Von Dunedin – einer Stadt, die in Schottland entworfen und geplant wurde – geht es weiter Richtung Südwesten: Nach einigen Zwischenstopps erreichen die Studierenden der Universität Wien schließlich wieder die Südalpen Neuseelands, wo sie spontan einen Gipfel besteigen und ein Hochmoor entdecken.
7. Februar: Wir befinden uns nun in der Stadt Dunedin. Uns fällt sofort der "Grüngürtel" auf, der die Suburbs vom Zentrum trennt. Die komplette Stadt wurde in Schottland entworfen und geplant – ohne dass die neuseeländische Topographie bekannt war. Aus Platzmangel an den Hängen und – aufgrund des tonreichen Auflagematerials – der Gefahr von Rutschungen, wurde in der Bucht mit Schotter künstliche Landfläche geschaffen. Obwohl die Erdbebengefahr in der Region eher als unwahrscheinlich gilt, würde sich das künstlich geschaffene Land bei einem Erdbeben verflüssigen und zu extremen Gebäudeschäden führen. Dunedin ist bekannt für seine Universitäten und dem hervorragenden Gesundheitssektor, den auch BewohnerInnen der Nordinsel nutzen.
Vom Kriegerdenkmal aus haben wir einen sehr guten Blick auf Dunedin. Auf Grund des Zugehörigkeitsgefühls und der engen Bindung der Neuseeländer mit dem "Heimatland" Großbritannien, zog ein hoher Anteil der Bevölkerung in den 1. Weltkrieg nach Europa. Das Kriegerdenkmal auf der Otago Peninsula in Dunedin repräsentiert diese gefallenen Soldaten. Neuseeland verlor 50-60 Prozent seiner männlichen Bevölkerung und hat somit prozentual die höchste Gefallenenrate in diesem Krieg, obwohl die Inseln nicht direkt in dem Krieg involviert waren. Otago Peninsula wurde aus vulkanischem Gestein im Miozän gebildet und in den letzten Eiszeiten mit Löss überlagert.
Tunnelerosionen auf der Halbinsel sind keine Seltenheit. Das im Englischen so genannte "Soil Piping" entwickelt sich im Untergrund zwischen dem wasserundurchlässigen Vulkangestein und dem wasserdurchlässigen abgelagerten Löss. Das Wasser erodiert zwischen den zwei Schichten einen Tunnel im Boden, der einen Durchmesser von bis zu 2,5 Meter erreichen kann. Einerseits drainieren diese Tunnel den Hang und leiten das Wasser wie bei einem Kanal ab. Andererseits kann es zur Instabilität des darüber liegenden Bodens führen und diesen zum Einsinken bzw. Einstürzen bringen. Stürzen diese Tunnel ein, kommt es zu Stauwasserbildung, die lokal zu einem extrem hohen Porenwasserdruck führt und Rutschungen begünstigt.
Von Dunedin aus führt uns der Weg in Richtung Südwesten und wir passieren den Mündungsbereich des schon bekannten Clutha Rivers – der Beginn der Catlins Region. An dieser Küste erkennt man die Auswirkungen der Staumaßnahmen für Wasserkraft – wie beispielsweise des bereits besichtigten Clyde-Dames – sowie für die Bewässerung. Durch den Eingriff in das Flusssystem verringern sich die Schotteranlieferung und damit die Sedimentationsrate an der Küste. Erosion dominiert den hoch dynamischen Prozess der Küstenverlegung. Zwischen 1946 und 2012 erodierte die im Bild abgebildete Küstenlinie um 217 Meter. Allein in den letzten neun Jahren betrug die Erosion 13,3 Meter jährlich – Tendenz steigend. An anderen Stellen der Küste, bei denen nicht in das Flusssystem eingegriffen wurde, wächst die Küste, da die Sedimentanlieferung kontinuierlich weiter besteht, bzw. sogar durch Landnutzungsänderungen in den Einzugsgebieten (z.B. Entwaldung) vergrößert wurde und wird.
Wie auf dem Bild zu sehen ist, befinden sich kantige Steine im Löss. Diese weisen auf periglaziale Umweltbedingungen – während und in der abklingenden letzten Eiszeit – hin. Der Löss wird durch äolische Prozesse u.a. in den Depressionen abgelagert. Durch Tau- und Gefrierprozesse, und durch langsames hangabwärtsgerichtetes Kriechen, wurden die Gesteinsfragmente in den Löss eingearbeitet. Diesen Prozess nennt man Solifluktion. Besonders in den Gesteinsdepressionen finden sich diese Füllungen aus Löss, die in Neuseeland auch "debris filled depressions" genannt werden. Bei schweren Niederschlagsereignissen besteht die Gefahr von Rutschungen auf Grund der hohen Wassersättigung in diesen Ablagerungen.
Weiter geht die Reise durch "Southland" ins Landesinnere über große Lössgebiete, die durch sanfte Hügel (den sogenannten "rolling hills") gekennzeichnet sind. Da der Löss Großteils aus Schluff besteht, hat er ein gutes Wasserhaltevermögen und wäre als landwirtschaftliche Fläche sehr produktiv. Auf Grund des geringen Niederschlages werden diese Nutzflächen jedoch als Schafweide oder in den Flusstälern zum Getreideanbau genutzt. In Hangbereichen wird viel Forstwirtschaft betrieben. Zur Bewässerung, wie im MacKenzie Becken, fehlen weitgehend die Wasserressourcen.
Nach stundenlanger Autofahrt erreichen wir endlich wieder die Südalpen. Kurzfristig entschließen wir uns, die für morgen angedachte Wanderung auf heute vorzuziehen. Nach einer Stunde Aufstieg erreichen wir den Gipfel auf ca. 1050 Meter, der uns eine phantastische Aussicht auf glaziale Landformen bescherte. Oben besprechen wir die – durch glaziale Prozesse geformten – Landoberflächen wie: Kar, Karsee, Karschwelle, Trogtal, Trogschulter und vieles mehr.
Dieses Hochmoor entstand nach dem Rückzug der Gletscher. Diese überflossen den "Key Summit" und erodierten das metamorphe Gestein ab. Es blieben jedoch kleine Depressionen zurück, in denen sich Wasser sammeln konnte. In diesen Senken wurden dann Pollen eingeweht und es siedelte sich langsam Vegetation an. Durch die unzureichende Verwitterung der Biomasse entwickelt sich in diesen Staubereichen das Hochmoor über tausenden von Jahren. Gesunden Mooren wird eine große CO2-Speicherungsfähigkeit adressiert und sie sind daher ein wichtiges klimarelevantes Element.
Was die 21 Studierenden der Universität Wien über die Wechselwirkungen zwischen Umwelt und Gesellschaft in Neuseeland lernen, darüber berichten sie im Februar aktuell für uni:view – nachzulesen im Dossier "Die grüne Insel ruft" .