Am Tag 17 besuchen die Geographie-Studierenden die Region um Taupo, die seit über 20 Millionen Jahren vulkanisch aktiv ist, fahren über die Desert Road, eine der schönsten Straßen Neuseelands, nach Moawhango, wo sie den Tag in einem Marae der Maori ausklingen lassen.
Nach einer dreißig minütigen Autofahrt von unserer Lodge im Whakapapa Village am Fuße des Mt. Ruapehu erreichen wir einen Aussichtspunkt, von wo wir den Lake Taupo und die umliegende Region hervorragend sehen können. Es handelt sich beim Lake Taupo um eine Caldera (spanisch für Kessel), die sich nach dem Einsturz einer riesigen Magmakammer gebildet hat. Der Taupo See befindet sich in der Taupo Volcanic Zone (TVZ), ein Gebiet, dass seit ca. 20 Millionen Jahren in verschiedenen Phasen vulkanisch aktiv ist. Die heutige Landschaft prägen besonders Ignimbrite. Dabei handelt es sich um pyroklastisches Material, das in Kombination mit feinem Aschematerial große ebene Bodendecken ausbildete. Aufgrund der exzellenten klimatischen und hydrologischen Gegebenheiten und dem Ausgangsmaterial wird dieses Gebiet vorwiegend für die Forstwirtschaft genützt.
In der TVZ ist die kontinentale Kruste aufgrund der Spannungen, die durch die Subduktion der pazifischen unter die indisch-australische Platte entstehen, und den aufsteigendem aufgeschmolzenen pazifischen Platten recht dünn und von vielen Bruchzonen durchzogen. Deshalb gibt es hier einen intensiven Vulkanismus und man findet viele hydrothermale Quellen. Diese entstehen dadurch, dass das magmatische Material und heiße Gase immer wieder in Gängen in Erdoberflächennähe aufsteigen und somit mit Grundwasser in Kontakt kommen und dieses stark erhitzen. Diese Thermalquellen werden sowohl im wirtschaftlichen Bereich zur Energiegewinnung, als auch für den Tourismus genützt. Wie im Bild erkennbar bildet sich ein gelber Schwefelrand um die Quelle und zusätzlich ist die Vegetation auch von einem weißen Lack, der aus Kalk besteht, überzogen.
Auf dem Weg zu den Maoris, die wir an diesem Tag noch treffen sollen, können wir die charakteristischen Tephraschichten, die diese Gegend stark prägen, unmittelbar neben der Straße erkennen. Bei näherer Betrachtung der einzelnen Horizonte lässt sich einiges feststellen: Das oben aufliegende Material wird durch die Verwitterung zerkleinert und geochemisch verändert – und weiter unten im Profil wieder angelagert. Die auffällig schwarzen Horizonte sind Paläohorizonte. Darunter versteht man vegetationsreiche Horizonte auf denen Verwitterung stattfand. Nach den vulkanischen Eruptionen wurden diese von Tephraschichten überlagert und eingeschlossen.
Auf dem Weg zu unserem nächsten Stopp fahren wir entlang der Desert Road in das Gebiet nördlich von Taihape. Diese Straße führt an einem militärischen Sperrgebiet vorbei, das nach wie vor für Truppenübungen genutzt wird und in dem wir viele Panzerspuren erkennen. Auf der anderen, östlichen Straßenseite, befindet sich der Mt. Ruapehu – würde ein Lahar (Schlammlawine bestehend aus vulkanischem Material mit Wasser) an dessen Seitenhang hinunterfließen, so wäre das auf dem Bild abgebildete Hauptstromnetz, das den auf der Südinsel gewonnenen Strom in die Auckland Region der Nordinsel befördert, extrem gefährdet.
Früher war diese Straße relativ schmal und geschottert, da diese nur selten befahren wurde. Sie galt bei Neuseeländern aber immer schon als eine der schönsten Straßen des Landes. Im Laufe der Zeit stieg die Attraktivität auf Grund der faszinierenden Landschaft an und sie wurde in Folge dessen ausgebaut. Abseits der Straße, entlang der Berghänge befinden sich große Weideflächen für die Schafzucht, welche auch stark von gravitativen Massenbewegungen geprägt sind. Es gibt einige große Schaffarmen, sogenannte "Stations", in dieser Region.
Ursprünglich befand sich auch dieses Gebiet unterhalb des Meeresspiegels. Durch tektonische Hebung der südlichen Ruahine und nördlichen Kaweka Range wurden die zuvor abgelagerten marinen Sedimentschichten flächenhaft gehoben und leicht verstellt. Gleichzeitig konnte sich der bereits existierende Fluss in die hebende Landmasse einschneiden und das Tal wurde stark eingeschnitten. Das Ergebnis dieses Jahrtausende andauernden Prozesses ist das heutige V-förmige Tal. In diesen parallel angeordneten Schichten sind Kalksteinbänke, die eine Mächtigkeit zwischen fünf und 20 Meter aufweisen können, eingelagert. Diese sind extrem resistent gegenüber Erosion. Um auch hier eine extensive Schafzucht zu ermöglichen, wurde das Gebiet großflächig entwaldet und zur Weidefläche umfunktioniert.
Mit einem herzlichen "Kia Ora" (Hallo, Danke) werden wir im Whitikaupeka-Marae in Moawhango im Rahmen einer Begrüßungszeremonie empfangen. Gemäß den traditionellen Verhaltensregeln bilden die Männer beim Eintreten in das Marae (Wohnort der Maoris) einen seitlich und hinten schützenden Halbkreis um die Frauen. Nachdem sich die Maoris sowohl in ihrer Sprache, als auch in Englisch vorstellen, präsentieren auch wir uns in unserer Sprache und in Englisch. Diese ca. 30 minütige Zeremonie wird mit dem traditionellen Hongi (Nasenkuss) beendet. Anschließend wird uns sowohl die Familienkirche als auch eine für sie historisch bedeutsame Badestelle am Moawhango River gezeigt. Abends gibt es ein phantastisches Festessen und wir übernachten gemeinsam mit einigen Maoris in deren Whare Runanga (Versammlungshaus) – und hatten eine kalte Nacht…
Was die 21 Studierenden der Universität Wien über die Wechselwirkungen zwischen Umwelt und Gesellschaft in Neuseeland lernen, darüber berichten sie im Februar aktuell für uni:view – nachzulesen im Dossier "Die grüne Insel ruft" .