (Tag 9)
Gastbeitrag von Simone Paul und Elisabeth Öberseder | 12. Februar 2015Von einer ehemalige Goldgräberstadt über den Lieblingsferienort der NeuseeländerInnen bis hin zu mächtigen Moränenzügen - die Exkursion führt unsere Geographie-Studierenden auch am neunten Tag zu spannenden Orten.
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9. Februar: Der Tag begann mit einem kurzen Stop in Arrowtown. Die Stadt gilt als "Vorzeigebeispiel" einer Goldgräberstadt, die um 1860 ihre Blütezeit erlebte. Die Goldvorkommen um Arrowtown sind auf glazialfluvialen Ursprung zurückzuführen. Im letzten glazialen Maximum war hier die Eisdecke sehr mächtig und der Gletscher konnte aufgrund der umliegenden Bergkette nicht weiter vordringen. Es bildeten sich daher riesige Endmoränen, in denen das Gold der Region abgelagert war. Ende des 19. Jahrhunderts gingen die Goldfunde zurück und der Goldrausch ließ allmählich nach. Die Stadt zerfiel nach und nach. Heute ist das komplett restaurierte Arrowton zusammen mit der Region um Queenstown eine der größten Touristendestinationen auf der Südinsel.
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Die Hochebene zwischen Arrowtown und unserem nächsten Ziel Wanaka wird touristisch im Winter als Skigebiet und im Sommer als Outdoor-Activity "Playground" genutzt. Im Winter sind Skifahren und "cross-country skiing", heliskiing, Schneeschuhwandern und winterliche Pferdetouren besonders gefragt, die sommerlichen Aktivitäten reichen von Wanderungen, Quad- und Pferdetouren bis zu Drachen- und Gleitschirmflügen. Die Vegetation besteht überwiegend aus Tussok-Gras, von dem nahezu die gesamte Fläche der Hochebene bedeckt ist.
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Das Cardronatal ist ein großes und breites Muldental, das im Gegensatz zu einem Trogtal nicht durch Gletscher entstanden ist. Grund dafür ist die Höhenlage des Gebietes, das aufgrund der fehlenden Einzugsgebiete immer oberhalb der Vergletscherung lag. In den glazialen Kaltzeiten herrschten hier ausgeprägte periglaziale Bedingungen, wodurch die Hänge kontinuierlich und flächenhaft verwitterten. Besonders dieses Tal wurde im Glazial und Postglazial durch Löss aufgefüllt. In den teilweise 40 bis 50 Meter hohen Lössvorkommen kommt es auch heute noch zu regelmäßigen Rutschungen und ausgedehnten linienhaften Erosionen und Gullybildungen. Das Gebiet ist geomorphologisch auch ohne menschlichen Einfluss hochaktiv und in Bewegung, und kann daher nur als Weideland bzw. eben touristisch genutzt werden.
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Die Stadt und die Gegend um Wanaka bilden "das Queenstown" für die neuseeländische Bevölkerung. Es ist bei NeuseeländerInnen als Ferienort sehr populär, da unter anderem die Skigebiete preiswerter sind als in Queenstown – und es einfach "ruhiger" ist. Der Tourismus in Wanaka ist anders als in Queenstown, wo eher die vermögende Schicht und die "Outdoor-Kick" suchenden Backpackers den Tourismus dominieren. Lake Wanaka ist ein natürlicher See, ein sogenannter glazialer Zungenbeckensee. Die Strandwälle des Sees werden durch die Wellen des Sees gebildet. Deren Größe und Position sind von der Windstärke und damit der Wellengröße abhängig. Durch den Wellenschlag kommt es am Ufer zur Bewegung der Sedimente und letztendlich zur Formung der Strandwälle.
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Nordwestlich vom Lake Wanaka liegt der Lake Hawea, welcher ebenfalls glazialen Ursprungs ist. Es gibt einen wesentlichen Höhenunterschied zwischen den beiden Seen. Beide Seen werden zur Energiegewinnung durch Wasserkraft genutzt und sind somit ebenfalls Teil des bereits früher vorgestellten Hydro-Power Systems des Clutha-Rivers – und dem besuchten Clyde-Damm. Die Landschaft mit den breiten Trogtälern und den ausgedehnten Moränenwällen ist wieder typisch glazial geprägt. Man findet hier vorwiegend das Tussok-Gras vor. Lössablagerungen sucht man jedoch vergebens, denn der Löss wurde von hier ausgeblasen und nach Westen verlagert. Daraus folgt auch die Nutzung als Schafweiden.
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Der nächste Stopp führte uns in die Region Haast. Diese Region befindet sich im Vorland einer Verwerfungszone, die sich von Nord-Nord-Ost nach Süd-Süd-West durch die gesamte Südinsel zieht. Die Gletscher reichten im letzten glazialen Maximum bis ans Meer, obwohl dieses etwa 120 Meter tiefer lag. Durch Erosion in den alpinen Quellgebieten und Akkumulationen in den flachen Gebieten des Alpenvorlandes bildeten sich mächtige bis zu 300 Meter hohe Moränenzüge, die als Konturen in der Landschaft im Bild erkennbar sind. Diese Region ist heute durch extrem hohe Niederschlagsmengen mit bis zu zehn bis 14 Metern im Jahr gekennzeichnet (zum Vergleich: In Wien sind es ca. 620 Millimeter im Jahr). Es gibt vereinzelt Schafweiden, ansonsten spielt besonders der aufkommende Tourismus eine große Rolle.
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In der Tasmansee kann man im Hintergrund die Reste der bereits beschriebenen alten Seitenmoränen erkennen, die seit der Ablagerung und besonders mit dem steigenden Meeresspiegel von der Brandung massiv erodiert wurden. Wie auf dem Bild deutlich zu sehen, besteht die Küste aus kleinem und großem stark gerundeten Geröll, welches durch die starke Strömung des Meeres an der Küste verteilt wurde. Durch die extreme Sedimentverfrachtung entlang der Küste fließen die ins Meer mündenden Flüsse durch diesen aufgeschütteten Strandwall. Der Fluss kann lediglich bei hohem Niederschlag und konsequenter hoher Wasserführung den Strandwall durchbrechen und selbstständig direkt bis zum Meer vordringen. Die Strände sind voll mit natürlichen Treibholz bzw. Totholz, welches zeitweise von den Flüssen in das Meer transportiert wird oder direkt bei der Küstenerosion aus den angrenzenden Wäldern ins Meer bricht.
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