Die grüne Insel ruft (Tag 22)
Gastbeitrag von Marie-Theres Galas, Dominik Lippert u.v.m. | 28. Februar 2015Der letzte Programmpunkt der Exkursion ist die Besichtigung von Auckland – mit 1,5 Mio. EinwohnerInnen die größte Stadt Neuseelands. Am Ende des Tages – und der Reise – reflektieren die Studierenden die vielen Eindrücke und stellen fest: So "green and clean" ist Neuseeland leider nicht.
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21. Februar: Der heutige und somit letzte Tag unserer Exkursion beginnt in Hahei auf der Coromandel Peninsula. Von dort brechen wir in Richtung Nordosten nach Auckland auf. Nach dreistündiger Fahrt treffen wir dort in der Okahu Bay Brad Coombes, Gary Brierley und James Brasington, drei ortskundige WissenschafterInnen, die uns den Rest des Tages durch Teile von Auckland führen und uns Informationen zur Geschichte und Geographie der Stadt geben. Die Vorstellungsrunde erfolgt, wie am Bild zu sehen, am Strand der Okahu Bay.
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Das Gebiet um Auckland wurde ursprünglich vom Maori Stamm der Ngati Whatua besiedelt. Diese verkauften das Land für einen geringen Preis an die englische Regierung, um Schutz vor dem benachbarten, feindlich gestimmten Stamm zu erhalten. Die Vertragsbedingungen wurden von der Regierung jedoch nicht eingehalten und das Land wurde teuer weiterverkauft und in der Folge von den neuen Siedlern in Besitz genommen. Die ansässigen Maori wurden immer mehr zurückgedrängt und ausgeschlossen. Die auf dem Bild zu sehende Orakei Ebene ist das letzte Landstück, das den Maori von ihrer ursprünglichen Heimat in und um Auckland noch verblieb. Sie hat einen hohen symbolischen Stellenwert – aufgrund zahlreicher Auseinandersetzungen und des Widerstandes blieb die Ebene bis heute ein bedeutender Treffpunkt der Kulturen. Arm und Reich treffen hier direkt aufeinander.
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Vom Orakei Block und dessen Bevölkerung (Ngati Whatua) gehen heute zahlreiche soziale Projekte aus: Wohnprogramme, Altenbetreuung, eine Klinik für gesellschaftlich benachteiligte Menschen mit kostenloser Behandlung, usw. Ein weiteres Projekt ist die Schaffung von "Food Gardens" – eine Möglichkeit für die ansässige Bevölkerung, Obst und Gemüse im Marae selbst anzubauen und zu ernten. Ziel ist es, ein besseres Bewusstsein für gesunde Ernährung zu schaffen. Auf dem Bild sieht man die Umsetzung eines solchen Projektes zur Schaffung von Wohnmöglichkeiten für die ältere Maori-Bevölkerung. Finanziert werden diese sozialen Projekte durch ein Pensionistenheim, das aufgrund seiner Lage sehr hohe Gewinne abwirft die direkt dem Maori-Stamm der Ngati Whatua zur Verfügung stehen.
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Die Inhalte der Rohre, die auf dem Bild zu sehen sind, haben unterschiedliche Ursprünge. In einem Rohr wird das Abwasser dieser Gegend ungefiltert und direkt an die Küste und ins Meer geleitet. Das zweite Rohr führt das Wasser eines ehemaligen Flusses, welcher in ein unterirdisches Abflussrohr künstlich verlegt wurde. Angeregt durch Renaturierungsmaßnahmen in Europa gibt es ein Projekt, diesen Fluss wieder an die Oberfläche rückzuverlagern. Da der Fluss durch städtisches Gebiet verläuft, muss man eigentlich von einem technischen Rückbau ("re-engineering") sprechen. Da die gesamte Talbreite jedoch intensiv genutzt wird ist es eine große Herausforderung, dies umzusetzen. Deshalb soll dieses Projekt auch als Vorbild für andere künstliche Flussbettverläufe in ganz Neuseeland dienen.
