Die grüne Insel ruft (Tag 8)
Gastbeitrag von Lisa Kwisda und Dominik Lippert | 12. Februar 2015Eindrucksvolle Bilder von Fjorden, Wasserfällen und kristallinen Gesteinen: Am achten Tag ihrer Exkursion sind die jungen GeographInnen mit einem Boot unterwegs und berichten, welche geomorphologischen Prozesse solch eindrucksvolle Landschaften entstehen lassen.
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8. Februar: Den heutigen Tag starten wir mit einer Bootstour durch den Fjord "Milford Sound", einem der nördlichsten im Fjordland. Die Tour beginnt am "Freshwater Basin", das mehr Süß- als Salzwasser enthält und deswegen diesen Namen trägt. Der "Milford Sound" ist einer von 14 Fjorden im Fjordland National Park, der etwa 1,2 Mio. Hektar misst. Vom Milford Pier kann man an sonnigen Tagen auf den Mitre Peak (1692 m) blicken, einem der weltweit höchsten Berge, die direkt von der Meeresoberfläche aufsteigen.
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Vor 20.000 bis 10.000 Jahren formten glaziale Prozesse die heutigen tief eingeschnittenen Fjorde. Die damals bis zu 2.000 Meter hohen mächtigen Gletscher erstreckten sich bis zur "Tasman Sea". So befinden sich u.a. auf dem heutigen Kontinentalschelf große Endmoränen. Durch die immense Tiefenerosion des Gletschers beträgt die Wassertiefe der Fjorde bis zu 127 Meter. Demgegenüber erheben sich beinahe senkrechte bis zu 700 Meter hohe Felswände. Auf den Hängen wachsen verschiedene, im Moos verwurzelte Buchenarten: Rot-, Silber- oder Bergbuche zählen zur nativen Vegetation in Neuseeland.
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Auf diesem Bild ist gut erkennbar, dass die steilen Klippen mit ihren glatten Flächen – als Ergebnis des Gletscherschliffs – durch flachere Stellen unterbrochen werden. Diese sind die Folge geomorphologischer Prozesse. Dafür verantwortlich sind zum einen frühere, eher flachgründige, Hangrutschungen und zum anderen extrem große Bergstürze, die trotz der reichlich vorhandenen Vegetation noch sehr gut erkennbar sind. Das Material dieser Prozesse wurde zum Großteil im Fjord abgelagert. Dazu kam es einerseits, als sich die Gletscher zurückzogen und dadurch die stabilisierende Hangbasis entfernt wurde, andererseits durch die dort vorherrschende NNS-SSW verlaufende tektonische Verwerfungszone mit den entsprechenden Erdbeben.
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Auffallend sind die hohen, unzähligen Wasserfälle, die aus den steilen Klippen entspringen. Nur zwei dieser Wasserfälle führen permanent Wasser – alle anderen sind von Niederschlägen und Schneeschmelze abhängig. Aufgrund der hohen Niederschlagswerte von 6,5 bis 9,5 Meter pro Jahr entstehen solche temporäre Wasserfälle relativ schnell. Die "Stirling Falls", die auf dem Bild zu sehen sind, haben eine Höhe von 155 Meter und wurden nach dem europäischen Entdecker Captain Stirling benannt.
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Dieses Gebiet ist geologisch und tektonisch sehr interessant, da sich genau zwischen Küste und Meer die australische Platte unter die pazifische Platte schiebt. Pro Jahr verschiebt sich die pazifische Platte (sprich das Festland) um durchschnittlich 37 Millimeter Richtung Süden und hebt sich gleichzeitig um ca. zehn Millimeter pro Jahr. In den letzten ca. 22 Mio. Jahren wurde das Gestein um zwölf Kilometer gehoben, wodurch heute vor allem hoch metamorphes Gestein zu finden ist.
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In diesem Tal befand sich ein großer Gletscher, der bis zur "Tasman Sea" hinausragte. Nachdem sich der Gletscher konstant zurückgezogen hat, sind – durch Felswandverwitterung oder Bergstürze – Schuttkegel entstanden. Der kontinuierliche Rückgang ist daran erkennbar, dass es nur eine Serie von Moränen derselben Höhe gibt. Die vorhandene Vegetation lässt außerdem darauf schließen, dass dieses Gebiet zurzeit relativ stabil und geomorphologisch inaktiv ist.
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Auf diesem Bild ist der Cleddau River zu sehen, der seinen Ursprung in den kristallinen Gesteinen der "Darran Mountains" hat: Ein hoch aktives und energetisches System, das die Kraft- und Erosionswirkung von Wasser zeigt. Nach hohen Niederschlägen fließen große Wassermassen ins Tal hinunter und nehmen dabei kleine Steine und Schotter mit sich. Steine, die in einem felsigen Spalt hängen bleiben, werden herumgewirbelt und formen über Jahrhunderte diese tiefen Kolke.
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