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Auf diesem Foto sieht man die Skyline von Auckland mit deren CBD (Central Business District). Auckland ist mit 1,5 Mio. EinwohnerInnen die größte Stadt Neuseelands. Man kann sie auch als eine sehr multinationale Stadt bezeichnen. Eine der stärksten Einwanderungsgruppen bilden heute AsiatInnen. Nach einer kurzen Wanderung zur Aussichtsplattform auf einem erloschenen Vulkan überwältigte uns der Anblick der Metropole. Zwei der herausragendsten Bauten, auf dem Bild gut sichtbar, sind der Fernsehturm und die Harbour Bridge. Bereits zehn Jahre nach dem Bau der Brücke war diese zu klein für das wachsende Verkehrsaufkommen und es wurden links und rechts jeweils zwei Fahrspuren hinzugefügt, die so genannten "Nippon Clip - Ons". Die somit zur Verfügung stehenden acht Fahrspuren werden variabel dem auftretenden Verkehr angepasst indem zweimal am Tag die Betonsperren, welche die Fahrtrichtungen trennen, versetzt werden. So stehen in den Hauptverkehrszeiten im Frühverkehr fünf Spuren zur Verfügung, um in die Stadt, und drei, um in die nördlichen Siedlungen zu kommen. Am Abend ist es umgekehrt und die PendlerInnen können erneut fünf Fahrspuren nutzen, um zurück in die Wohngebiete zu kommen. Im vorderen Bildabschnitt sieht man einen Teil des Kraters des erloschenen Vulkans. Die Stadt Auckland und das Umland befinden sich auf einem vulkanisch höchst aktiven Gebiet.
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Dieses Bild zeigt den jüngsten Vulkan der Umgebung. Der sogenannte Rangitoto brach zuletzt vor etwa 750 Jahren aus und bildet seitdem eine große Insel in der Nähe des Stadtgebietes. Aber auch das restliche Stadtgebiet wird von ca. 50 erloschenen Vulkankegeln geprägt. An neue Ausbrüche und damit verbundenen Katastrophen denkt man hier jedoch nicht gerne. Das Gefahrenbewusstsein der Bevölkerung ist aufgrund der langen Zeitintervalle zwischen Eruptionen wenig bis gar nicht vorhanden, was gerade die Stadtverwaltung von Auckland vor größte Herausforderungen stellt.
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Unsere vielen Eindrücke der Exkursion – nicht nur die des letzten Tages, sondern auch der letzten Wochen – reflektieren wir ebenfalls an einem schönen, schattigen Platz in der Nähe der Aussichtsplattform. Das allgemein bekannte Image Neuseelands als "green and clean" haben wir im Laufe der Exkursion in einem kritischen Licht betrachtet. Egal was wir uns anschauten – ob große Ebenen, aride Gebiete in Central Otago, Küstenstreifen, Hochgebirge mit den gewaltigen Gletschern, weitläufige Flusssysteme mit den Hydroenergie, aktive Vulkane wie den Mt. Ruapehu oder riesige Aufforstungen mit den entsprechenden Abholzungen – überall sahen wir die enge Wechselwirkung zwischen der Natur und der Gesellschaft und ihrem Wirken im weitesten Sinne. Abschließend stellen wir fest: So "green and clean" wie alles scheint ist Neuseeland leider nicht. Es wurde uns deutlich vor Augen geführt, wie komplex viele einfach wirkende Dinge sind. Das Fazit für alle ist: Es war eine schöne Zeit mit einem abwechslungsreichen und höchst lehrintensiven Programm. Wir kehren mit vielen neuen Eindrücken nach Wien zurück.
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Am Ende des sehr sonnigen und wunderschönen Tages trifft sich die gesamte Gruppe noch zu einem Abschlussessen an der "Waterfront" Aucklands um einen gemeinsamen letzten Abend zu verbringen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge beenden wir die Exkursion und finden uns zu einem letzten Gruppenfoto zusammen – toll war's. (Text und Fotos: Marie-Theres Galas, Dominik Lippert, Natalie Wolf, Berthold Schöbitz, Simone Paul, Doris Gruber)
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